Zeitung: Franziskanerorden am Rande der Pleite

Der weltweite Franziskanerorden steht wegen hoher Schulden am Rande des finanziellen Zusammenbruchs. Die Schweizer Justizbehörden sollen Millionen Euro beschlagnahmt haben, berichtete die Tageszeitung „La Stampa“.

Die Gelder sollen in Gesellschaften investiert worden sein, gegen die wegen illegaler Geschäfte, unter anderem Drogen- und Waffenhandel, ermittelt wird. Auch millionenschwere Ausgaben für die Restaurierung eines vom Orden verwalteten Hotels im Zentrum Roms sind ins Visier der römischen Justizbehörden geraten, berichtete die Tageszeitung „Corriere della Sera“ am Freitag.

Mitbrüder zum Gebet aufgerufen

Der Generalminister des Franziskanerordens, der US-Amerikaner Michael Anthony Perry, bestätigte in einem Brief an allen Franziskaner, dass die finanzielle Stabilität des Ordens schwer gefährdet sei. Die Probleme seien auf Aktivitäten der für Wirtschaftsfragen zuständigen Abteilung des Ordens zurückzuführen, erklärte Perry. Er rief die Mitbrüder auf, für den Orden zu beten.

Ein Franziskaner beim Gebet

REUTERS/Alessandro Garofalo

Der Generalminister des Franziskanerordens hat die Mitbrüder zum Gebet für den Orden aufgerufen

Die intransparenten Operationen sind auf die Zeit zurückzuführen, in der Perrys Vorgänger Jose Rodriguez Carballo im Einsatz war. Dieser war 2013 von Papst Franziskus in die Kurie zum zweiten Verantwortlichen der Ordenskongregation berufen und zum Erzbischof ernannt worden.

Orden als Opfer eines „Riesenbetrugs“

Ins Visier der Ermittler sind Personen außerhalb des Ordens geraten, hieß es. Dieser sei „Opfer eines Riesenbetrugs“, berichtete „La Stampa“. Der Orden habe ein hoch qualifiziertes Anwälteteam eingesetzt, um Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. Perry erklärte, er begreife „die Enttäuschung“ vieler Mitbrüder und bezog sich auf das Beispiel von Papst Franziskus und seines Einsatzes für Wahrheit und Transparenz in den finanziellen Aktivitäten der Kirche.

Papst Franziskus benannte sich nach Franz von Assisi (1181/1182 bis 1226), der den Franziskanerorden im Mittelalter als Bettelorden gegründet hatte. Die Franziskaner leben nach dem Gelübde der Armut. Heute ist der Orden nach eigenen Angaben mit 14.000 Mitgliedern die zweitgrößte Bruderschaft der Welt nach den Jesuiten und in etlichen Ländern aktiv. Zu erkennen sind sie am weißen Strick um ihre meist braune Kutte. Die drei Knoten stehen für die Gelübde Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam.

religion.ORF.at/APA/dpa

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