Muslime weltweit verurteilen neue Mohammed-Karikatur

Muslime in aller Welt haben die neuen Mohammed-Karikaturen der Satire-Zeitung „Charlie Hebdo“ verurteilt. Kritik kam vor allem von muslimischen Religionsgelehrten aus Ägypten, dem Iran und den Philippinen.

Die dschidahistische Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) bezeichnete die Zeichnungen als „extrem dumm“. „Charlie Hebdo“ war am Mittwoch erstmals seit dem tödlichen Anschlag auf die Redaktion vor einer Woche erschienen - mit einer neuen Mohammed-Karikatur auf dem Cover. Die „gottlose Zeitung“ wolle aus den Ereignissen Kapital schlagen, in dem sie eine Ausgabe verkaufe, in der der Prophet beleidigt werde, hieß es am Mittwoch in einer Erklärung im Radiosender Al-Bayan, den die IS-Extremisten in von ihnen kontrollierten Gebieten in Syrien und im Irak ausstrahlen.

Die erste Ausgabe von Charlie Hebdo nach dem Anschlag auf die Redaktion war schnell ausverkauft

APA/EPA/Eddy Lemaistre

Die erste Ausgabe von Charlie Hebdo nach dem Anschlag auf die Redaktion war sofort ausverkauft

Der Weltverband der muslimischen Religionsgelehrten nannte die neuen Mohammed-Karikaturen „unklug“. Es sei „weder sinnvoll noch logisch noch klug“, derartige Zeichnungen zu veröffentlichen, in denen der Prophet beleidigt oder der Islam angegriffen werde, teilte die vom in Katar ansässigen Prediger Yussif al-Qaradawi geleitete Organisation mit. Der Prediger mit ägyptischen Wurzeln gilt als Graue Eminenz der Muslimbrüder.

Der Verband erklärte weiter, die Attentäter von Paris seien eine Minderheit, die weder den Islam noch die Muslime vertreten würden. Allerdings richteten sich die Karikaturen nicht gegen die Attentäter, sondern „gegen den von eineinhalb Milliarden Muslimen verehrten Propheten“. Derartige Karikaturen stützten die These von Attentätern, wonach der Westen gegen den Islam sei. Solche Veröffentlichungen schürten „Hass, Extremismus und Spannungen“.

„Charlie Hebdo“-Veröffentlichung „ignorieren"

Die einflussreiche islamische Al-Azhar-Universität in Kairo forderte Muslime auf, die „Charlie Hebdo“-Veröffentlichung zu „ignorieren“. Der Prophet sei „zu erhaben“, um durch diese „hasserfüllte Frivolität Schaden zu erleiden“. Die in Ägypten ansässige Al-Azhar-Institution ist die einflussreichste Lehranstalt des sunnitischen Islam.

Irans Außenminister Javad Zarif hat mit Blick auf die Mohammed-Karikatur auf der aktuellen Titelseite der französischen Satire-Zeitung „Charlie Hebdo“ Respekt für Heiligkeiten verlangt. „Wenn wir nicht lernen, einander zu achten, wird es sehr schwer in einer Welt unterschiedlicher Meinungen und unterschiedlicher Kulturen und Zivilisationen“, sagte Zarif am Mittwoch in Genf vor einem Gespräch mit US-Außenminister John Kerry im Atomstreit. „Wir werden keinen ernsthaften Dialog führen können, wenn wir damit anfangen, die Werte und Heiligkeiten der anderen zu verachten“, sagte Zarif. „Wir glauben, dass Heiligkeiten respektiert werden müssen.“

"Teufelskreis des Extremismus“ weiter anheizen

Das iranische Außenministerium teilte mit, die Karikaturen seien „beleidigend“ und „provokativ“. Damit würden die Gefühle der Muslime weltweit verletzt. Zudem könnten sie „den Teufelskreis des Extremismus“ weiter anheizen. Ministeriumssprecherin Marzieh Afkham erklärte, die Anschläge von Paris stünden „in komplettem Widerspruch zur islamischen Lehre“. Die neuen Mohammed-Karikaturen allerdings seien ein „Missbrauch der Meinungsfreiheit, was heutzutage im Westen üblich ist“.

In den Philippinen gingen in der mehrheitlich muslimischen Stadt Marawi rund 1.500 Menschen aus Protest gegen die Karikaturen auf die Straße. Einige reckten die Fäuste in die Luft, zudem wurde ein „Charlie Hebdo“-Plakat verbrannt. „Was in Frankreich passiert ist, die ‚Charlie Hebdo‘-Morde, ist eine moralische Lektion für die Welt, jede Religion zu respektieren, insbesondere die Religion des Islam“, hieß es von den Veranstaltern.

religion.ORF.at/APA/AFP/Reuters

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