Franziskus vermittelte zwischen USA und Kuba

Papst Franziskus hat offenbar die Präsidenten der USA und Kuba persönlich zu einer Wiederannäherung ermutigt. Das erklärten US-Präsident Barack Obama und führende US-Politiker am Mittwochabend in Washington.

Obama lobte den Papst für seine Vermittlungsgespräche. Der US-Präsident hatte zuvor einen radikalen Kurswechsel in der Kuba-Politik der USA angekündigt. 53 Jahre nachdem beide Länder ihre diplomatischen Beziehungen abgebrochen haben, will Washington wieder eine Botschaft in Havanna eröffnen, Handelsbeschränkungen aufheben und Reisen nach Kuba erleichtern. Vereinbart wurde auch die Freilassung von Gefangenen. Am Abend wandte sich in Havanna auch der kubanische Staatspräsident Raul Castro an das Volk.

Wie die „Washington Post“ berichtete, erörterte Obama bei seinem Treffen mit Papst Franziskus im März die Beziehungen der USA zu Kuba und speziell die Freilassung von Gefangenen. Die Zeitung zitierte einen US-Regierungsvertreter: „Präsident Obama hat enormen Respekt vor Papst Franziskus. Sein persönliches Engagement ist sehr wichtig für uns.“

Briefe an Obama und Castro

Der Vatikan bestätigte am Mittwochabend, der Papst habe persönliche Briefe an Obama und Castro geschrieben und zur Lösung „humanitärer Fragen von gemeinsamem Interesse“ gemahnt. Dabei habe er auch „die Lage einiger Häftlinge“ angesprochen. Ziel sei die Anbahnung einer „neuen Phase“ in den Beziehungen der beiden Staaten gewesen. Im Oktober fand laut der Mitteilung in Rom ein vom Vatikan moderiertes Treffen zwischen US-amerikanischen und kubanischen Diplomaten statt.

Weiter erklärte der Vatikan, der Papst begrüße die „historische Entscheidung“ der beiden Regierungen, diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Sie handelten damit im „Interesse ihrer Bürger“. Der Vatikan wolle den Aufbau der bilateralen Beziehungen weiterhin unterstützen.

Ende der Sanktionen gefordert

Erst am Dienstag war der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Edward Kurtz, mit Präsident Obama und Vizepräsident Joseph Biden im Weißen Haus zusammengetroffen. Worum es bei dem rund einstündigen Gespräch im Oval Office ging, wurde nicht bekannt. Laut katholischen US-Medien hatte Kurtz um das Treffen gebeten. Kurtz gab sich nach einem Bericht des katholischen Senders EWTN „wortkarg“ über die Unterredung. Von der Botschaft des Vatikans in Washington war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Außenminister John Kerry und Vatikan-Staatssekretär Pietro Parolin waren diese Woche in Rom zusammengekommen. Zuvor hatten sich im Oktober - im Geheimen und hinter verschlossenen Türen - im Schatten der Bischofssynode Delegationen aus Kuba und den USA getroffen.

Der Vatikan fordert schon lange ein Ende der US-Sanktionen gegen Kuba. „Kuba sollte sich der Welt öffnen, und die Welt sollte sich Kuba öffnen“, rief Papst Johannes Paul II. bei seinem historischen Besuch auf der Insel 1998. Auch Papst Benedikt XVI. sprach sich bei seiner Kuba-Visite 2005 für ein Ende der Sanktionen aus.

religion.ORF.at/KAP

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