Oberrabbiner: KAICIID-Aus durch Österreich wäre dumm

In der Debatte rund um die Schließung des König-Abdullah-Dialogzentrums (KAICIID) in Wien meldet sich Oberrabbiner und KAICIID-Boardmitglied David Rosen mit einer harschen Kritik an der österreichischen Politik zu Wort.

Das Zentrum jetzt zu schließen, wäre „dumm“ von Österreich. Auch der Verweis auf die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien ist zu hinterfragen, meint Rosen im APA-Interview. Denn als das Zentrum Ende 2012 gegründet wurde, sei die Menschenrechtslage noch viel schlimmer gewesen als heute, so der Rabbiner. Auch wenn er persönlich die Bestrafung des Bloggers Raif Badawi auf das Schärfste verurteile, so sei es nicht Aufgabe des KAICIID, explizit Länder zu verurteilen. Österreich habe der Gründung damals zugestimmt und mache sich durch die derzeitige Debatte lächerlich.

Österreich „wollte Teil des Projektes sein“

Auf die Frage der APA, was er als Boardmitglied zur aktuellen Schließungsdebatte rund um das König-Abdullah-Zentrum sage, insbesondere in Zusammenhang mit dem Rummel ob der Weigerung des Instituts, Saudi-Arabien für die barbarische Bestrafung des Bloggers Raif Badawi zu kritisieren, antwortete Rosen: „Hier gibt es einige befremdliche Aspekte, die zu beachten sind. Erstens hat Österreich damals bei der Gründung des Dialogzentrums genau gewusst, wie es um die Menschenrechtslage von Saudi-Arabien bestellt ist. Trotzdem wollte man Teil des Projektes sein.“

Oberrabbiner David Rosen

AP/Manish Swarup

Oberrabbiner David Rosen

Wenn Teile der österreichischen Politik jetzt diese Kampagne starteten, dann sei das wie in einem „politischen Fußballmatch und das KAICIID dient als Ball, um innenpolitisches Kapital zu schlagen“, sagte der Oberrabbiner. Doch da mache man sich lächerlich, denn wenn die Debatte so geführt werde, gebe es „zwangsläufig ein Eigentor“. „Eine andere Sache ist die Bestrafung Badawis, die ich persönlich auf das Schärfste verurteile“, so Rosen.

Behandlung Badawis verurteilt

Er sei sich „ziemlich sicher, dass alle Boardmitglieder die Behandlung Badawis verurteilen. Ich selbst verurteile sie kategorisch und erwarte auch von allen Ländern dieser Welt, dies zu tun. Aber wir als KAICIID haben eine andere Aufgabe, nämlich die Förderung des Dialogs. Genauso erwartet niemand vom europäischen Verband der Philharmoniker, sich zu Menschenrechtsfragen zu äußern“, sagte Rosen der APA.

Zu Österreich und dem Rücktritt von Bandion-Ortner wolle er aber noch etwas sagen: „Im Gründungsdokument war überhaupt keine Rede, dass es beim KAICIID eine Vize-Generalsekretärin geben soll. Das war der ausdrückliche Wunsch Österreichs.“

Namensgebung Entschluss der Mitglieder

„Zur Namensgebung möchte ich ein für alle Mal mit einem Missverständnis aufräumen“, sagte der Oberrabbiner weiter. Nicht Saudi-Arabien, sondern die Boardmitglieder hätten damals beschlossen, das Zentrum nach König Abdullah zu benennen. Und was die Finanzierung betreffe, hätten die Saudis damals Österreich ersucht und angeboten, auch einen Teil der Finanzierung des Zentrums zu übernehmen. Sie hätten nur die Antwort bekommen, dass Österreich ohnehin als Standort zur Verfügung stehe und dem Institut Steuererleichterungen und den Status gewähre.

„Und lassen Sie mich noch eine kleine Geschichte vom jüngsten Weltwirtschaftsforum in Davos erzählen. Da hat Schimon Peres König Abdullah als bemerkenswerten Mann bezeichnet. Wegen der Friedenspolitik mit Israel und wegen des Dialogzentrums in Wien“, so Rosen.

religion.ORF.at/Arian Faal/APA

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