Kirche von England weiht erste Bischöfin

Erstmals in der Geschichte der Kirche von England empfängt Montag eine Frau die Bischofsweihe. Libby Lane (48) war im Dezember zur Bischöfin von Stockport in der nordenglischen Diözese Chester berufen worden.

Die Generalsynode hatte im Juli den Weg für den historischen Schritt freigemacht, das Parlament stimmte zu. Die Zeremonie findet in der Kathedrale von York statt. Lane war zuletzt Seelsorgerin in Manchester. 1994 empfing sie gemeinsam mit ihrem Ehemann George die Priesterweihe. Sie waren damals das erste zusammen geweihte Priesterpaar Englands. Er arbeitet als Flughafenpfarrer in Manchester. Die beiden haben zwei erwachsene Kinder.

Bald auch Diözesanbischöfinnen erwartet

Anglikanische Bischöfinnen gibt es bereits unter anderem in den USA, in Australien und Indien. In der Mutterkirche der anglikanischen Weltgemeinschaft gab es jedoch lange Vorbehalte, die bis jetzt nicht vollkommen ausgeräumt sind. Das York Minster rechnete mit einer langen Warteschlange vor der Kirche und empfahl Besuchern, sich warm anzuziehen und keine zu großen Gepäckstücke mitzunehmen.

Die erste anglikanische Bischöfin Libby Lane

Reuters/Phil Noble

Libby Lane wird erste Bischöfin der Church of England

Mit ihrer Weihe durch Erzbischof John Sentamu von York, der Nummer Zwei der anglikanischen Hierarchie, wird Lane Suffraganbischöfin von Stockport und ist dem Bischof von Chester in der nordenglischen Provinz York zugeordnet. Suffraganbischöfe haben in der anglikanischen Kirche keinen eigenen Bischofssitz und damit auch keine eigene Kathedrale. Mit der Ernennung der ersten Diözesanbischöfin in der englischen Staatskirche wird im Verlauf des Jahres gerechnet. Derzeit sind unter anderen die Bischofsstühle von Nottingham, Gloucester, Oxford und Newcastle vakant.

„Ein bisschen Unbequemlichkeit ist gut“

Bekannte beschreiben Lane als starke Persönlichkeit, die gut mit Menschen klarkommt und kein Problem damit hat, in der Öffentlichkeit zu stehen. Schon als Teenager fühlte sie sich berufen, Jesus Christus und der Kirche zu dienen. Mit ihrer Vorreiterrolle möchte sie auch ein ermutigendes Vorbild für Mädchen sein.

Nach der Schulzeit in Manchester studierte Lane in Oxford. Ihren Ehrgeiz, der ihr den Aufstieg in der Kirche ermöglichte, führt Lane auf ihre Sandwich-Position zwischen zwei Geschwistern zurück. Dass nicht alle in der Kirche einverstanden mit ihrem neuen Amt sind, akzeptiert sie. „Ein bisschen Unbequemlichkeit ist gut für uns“, ist sie überzeugt. Vor schwierigen Entscheidungen habe sie keine Angst, es sei ihr aber lieber, einen Weg mit Menschen zurückzulegen, als sie zu konfrontieren.

Der Kirche von England zufolge übt Lane in ihrer Freizeit Saxofon, liest und löst Kreuzworträtsel. Sie ist Anhängerin von Manchester United und ermutigt andere gerne zu sozialem Engagement.

„Ladies first“ für Bischöfinnen bei Einzug ins Oberhaus

Die künftigen Bischöfinnen der anglikanischen Kirche von England sollen nach dem Wunsch der Parlamentarier möglichst bald auch ins Oberhaus einziehen. Das Unterhaus des britischen Parlaments verabschiedete in der vergangenen Woche einen Gesetzentwurf, nach dem Bischöfinnen in den kommenden zehn Jahren bevorzugt und also schneller als ihre männlichen Amtsbrüder ins House of Lords einziehen könnten.

Derzeit gehören dem Oberhaus 26 Bischöfe der Church of England an, darunter die Erzbischöfe von Canterbury und York sowie die Bischöfe von London, Durham und Winchester. Hinzu kommen normalerweise die 21 dienstältesten Bischöfe. Allerdings sollen nun in den kommenden zehn Jahren vor allem Frauen nachrücken.

Ein Drittel des anglikanischen Klerus in England ist inzwischen weiblich. Die Staatskirche hatte sich Anfang der 90er Jahre mit dünner Mehrheit für eine Zulassung von Frauen zum Priesteramt entschieden. Seitdem spaltet die Frage von Frauen und geistlichem Amt Liberale und Konservative. Immer mehr der anglikanischen Nationalkirchen weltweit lassen Bischöfinnen zu.

religion.ORF.at/APA/KAP/dpa

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