Privataudienz: Papst empfing Transgender-Person

Am Wochenende hat Papst Franziskus den Spanier Diego Neria Lajarraga empfangen. Der praktizierende Katholik ist nach seiner Geschlechtsumwandlung mit Ablehnung von seiner Gemeinde konfrontiert.

Neria hatte im Vorjahr einen Brief an den Papst gerichtet und ihm geschildert, dass er zwar ein praktizierender Katholik sei, einige der Mitglieder seiner Gemeinde in seiner Heimatstadt Plasencia ihn aber ablehnten, nachdem er eine Geschlechtsumwandlung durchführen hatte lassen. Das berichtete die spanische Tageszeitung „Hoy“ am Montag. Er sagte, ein Priester habe ihn sogar „Tochter des Teufels“ genannt.

Papst Franziskus griff laut „Hoy“ zu Weihnachten zum Hörer und rief Neria an, nachdem er dessen Brief kurz vorher erhalten hatte. In dem Telefonat lud der Papst den Spanier in den Vatikan ein. Die außerprotokollarische Privataudienz mit Neria und seiner Verlobten fand genau einen Monat nach dem Telefongespräch in Santa Marta, dem Gästehaus im Vatikan, statt. „Nachdem ich ihn bei vielen Gelegenheiten gehört habe, fühlte ich, dass er mir zuhören wird“, sagte Hoy im Interview mit „Hoy“ im Anschluss an die Audienz über Franziskus.

Kursänderung

Die Begegnung fand vor dem Hintergrund einer von manchen Beobachtern wahrgenommenen Kursänderung des Vatikans zu katholischen Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen (LGBT) statt. LGBT-Lobbyinggruppen betonten wiederholt, dass seit Amtsantritt von Franziskus vor zwei Jahren moderatere Töne aus dem Vatikan im Blick auf die diesbezüglichen Anliegen geäußert würden.

Franziskus hatte sich bereits einige Monate nach seinem Amtseintritt differenziert zur Stellung von Homosexuellen in der Kirche geäußert. Es sei nicht problematisch, „diese Tendenz zu haben“, sondern öffentlich dafür zu werben, sagte der Papst bei einer Rede vor der Internationalen Vereinigung von Generaloberinnen (UISG). „Wenn jemand homosexuell ist und guten Willens nach Gott sucht, wer bin ich, darüber zu urteilen?“, fragte der 76-jährige Argentinier. Die Lehre der katholischen Kirche besage „eindeutig, dass wir diese Menschen nicht ausgrenzen dürfen“. Sie sollten vielmehr „in die Gesellschaft integriert werden“.

religion.ORF.at/KAP

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