Landau: Mit Kinderarmut in Osteuropa nicht abfinden

„Die größte vergessene Katastrophe ist die Kinderarmut in Osteuropa“, so Caritas-Präsident Michael Landau im Gespräch mit Kathpress. Landau besuchte Caritas-Kinderkampagne Hilfseinrichtungen in der Ukraine.

Es gehe um die „unsichtbaren Kinder Osteuropas“, Kinder in Heimen, Kinder auf der Flucht, Kinder mit Behinderungen, Kinder, die von ihren Eltern auf der Arbeitssuche zurückgelassen wurden, Kinder aus abgelegenen, ländlichen Gebieten, so Landau: „Die Situation dieser Kinder hat sich noch nicht verbessert und bis heute gibt es hier Formen von Unterernährung und Bildungsmangel, die mit der Situation in manchen Gebieten in Afrika südlich der Sahara vergleichbar sind.“

Michael Landau in einem Kinderzentrum in einem Kiewer Vorstadtbezirk

APA/Angelika Kreiner

Michael Landau in einem Kinderzentrum in einem Kiewer Vorstadtbezirk

Die Caritas sehe es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben, „diese Kinder sichtbar zu machen, ihnen einen Platz in der Gesellschaft und eine Zukunft zu ermöglichen“.

Projekte für Straßenkinder in Kiew

In Kiew unterstützt die Caritas beispielsweise Projekte für Straßenkinder, Sozialwaisen und benachteiligte Jugendliche, die von der karitativen Stiftung „Fond Aspern“ getragen werden. Auf dem Areal eines früheren staatlichen Waisenhauses bieten Caritas und „Fonds Aspern“ 24 Wohnplätze für Kinder und Jugendliche.

Im angeschlossenen Ausbildungszentrum haben rund 70 Kinder pro Jahr die Chance in verschieden Berufe hinein zu schnuppern und rund 25 obdachlose Jugendliche besuchen regelmäßig das Tageszentrum. In der Wohngemeinschaft werden u.a. ehemalig wohnungslose Jugendliche und Abgänger eines Waisenheims im Alter von 16 bis 23 Jahren auf dem Weg in die Selbständigkeit begleitet. Vor kurzem wurde zudem ein Familienkinderhaus eröffnet, in dem Pflegeeltern mit bis zu zehn Kindern leben.

Startwohnung und Mutter-Kind-Zentrum in Kiew

Landau eröffnete im Rahmen seines Besuchs in Kiew eine Startwohnung für drei wohnungslose Familien. Die Wohnung ist möbliert und einfach ausgestattet. Die Aufenthaltsdauer wird zeitlich befristet. Die Familien können dort zunächst zur Ruhe kommen, gemeinsam mit Sozialarbeitern des „Fond Aspern“ werden neue Lebensperspektiven erarbeitet. Die ersten betreuten Bewohner sind freilich Flüchtlingsfamilien aus der umkämpften Ostukraine.

Spendenhinweis:

Caritas-Spendenkonten: Erste Bank: IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560, BIC: GIBAATWWXXX, PSK: IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004, BIC: OPSKATWW; Kennwort: Kinder in Not

Die Caritas hat in Kiew weiters gemeinsam mit dem „Fond Aspern“ auch ein Mutter-Kind-Zentrum errichtet. Ziel des Zentrums ist es, schwangeren Frauen und Müttern in Krisensituationen durch Beratung und temporäre Unterkunft zu ermöglichen, ihre Kinder bei sich zu behalten und eine neue Lebensperspektive zu erarbeiten. Das Zentrum ist das erste dieser Art in ganz Kiew.

Nothilfebudget für Partnerorganisationen

In der ostukrainischen Stadt Charkiv arbeitet die Caritas u.a. mit der Partnerorganisation „Sozialer Hilfsdienst“ zusammen. Die Caritas hat dem Hilfsdienst ein Nothilfebudget zur Verfügung gestellt: Lebensmittelpakete und Hygieneartikel und Kleidung werden an ca. 500 Personen verteilt, darunter viele Kinder.

Caritas und „Sozialer Hilfsdienst“ sind vor allem auch im Flüchtlingszentrum „Romaschka“, einem ehemaligen Kinderferienlager, aktiv und verteilen Hilfspakete. Die privaten Besitzer haben seit Beginn der Krise Binnenflüchtlinge aufgenommen und versuchen, so gut es geht, einige Räume winterfest zu machen. Aktuell werden Renovierungs- und Sanierungsarbeiten durchgeführt.

Renovierung zerstörter Gebäude

In Slowjansk bemüht sich die Caritas Ukraine gemeinsam mit der österreichischen Caritas um die Renovierung zerstörter Gebäude, damit sowohl Einheimische wie auch Flüchtlinge den Winter überstehen können.

In Slowjansk, das in der Region Donezk liegt, brach im vergangenen Sommer der Krieg aus, zumindest derzeit wird in dem Gebiet, das unter Regierungskontrolle steht, nicht gekämpft. Insgesamt wurden bisher rund 1.000 zerstörte Wohnungen mit neuen Fenstern ausgestattet sowie u.a. ein Kindergarten und eine Sportschule renoviert. Beide Einrichtungen waren bei den Kämpfen zwischen Armee und Separatisten im Sommer stark beschädigt worden.

Landau im Kathpress-Gespräch vor Ort: „Die Kinder in der Ukraine sind Kinder wie überall anders auch und sie haben wie alle Kinder auf dieser Welt das Recht auf Sicherheit und Zukunftsperspektiven. Wenn Kinder nicht in die Schule gehen können, hat das dramatische Auswirkungen auf ihre Zukunft. Kinder sind die Zukunft der Gesellschaft.“

Insgesamt unterstützt die Caritas in Ost- und Südosteuropa 224 Hilfsprogramme. Rund die Hälfte davon sind speziell für Kinder. Ziel der Caritas ist es, im Rahmen der aktuellen Kampagne, 50.000 Kindern in Not ein chancenreiches Aufwachsen und den Zugang zu Bildung zu ermöglichen.

religion.ORF.at/KAP

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