Ökumene-Verantwortliche stellen Website zu 1517 vor

Die Ökumene-Verantwortlichen der evangelisch-lutherischen und der katholischen Kirche haben am Donnerstagabend in Rom die Ergebnisse eines ökumenischen Internetprojekts vorgestellt.

An der Präsentation der Website www.2017gemeinsam.de („2017 gemeinsam unterwegs“) nahm auch der Präsident des Päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Kurt Koch, teil. Er unterstrich in seinem Statement die große ökumenische Bedeutung des Reformationsjubiläums 2017. Allerdings müsse gefragt werden, wie das Reformationsgedenken in der ökumenischen Gemeinschaft von Lutheranern und Katholiken begangen werden könne, sagte Koch. Generalsekretär Martin Junge vom Lutherischen Weltbund versicherte, die Lutheraner seien jedenfalls nicht an „geschichtsvergessenem Triumphalismus“ interessiert.

Gegenseitige Bitten um Vergebung

Die evangelischen Christen feiern 2017 den 500. Jahrestag des Wittenberger Thesenanschlags durch Martin Luther (1483 bis 1546). Die Veröffentlichung der Ablassthesen am 31. Oktober 1517 gilt als Beginn der Reformation. Beide großen Kirchen planen eine Reihe von Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Jubiläum. Ökumenischer Höhepunkt soll am 11. März 2017 ein gemeinsamer Versöhnungsgottesdienst der Kirchen sein. Mit dem Gottesdienst wollen sich die Konfessionen unter dem Stichwort „Heilung der Erinnerungen“ gegenseitig um Vergebung für entstandene Verletzungen bitten.

Der Schweizer Kardinal Kurt Koch

Reuters/Alessandro Bianchi

Kardinal Kurt Koch

Wenn das Jahr 1517 als Epochenbeginn - „Beginn der Reformationszeit“ - aufgefasst werde, stehe das Gedenken „unter dem Vorzeichen von Streit und Konflikt“ sowie einer „antikatholischen Polemik und kämpferischen Rhetorik“, sagte Kardinal Koch bei der Podiumsdiskussion in der römischen evangelischen Christuskirche. Würden hingegen Martin Luthers Ablass-Thesen als Einladung zur Auseinandersetzung verstanden, erinnere 1517 an eine Zeit, in der die Einheit der Kirche noch nicht zerbrochen gewesen sei. „Das bedeutet, dass das Jahr 2017 gar nicht anders als in der ökumenischen Gemeinschaft begangen werden kann.“

Lutheraner-Vertreter beim Papst

Papst Franziskus hatte zuvor am Donnerstag die Spitzenvertretern der deutschen Lutheraner empfangen. In seiner Ansprache warb er für ein gemeinsames Reformationsgedenken von lutherischen und katholischen Christen. Dabei hätten sie erstmals Gelegenheit, „weltweit ein und dasselbe ökumenische Gedenken zu halten, nicht in Form einer triumphalistischen Feier, sondern als Bekenntnis unseres gemeinsamen Glaubens“. Im Mittelpunkt des Ereignisses stehe neben Freude über die Ökumene die Bitte um Vergebung für die wechselseitige Schuld.

Koch war sich mit anderen Diskussionsteilnehmern einig, dass Katholiken und Lutheraner Buße tun sollten für die „Missverständnisse, Böswilligkeiten und Verletzungen“, die sie einander in den vergangenen 500 Jahren angetan hätten. „Ein solcher Buß-Akt sollte der erste Schritt eines gemeinsamen Reformationsgedenkens sein.“ Er äußerte zugleich die Hoffnung, dass ein gemeinsames Gedenken Chancen biete, weitere Fortschritte zu erreichen „und nicht bloß bei dem Erreichten stehenzubleiben“.

Verbundenheit zum Thema machen

Bei der Präsentation des Internetprojekts www.2017gemeinsam.de - ebenfalls in der Christuskirche - sagen die Initiatoren aus der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und der Vereinigten Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD), die Kirchen wollten dadurch die ökumenische Verbundenheit mit Blick auf das Reformationsjahr 2017 thematisieren. Auf der Website könnten die Nutzer vor allem über Statements bekannter Persönlichkeiten diskutieren.

Das Projekt habe deutlich gemacht, wie man neue ökumenische Aktionen gestalten könne, erklärten die Initiatoren. „Zugleich wurde aber durchaus kontrovers darüber diskutiert, ob und wie man der Reformation gedenken beziehungsweise ob und wie man sie feiern solle - eine Frage, die ja gerade für ein ökumenisches Begehen von großer Bedeutung ist“, sagte der Vorsitzende der DBK-Ökumenekommission, Bischof Gerhard Feige. Das Grundanliegen eines gemeinsamen Gedenkens könne nur sein, dass „niemand anderes als Jesus Christus in der Mitte zu stehen hat“, so Feige.

„Große ökumenische Einigkeit“

Das ökumenische Internetprojekt wurde vom 23. April bis 24. November 2014 durchgeführt. Es wurde vom Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes in Verbindung mit der VELKD und dem Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn organisiert.

Der evangelische Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin) sagte, die Kirchen seien "nahe beieinander. Er hob die reformatorischen Prinzipien „solus Christus“ (Allein Christus) und „solo verbo“ (Allein das Wort) hervor, über die heute große ökumenische Einigkeit bestehe. Er verwies auch auf die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, die der Lutherische Weltbund und der Vatikan vor 15 Jahren vereinbart hatten. Ulrich regte an, dass beide Kirchen ab 2017 eine Gemeinsame Erklärung zu Kirche, Eucharistie und Amt in Angriff nehmen. Das habe Kardinal Koch selbst zuerst ins Gespräch gebracht.

religion.ORF.at/KAP

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