Religionsgemeinschaften: Aufruf gegen Terror

Gewalt im Namen Gottes sei für Gläubige aller Religion die größte Blasphemie, betonte Kardinal Christoph Schönborn. Gemeinsam mit österreichischen Religionsvertretern ruft er zu einer „Allianz gegen den Terror“ auf.

Wiens Erzbischof Christoph Schönborn hat sich am Sonntag dankbar über die Allianz „Gemeinsam gegen den Terror“ nach den Anschlägen in Paris gezeigt. „Gewalt im Namen Gottes ist für Gläubige gleich welcher Religion die größte Blasphemie“, erklärte er in einer Aussendung. Die Islamische Glaubensgemeinschaft hatte bereits am Samstag zur Teilnahme an der Gedenkveranstaltung in Wien aufgerufen.

„Gemeinsam gegen den Terror“

Rund 12.000 Menschen sind am Sonntag auf den Ballhausplatz zur Gedenkveranstaltung „Gemeinsam gegen den Terror“ anlässlich der Terrorattacken in Frankreich gekommen. Zuvor gab es eine Mahnwache vor der französischen Botschaft.
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„Die Überwindung von Terror und Gewalt kann nur dann gelingen, wenn sich alle Menschen guten Willens für ein Zusammenleben in Gerechtigkeit und Frieden sowie bedingungslos für Menschenrechte und Religionsfreiheit einsetzen“, sagte Kardinal Schönborn gegenüber „Kathpress“ und sprach dabei von einem „Dauerauftrag für Politik, Kirchen, Religionen und die ganze Gesellschaft“.

Auf Seite der Opfer und der Verfolgten

„Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren“, das zweite der zehn Gebote gelte nicht nur für Juden und Christen, sondern sinngemäß für jeden religiösen Menschen, führte der Wiener Erzbischof weiter aus. „Als Christen stehen wir nicht nur heute, sondern immer auf Seite der Opfer und der Verfolgten und müssen ihnen konkret helfen“, sagte der Kardinal. Dazu gehöre „das inständige Gebet für die Opfer und ihre Angehörige, aber auch für die Täter, dass sie von ihren Untaten lassen und wieder zum Guten zurückfinden“.

Ähnliche Worte fand der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker. „Eine Gewaltanwendung im Namen der Religion ist auf das Entschiedenste abzulehnen“, erklärte er und sprach sich für einen verstärkten Dialog mit den Muslimen aus. „Gewalt darf kein Raum gegeben werden, die Grundwerte, auf denen Europa beruht, müssen verteidigt werden.“

Adnan Ibrahim unterzeichnet ein Plakat mit dem Aufruf "Nein zu Gewalt"

ORF/Marcus Marschalek

In der Schura-Moschee in Wien unterzeichnen viele Muslime nach dem Freitagsgebet ein klares Bekenntnis gegen Gewalt und Terror und für den Frieden

„Islam missbraucht“

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) sprach sich „in tiefer Betroffenheit nach den entsetzlichen Terroranschlägen in Frankreich“ für ein gemeinsames starkes Zeichen für den sozialen Zusammenhalt, das friedliche Zusammenleben im demokratischen Rechtsstaat und die Freiheit der Meinung, der Rede und der Kunst aus.

„Die Attentäter haben den Islam nicht nur missbraucht, sondern frontal angegriffen“, hieß es in einer IGGiÖ-Aussendung. „Sie spekulieren darauf, dass die Islamfeindlichkeit in Europa steigen wird. Polarisierung und Spaltung sollen ihren Allmachtsfantasien frustrierte und ausgegrenzte Leute zutreiben. Als Muslime müssen wir dem gemeinsam entschieden Einhalt gebieten.“

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