Bischof Kapellari gibt Rücktritt bekannt

Wie der Grazer Diözesanbischof in einem am Samstag veröffentlichten Hirtenbrief mitteilte, wird Papst Franziskus dem „wiederholten Ersuchen um Entpflichtung“ vom Amt entsprechen.

Papst Franziskus wird „in wenigen Tagen“ dem „wiederholten Ersuchen um Entpflichtung“ vom Amt entsprechen, so der dienstälteste Bischof Österreichs in seinem Hirtenbrief, dem „letzten offiziellen Schreiben“. Gleichzeitig gibt er bekannt, dass der Papst jetzt noch keinen neuen Bischof ernennen wird, und dass daher das Grazer Domkapitel für die Zeit der Sedisvakanz einen Diözesanadministrator wählen wird.

Bischof Kapellari

APA/Barbara Gindl

Bischof Egon Kapellari gibt seinen Rücktritt bekannt

„Ein Wort zum Abschied“

In dem Hirtenwort mit dem Titel „Ein Wort zum Abschied“ verweist Kapellari darauf, dass er bereits vor vier Jahren mit Vollendung seines 75. Lebensjahres um seine Entpflichtung gebeten habe. Papst Benedikt XVI. habe damals dieses Gesuch „nunc pro tunc“ („jetzt für später“) angenommen und zugleich wurde seine Amtszeit um zwei Jahre verlängert. Diese Frist sei aber „kein verbindlicher Rahmen“ gewesen und auch die Zeit seither „wurde keineswegs als Provisorium gestaltet“. Inzwischen im 80. Lebensjahr stehend und aufgrund einiger gesundheitlicher Probleme habe er „erneut eindringlich um Entpflichtung gebeten“. Dem werde nun entsprochen und die bischöfliche Amtszeit endet mit dem Datum der Veröffentlichung der päpstlichen Entscheidung.

„Mein Abschied von der Leitung der Diözese ist zeitlich nicht schon mit der Ernennung eines neuen Diözesanbischofs verbunden“, führt Bischof Kapellari weiter aus. Von daher wird das Grazer Domkapitel in seiner Eigenschaft als „Collegium Consultorum“ innerhalb von acht Tagen nach der offizielle Annahme seines Rücktritts einen Diözesanadministrator wählen.

Verzögerungen bei der Neubesetzung

Vor diesem Hintergrund ersucht Bischof Kapellari, die erneute Verzögerung bei der Besetzung des Bischofssitzes mit dem Gebet zu begleiten und darauf zu vertrauen, dass sich „alles gut fügen wird“. Ein wichtiger Grund für diese Verzögerung habe auch mit der Berufung des früheren Grazer Weihbischofs Franz Lackner zum Erzbischof von Salzburg zu tun. In dieser Situation müssten alle innerhalb der Kirche die „Bemühungen um ein gutes Miteinander nicht nur beibehalten, sondern sogar verstärken“.

Für die Zeit seiner Emeritierung schreibt der Bischof, dass er in der Diözese bleiben und helfen werde, wo er noch kann und gebraucht werde. „Ich werde mich aber keineswegs in Entscheidungen irgendwelcher Art einmengen. Und ich hoffe, wie ich schon öfter gesagt habe, dass sich dann auch der ‚Mönch in mir‘ stärker entfalten kann.“

Bischof Kapellari

APA/Markus Leodolter

33 Jahre war Egon Kapellari in bischöflicher Funktion tätig

Dienstältester Bischof Österreichs

Bischof Kapellari leitete die Diözese Graz-Seckau seit dem Jahr 2001, davor war er ab 1982 Bischof der Kärntner Diözese Gurk-Klagenfurt. Mit dem Rücktritt enden auch Kapellaris Ämter innerhalb der Österreichischen Bischofskonferenz. Dort war er in den vergangenen Jahren stellvertretender Vorsitzenden und für die Themenbereiche Europa, Medien, Liturgie sowie Kunst und Kultur zuständig. Seit 1997 vertrat Kapellari die österreichischen Bischöfe auch in der Kommission der Bischofskonferenzen des EU-Raumes (ComECE).

