„Vater der Genetik“: Wie die Kirche Mendel förderte

Der Augustinermönch Johann Gregor Mendel hat mit den von ihm entdeckten Vererbungsregeln die Biologie revolutioniert - in seinem Klostergarten. Daran hatte die katholische Kirche keinen geringen Anteil.

Mendel wurde 1822 in dem schlesischen Dorf Heinzendorf als Sohn von Bauern geboren. Auf die Piaristenschule folgte für den begabten Buben eine Ausbildung am Gymnasium von Troppau (Opava) in Schlesien. Das Geld dafür musste er zum Teil mit Nachhilfestunden verdienen, Mendels Familie hatte nicht genug Geld, um die Schule zu bezahlen. Armut zwang ihn schließlich auch dazu, eine geistliche Laufbahn einzuschlagen - die einzige Chance auf eine weiterführende Ausbildung.

Intellektuelle Atmosphäre im Kloster

Mendel trat 1843 als Novize in die Augustinerabtei St. Thomas zu Brünn ein und erhielt dort den Klosternamen Gregor. Die intellektuelle Atmosphäre im Stift war Mendels naturwissenschaftlichen Interessen förderlich. Sein Abt, der Prälat Cyrill Napp (1782 bis 1868), und einige der Ordensmänner waren selbst interessierte Naturforscher. Vor allem dem liberalen und gebildeten Napp verdankte Mendel viel. Der Abt war Funktionär der „Ackerbaugesellschaft für die Veredlung der Pflanzen durch künstliche Befruchtung“ und beschäftigte sich mit Vererbung.

Kein geborener Pfarrer

Mit Beginn 1845 studierte Mendel Theologie und Landwirtschaft am Philosophischen Institut in Brünn (Brno). 1847 wurde er zum Priester geweiht. Er beendete seine Studien und wurde Gemeindepfarrer von Altbrünn. Für den Dienst als Pfarrer und Seelsorger scheint Mendel aber nicht besonders geeignet gewesen zu sein: Sein Interesse galt der Wissenschaft, was auch seine Mitbrüder bald begriffen. Nach einem Jahr als Pfarrer wurde er vom Abt „aus gesundheitlichen Gründen“ vom Amt des Seelsorgers befreit und erhielt eine Stelle als Aushilfslehrer im Gymnasium von Znaim (Znojmo).

Gregor Mendel

APA/Österreichische Nationalbibliothek

Gregor Mendel

Als er versuchte, die Prüfungen für eine fixe Stelle als Gymnasiallehrer an der Universität Wien abzulegen, scheiterte er jedoch. Einer der Prüfer Mendels schlug Abt Napp vor, dass Mendel seine Studien an der Universität in Wien fortsetzen solle.

Anhaltende Förderung durch Abt

Napp, beziehungsweise das Kloster, unterstützte Mendels Studien weiter, und dieser studierte zwei Jahre in Wien. Ab 1854 unterrichtete Mendel Physik und Biologie an einer staatlichen höheren Schule. 1856 begann er im Garten des Augustinerklosters, wo er ein Glashaus einrichtete, seine Forschungen mit dem Kreuzen von Erbsen. Prälat Napp gewährte ihm dafür freie Hand und auch die Zeit, die er brauchte. Keine Selbstverständlichkeit in einer Zeit, in der Erkenntnisse von Naturwissenschaftlern wie etwa Charles Darwin noch als „Ketzerei“ galten. Aus den Aufzeichnungen dieser Forschungsjahre entwickelte Mendel die Gesetzmäßigkeiten der Vererbung.

Seine Pionierarbeit zur Erforschung der Vererbungsgesetze wurde erstmals am 8. Februar 1865 vorgetragen und bald danach publiziert. Anerkennung fand er dafür zu Lebzeiten nicht. Erst 1890, als die Versuchsbeobachtungen zur Grundlage für die klassische Genetik und die moderne Pflanzenzüchtung wurden, rückten seien Erkenntnisse wieder in den Fokus der Wissenschaft.

Karriereende als Abt

Nach dem Tod von Napp im Jahr 1867 folgte ihm Mendel im Amt als Abt der St.-Thomas-Abtei zu Brünn nach. Damit blieb ihm wenig Zeit für naturwissenschaftliche Studien. Mendel starb 1884 und liegt auf dem Zentralfriedhof von Brünn begraben.

Mendel-Denkmal im Garten der Augustiner-Abtei in Brünn

Czech-Biotech/Reuters/Petr Josek

Mendel-Denkmal im Garten der Augustinerabtei in Brünn

1910 kamen Mendels Vererbungsgesetze auch William Bateson zu Ohren, einem Zoologen, der in Cambridge forschte. Bateson erkannte die revolutionäre Tragweite von Mendels Forschungen und schrieb darüber. Heute gelten Mendels Forschungen für die Genetik als bahnbrechend, seine Mendel’schen Vererbungsregeln sind weltberühmt. Im selben Jahr errichtete eine Gruppe von 150 Wissenschaftlern aus der ganzen Welt ein Denkmal für Mendel im Garten der Abtei St. Thomas zu Brünn, in dem er seine Forschungen betrieben hatte. 1965 wurde in der Abtei ein kleines Mendel-Museum eingerichtet.

religion.ORF.at

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