Offener Brief: Fehlendes Gedenken jüdischer Opfer

In einem offenen Brief an die Bundesregierung hat die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) kritisiert, dass der jüdischen Opfer des Terroranschlags von Paris nicht gedacht wurde.

Es erfülle die Israelitische Kultusgemeinde „mit Befremden und Trauer, dass bei der gestrigen beeindruckenden Gedenkkundgebung am Ballhausplatz vergessen wurde, das Wort ‚jüdische Opfer‘ auch nur ein einziges Mal zu erwähnen“, so die Aussendung von IKG-Präsident Oskar Deutsch, die am Montag über die APA versendet wurde. Dabei war die Kultusgemeinde „sogar als eine der Religionsgemeinschaften Miteinlader“.

„Starben, weil sie Juden waren“

Unter den Opfern des blutigen Teroranschlags waren vier Juden, die am Freitag von einem islamistischen Geiselnehmer in einem jüdischen Supermarkt erschossen wurden. Die vier Terroropfer im jüdischen Supermarkt seien nicht, wie erwähnt, „als Angehörige verschiedener Religionen, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren“ gestorben, sondern weil sie am Freitagnachmittag für den kommenden Sabbat Einkäufe getätigt hätten, so Deutsch weiter: „Sie starben, weil sie Juden waren!“

Der jüdische Supermarkt in Paris, in dem es zu einer Geiselnahme durch Islamisten kam

APA/EPAEtienne Laurent

Der jüdische Supermarkt in Paris, in dem es zu einer Geiselnahme durch Islamisten kam

Nach den Anschlägen in Toulouse und Brüssel mit jeweils vier Toten sei das der dritte Terroranschlag islamistischer Fanatiker gegen eine jüdische Einrichtung in Europa gewesen, so die Aussendung. „Die jüdische Gemeinde fragt sich, warum es so schwer erscheint, der jüdischen Menschen zu gedenken und diese auch beim Namen zu nennen, damit sie niemals vergessen werden. Sie waren Bürger Europas, die wegen ihrer Religion hingerichtet wurden.“

„Alle sind Charlie, keiner ist Jude!“

Danach nennt der IKG-Präsident die Namen der jüdischen Opfer und schreibt: „Alle sind Charlie, keiner ist Jude!“. In Frankreich seien „eindeutige Erklärungen der Politik und Zivilgesellschaft“ erfolgt, so Deutsch in der Aussendung weiter. „Die jüdische Gemeinde stellt sich die Frage, wieso es in Österreich bei einer so wesentlichen Veranstaltung, die wir vollinhaltlich mit unserer Teilnahme als Veranstalter unterstützt haben, nicht möglich, ist eine klare Aussage und Solidarität der Bundesregierung zu erhalten?“, so die IKG.

Opfer werden in Jerusalem beigesetzt

Die vier jüdischen Opfer werden am Dienstag in Jerusalem beigesetzt. Die Begräbniszeremonie ist am Mittag auf dem Givat-Schaul-Friedhof am Eingang der Stadt geplant, wie ein Sprecher des israelischen Außenministeriums bestätigte. Die Särge mit den sterblichen Überresten sowie die Angehörigen werden am Dienstagmorgen in Israel erwartet. Ein islamistischer Attentäter hatte Joav Hattab (21), Johan Cohen (22), Philippe Braham (45) und Francois-Michel Saada(60) am Freitag in einem Geschäft am östlichen Stadtrand von Paris getötet.

religion.ORF.at/dpa

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