Geboren wurde Egon Kapellari 1936 in der steirischen Industriestadt Leoben. Er studierte Theologie und Rechtswissenschaften. 1961 wurde er zum Priester geweiht. Nach mehreren Kaplansjahren übernahm er 1964 das Amt des Hochschulseelsorgers in Graz und wurde Geistlicher Assistent der dortigen Katholischen Hochschuljugend. Von 1968 an war Kapellari für die Leitung des Grazer Priesterseminars mitverantwortlich. Bis zu seiner Bestellung zum Bischof führte er auch die Geschäfte des Afro-asiatischen Instituts (AAI) in Graz.

Leitung der Kärntner Diözese

Im Dezember 1981 ernannte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) Kapellari zum Bischof von Gurk. Die Leitung der Kärntner Diözese übernahm er am 3. Jänner 1982, am 24. Jänner empfing er die Bischofsweihe. In seiner Zeit als Kärntner Bischof initiierte er u.a. die „St. Georgener Gespräche“ mit Referenten wie Joseph Ratzinger, Karl Lehmann, Hans Urs von Balthasar oder Johann Baptist Metz. Von 1982 bis 1992 war Kapellari österreichischer „Jugendbischof“ und zwei Funktionsperioden lang auch Mitglied des früheren Päpstlichen Rates für den Dialog mit den Nichtglaubenden.

In die flächenmäßig größte österreichische Diözese Graz-Seckau wechselte Kapellari nach dem Rücktritt seines Vorgängers Johann Weber am 14. März 2001. Neben seinen vielfältigen Aufgaben als Bischof fand er immer wieder Zeit für das Schreiben theologisch und spirituell anspruchsvoller Bücher, die ihn im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt gemacht haben.

Erneuerung und Tradition

Als Diözesanbischof stand Kapellari für eine an Erneuerung und Tradition, spiritueller Tiefe, sozialem Engagement und kultureller Offenheit orientierte kirchliche Haltung und hatte eine wesentliche Rolle als ein Brückenbauer zwischen Kirche und Kunst. Immer wieder betonte er, die Kirche brauche „viele ehrliche Allianzen auch mit Politik, Kultur, Medien und anderen die Gesellschaft tragenden Kräften“.

In den vergangenen Jahrzehnten sei „das Miteinander in der katholischen Kirche Österreichs aus bekannten Gründen immer wieder beeinträchtigt“ gewesen, blickte Kapellari erst vor wenigen Tagen bei einer Predigt im Rahmen der Salzburger Pastoraltage zurück. Die damit verbundenen Leiden seien „teilweise zerstörerisch, aber in manchem auch läuternd“ gewesen. Er hoffe, sagte der Bischof, dass dieser Schmerz „nicht vergeblich gewesen ist“ und dass die Kirche in Zukunft das Miteinander in ihren eigenen Reihen „und damit verbunden auch in der Zivilgesellschaft“, in der viel Nebeneinander, Gegeneinander und Durcheinander herrsche, stärken kann.

Blick in die Zukunft der Kirche

Ihre Zukunft werde „in vielem anders sein als die Gegenwart“, sagte Kapellari weiter. Das „Loslassen von vertrauten Ordnungen“ sei oft mit Schmerzen verbunden „und führt auch zu Konflikten, mit denen wir allseits auf dem Niveau des Evangeliums umgehen müssten, was freilich nicht immer gelingt“.

Dennoch sei die Kirche trotz aller Umbrüche und Abbrüche die zahlenmäßig größte Gemeinschaft in Österreich. Es gelte volkskirchliche Elemente nicht zu vernachlässigen, zugleich aber offen zu sein für den Weg in die Zukunft, betonte Kapellari. „Unsere Kirche kann im Ganzen nur sehr breit sein, wenn sie zugleich eine starke dynamische Mitte hat und dort mit tiefen Wurzeln im Quellgrund des Glaubens verankert ist.“ Die Mitte der Kirche sei Christus selbst, weiters jene Christen, die dem biblischen Wort „Gott ist Liebe“ am meisten entsprechen, sowie jene, die sich - fest verankert in Gebet und Sakramenten - mit den Zeichen der Zeit auseinandersetzen.

religion.ORF.at/KAP

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