Fortpflanzungsmedizin: Verbände fordern Aufklärung

Die vier mitgliederstärksten Laienorganisationen der römisch-katholischen Kirche wollen das am Mittwoch im Nationalrat beschlossene neue Fortpflanzungsmedizingesetz nicht hinnehmen.

„Wir fordern das Überdenken dieses Gesetzes und die Evaluierung aus der Sicht des Kindeswohls“, sagte Gerda Schaffelhofer, Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Mitglieder der Allianz, die sich gegen die Einführung der Eizellenspende und der Präimplantationsdiagnostik (PID) wendet, sind neben der KAÖ die Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände (AKV), der Katholische Familienverband Österreichs (KFÖ) und die überkonfessionelle „aktion leben“. Sie forderten bei der gemeinsamen Pressekonferenz eine umfassende Aufklärung und unabhängige Beratung der Betroffenen über die Chancen und Risiken in der Fortpflanzungsmedizin und wollen die Diskussion über das Gesetz aufrechterhalten.

Social-Media-Kampagne gegen das Gesetz

Die Plattform hatte eine Social-Media-Kampagne gegen das Gesetz geführt. E-Mails an die Abgeordneten seien jedoch großteils ignoriert worden, kritisierte Schaffelhofer.

„Das Gesetz ist ein ethischer Dammbruch und zeigt: Embryonen haben keine Lobby“, empörte sie sich. Sie befürchte, dass als nächster Schritt die Leihmutterschaft erlaubt werden könnte. Um das zu verhindern, forderte sie die Prüfung einer Verankerung des Verbots der Leihmutterschaft in der Verfassung. Gertraude Steindl, Präsidentin der „aktion leben“ kündigte an, Jugendliche in Schulen verstärkt über die PID und die Eizellenspende informieren zu wollen und eine Homepage mit niederschwelligen Informationen bereitzustellen.

„Wir werden die psychologische Beratung für Eizellenspenderinnen einfordern“, betonte auch Alfred Trendl, Präsident des KFÖ. Der Gynäkologe Johannes Huber kritisierte, dass die Gesetzesnovelle nicht dazu genutzt worden sei, um die In-vitro-Fertilisation sicherer zu machen, und forderte eine zentrale Dokumentationsstelle. Einen Appell für eine solche Einrichtung hat der Nationalrat am Mittwoch mittels Entschließungsantrag an die Bundesregierung gerichtet.

Fortpflanzungsmedizingesetz: Bischöfe enttäuscht

Generalsekretär Peter Schipka dankt Abgeordneten, die gegen das Gesetz gestimmt haben - „Hochachtung“ für jene, die dabei „das eigene Gewissen über die Parteilinie gestellt haben“.

Die Österreichische Bischofskonferenz bleibt dabei: „Das neue Fortpflanzungsmedizingesetz ist ein ethischer Dammbruch, das mehr Probleme schafft, als es vorgibt zu lösen.“ Das erklärte deren Generalsekretär, Peter Schipka, nachdem das Gesetz am Mittwoch mehrheitlich beschlossen wurde.

Es sei „enttäuschend und demokratiepolitisch sehr bedenklich, dass derart fundamentale Fragen, die massiv in Leben und Rechte von Kindern, Frauen und künftigen Generationen eingreifen, im Eilzugsverfahren durchgezogen werden“, so Schipka unter Verweis auf die verkürzte Begutachtungsfrist und die vermeidbare Eile.

Dank an Abgeordnete, die gegen Gesetz gestimmt haben

Der Generalsekretär der Bischofskonferenz dankte allen Abgeordneten, die gegen das Gesetz gestimmt haben, insbesondere jenen aus dem Klub der FPÖ und des Teams Stronach. „Besonderer Dank und Hochachtung“ gebühren jenen Abgeordneten, die „das eigene Gewissen über die Parteilinie gestellt haben“ und abweichend von Parteivorgaben gegen das Gesetz gestimmt haben.

Aus Sicht der Bischofskonferenz wäre es „besser gewesen, jetzt kein neues Gesetz zu beschließen, das mit der Freigabe der Eizellspende und der Präimplantationsdiagnostik (PID) weit über das vom Höchstgericht Geforderte hinausgeht“. Die letzten Wochen hätten gezeigt, wie nötig eine breite Diskussion gewesen wäre. „Aus vielen Gesprächen mit politischen Verantwortungsträgern habe ich den Eindruck gewonnen, dass es große Wissenslücken über die Reproduktionsmedizin, ihre beschränkten Erfolgschancen und die negativen Auswirkungen auf Frauen und Kinder gibt“, sagte Schipka gegenüber „Kathpress“.

Menschenwürde schützen

Gleichzeitig würdigte er das Engagement weiter Teile der Gesellschaft und der katholischen Kirche. Die Initiative www.kinderbekommen.at, die von den mitgliederstärksten Organisationen der Kirche getragen wird, habe gezeigt, wie stark die Vorbehalte gegen das neue Gesetz seien. Die Bischöfe seien all jenen dankbar, die in den sensiblen Fragen am Beginn des Lebens die Würde des Menschen umfassend schützen wollen. Dies sei das einzige Interesse der Kirche und der Grund für das kirchliche Engagement in bioethischen Fragen, erläuterte Schipka, der auf eine „Wendepunkt“ und eine noch breitere gesellschaftliche Allianz in diesen Fragen hofft.

Von den insgesamt 183 Abgeordneten nahmen 161 an der namentlichen Abstimmung über das Fortpflanzungsmedizinrechtsänderungsgesetzes teil. 113 Mandatare stimmten dafür, 48 waren dagegen.

religion.ORF.ORF.at/APA/KAP

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