Houellebecq: Religion sichert Werte

Der französische Schriftsteller Michel Houellebecq nennt in der „Süddeutschen Zeitung“ den Vorwurf, sein aktuelles Buch „Unterwerfung“ sei islamfeindlich, „kompletten Unsinn“. Religion sichere Werte, so Houellebecq.

Nach Ansicht Houellebecqs hat die Aufklärung den Menschen die Religion genommen. „Und es geht nicht ohne Religion“, sagte der 56-Jährige im Interview mit der Onlineausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstagausgabe). Er selbst sei aber nicht gläubig: „Das ist ja das Tragische.“ Seit seinem 13. Lebensjahr denke er, dass das Universum so unfassbar sei und es nicht sein könne, dass alles so da sei. Dennoch gelinge es ihm nicht zu glauben.

Houellebecq: „Leben ohne Religion traurig“

Houellebecqs neu erschienener Roman „Unterwerfung“ sorgt derzeit für Schlagzeilen. Darin schildert er, wie im Jahr 2022 ein Muslim französischer Präsident wird, worauf die Elite zum Islam konvertiert. Das Buch kam am 7. Jänner heraus, dem Tag des Attentats auf die Redaktion der Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“. Unter den Opfern war auch ein Freund Houellebecqs.

Der französische Schriftsteller Michel Houellebecq

APA/AP/Martin Meissner

Michel Houellebecq

Der Autor zeigte sich überzeugt, dass der Mensch die Religion brauche, um die eigenen Werte abzusichern. „Das Leben ist ohne Religion einfach so über alle Maßen traurig.“ Doch weder mit dem Katholizismus noch mit dem Buddhismus habe er sich anfreunden können. Mit letzterem habe er sich sogar „furchtbar gelangweilt“.

Über seine Mutter - „Ach die“- erzählte der Autor, dass sie alle paar Jahre „irgendwo andershin konvertiert“ sei. Mittlerweile sei sie bei den Russisch-Orthodoxen gelandet.

„Enormer Aufwind“ des Islam in Europa

Den Vorwurf, sein aktuelles Buch sei islamophob, nannte der Schriftsteller „kompletten Unsinn“. Gleichzeitig betonte er, dass nach diesen Attentaten jeder, der darauf Lust verspüre, auch das Recht habe, ein islamophobes Buch zu schreiben. Denn die Attentate seien vor allem ein Anschlag auf die Meinungsfreiheit gewesen. Sein Roman beleidige den Islam in keiner Weise. „Wenn ich Angst habe, dann nur davor, dass jetzt viele Angst haben, ihre Meinung zu sagen.“

Der Held in „Unterwerfung“, ein Universitätsdozent namens Francois, wird später Muslim. Für diese Wende habe er sich entschieden, „weil der Islam gerade enormen Aufwind in Europa habe“, sagte Houellebecq. Im Grunde könnten nur Zivilisationen überleben, die auf einer Religion fußten. Außerdem bekomme, wer gläubig sei, mehr Kinder. „Und die Mehrheit setzt irgendwann ihre Werte und Vorstellungen durch.“

religion.ORF.at/KAP/KNA

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