Bayern: Christen dürfen bei PEGIDA nicht mitmachen

Die beiden bayerischen Erzbischöfe haben am Donnerstag scharfe Kritik an den Montagsumzügen der fremdenfeindlichen PEGIDA („Patriotische Europäer gegen Islamisierung des Abendlands“) geübt.

PEGIDA wurde vor mehreren Wochen vom vorbestraften Dresdner „Wutbürger“ Lutz Bachmann initiiert und organisiert. Der Bamberger Erzbischof und Weltkirchenbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, (DBK) Ludwig Schick, sagte am Donnerstag im Sender Deutschlandradio Kultur, die Demonstrationen der islamkritischen Initiative PEGIDA bereiteten ihm Sorge. „Dort herrschen Rassismus, Nationalismus und diffuse Ängste“, so Schick. Er habe dazu aufgerufen, sich von PEGIDA zu distanzieren: „Christen dürfen dort nicht mitmachen.“

Der Münchner Erzbischof und DBK-Vorsitzende Kardinal Reinhard Marx sagte gegenüber de deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA, es handle sich um Gruppen, die Stimmung machen wollten. Dabei hätten sie die „schrecklichen Ereignisse im Irak und in Syrien“ im Blick.

Die rechte Szene in Deutschland sei laut Marx nicht kleiner geworden. „Auf der anderen Seite gibt es tatsächlich islamistische Eroberungsrhetorik, da müssen Sie nur ins Internet schauen. Das befeuert sich gegenseitig. Umso deutlicher müssen wir machen, dass die oft traumatisierten Flüchtlinge ja gerade deshalb zu uns kommen, weil sie radikalen islamistischen Terroristen ausweichen“, so der Kardinal. Wollten ihnen auch die meisten Bürger helfen, müsse dennoch „klar und deutlich in die Schranken gewiesen werden“, wer jetzt dagegen aufwiegle.

„Antidemokratische“ Bewegung

Auch die Kirchen im Bundesland Sachsen stehen dem Phänomen mit Sorge gegenüber. Im Gespräch mit Radio Vatikan (Donnerstag) sagte Michael Glatz von der evangelisch-lutherischen Kirche in Sachsen allerdings: „Ich wäre vorsichtig, PEGIDA mit Neonazismus oder Rechtsextremismus gleichzusetzen, wie wir ihn aus anderen Organisationen kennen.“ Dennoch müsse man die Gruppe kritisch betrachten, denn im Kern sei sie antidemokratisch, so Glatz, der auch Geschäftsführer des ökumenischen Netzwerkes Kirche für Demokratie ist, die sich mit dem Problem des Rechtsextremismus auseinandersetzt.

Der Kern der Bewegung sei, dass sie „offen ist für rechtsextremes Gedankengut“, so Glatz. Deshalb haben sich alle christlichen Kirchen in Sachsen gemeinsam für Nächstenliebe und Respektierung aller Menschen in Deutschland ausgesprochen. Dass PEGIDA vor allem in Sachsen Fuß fasse und weniger in anderen Regionen Deutschlands, habe wohl mit den sozialen Problemen und der Aufarbeitung des Endes der DDR zu tun, so Glatz.

Islam nicht verunglimpfen

Das „Berliner Forum der Religionen“ rief am Mittwoch dazu auf, eine „Verunglimpfung“ besonders des Islams zu beenden. In dem Aufruf kritisierte das Gremium, dass Demonstrationen etwa der PEGIDA an Zulauf gewinnen. Das Forum rief dazu auf, fremdenfeindlichen Aktionen „energisch entgegenzutreten und sich schützend vor Menschen zu stellen, die durch das Aufheizen des gesellschaftlichen Klimas mehr und mehr in akute Gefahr geraten“. Dem Appell schloss sich der Initiativkreis der „Langen Nacht der Religionen“ an.

„Zunehmende Gewaltbereitschaft“

„Wir sehen mit großer Sorge, dass in Deutschland wieder Flüchtlingsunterkünfte und Gotteshäuser bedroht und angegriffen werden“, heißt es in der Erklärung weiter. Die verschiedenen Religionen angehörenden Unterzeichner befürchten eine „zunehmende Gewaltbereitschaft“. Zugleich räumen sie ein, dass es Menschen gebe, „die Hass und Gewalt aus vermeintlich religiösen Gründen verbreiten“.

Dabei handelten diese jedoch zumeist gegen die Grundsätze ihrer eigenen Religion. „Sie benutzen die Religion als Legitimations- und Motivationsbegründung für ihre eigenen machtpolitischen, ökonomischen und unmenschlichen Ziele.“ Die Führungskräfte in Religionsgemeinschaften, Politik und Gesellschaft seien deshalb dringend aufgerufen, „jeglicher Gleichsetzung von Religion und Gewalt entgegenzutreten“.

Das Forum der Religionen ist ein Ergebnis des „Berliner Dialogs der Religionen“, zu dem der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vor rund vier Jahren erstmals eingeladen hatte.

religion.ORF.at/KAP

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