Krim: Nachteile für nicht russisch-orthodoxe Kirchen

Der Vatikan hofft auf die Anerkennung der römisch-katholischen Kirche auf der Krim. Dafür verlangt Russland aber eine zentrale russische Kirchenstruktur. Das benachteiligt nicht russisch-orthodoxe Kirchen.

Es geht um die staatliche Anerkennung von sieben römisch-katholischen Pfarren auf der von Moskau annektierten Krim. Nach Angaben des auf der Halbinsel residierenden Weihbischofs Jacek Pyl OMI verständigte sich das vatikanische Staatssekretariat mit der russischen Vertretung im Vatikan darauf, dass die Pfarren den Status eines Pastoralbezirks erhalten, an dessen Spitze der aus Polen stammende Pyl als Delegat steht. Das berichtete die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA am Donnerstag.

Die Krim hatte bisher zur 2002 errichteten südukrainischen Diözese Odessa-Simferopol gehört, dessen Diözesanbischof der Ukrainer Bronislaw Bernacki ist. Doch mit der Annexion der Krim durch Russland hat sich einiges geändert: Nach dem umstrittenen Referendum wurde die bisher ukrainische Krim im März 2014 in die Russische Föderation aufgenommen. Die neuen Entscheidungsträger setzten allen Glaubensgemeinschaften zunächst eine Frist bis 1. Jänner für die Neuregistrierung nach russischem Recht.

Anerkennung abgelehnt

Ende Dezember wurde diese Frist bis zum 1. März verlängert. Geprüft werden die Anträge sowohl in der Krim-Hauptstadt Simferopol als auch in Moskau. Für die Registrierung wird etwa eine zentrale russische Kirchenstruktur verlangt, am besten mit Sitz in Moskau. Im Gegensatz zu anderen katholischen Kirchen hat die römisch-katholische zwar eine zentrale Struktur in Russland, doch der erste Antrag wurde mit der Begründung abgelehnt, dass die Unterlagen auf Ukrainisch und nicht auf Russisch geschrieben waren.

Ob die neue Struktur, Pfarren den Status eines Pastoralbezirks zu geben, schließlich zu einer Anerkennung führt, ist noch nicht sicher. Die neuen Regelungen machen es Religionsgemeinschaften schwer, sich auf die gewohnte Art und Weise zu organisieren und ihren Glauben auszuüben. Im November wurde ein Frauenkloster in Simferopol geschlossen, weil den drei Franziskanerinnen mit ukrainischen und polnischen Pässen die Aufenthaltsgenehmigung nicht verlängert worden war.

Bereits zuvor musste der Direktor der römisch-katholischen Caritas der Krim, Piotr Rosochacki, aus demselben Grund ausreisen. Nichtrussische Seelsorger erhalten bisher keine Visa und dürfen höchstens drei Monate lang auf der Halbinsel arbeiten. Dann müssen sie für mindestens mehrere Wochen die Krim verlassen. In der Folge kümmern sich nun zehn russische Seelsorger um die Gläubigen.

„Liquidierung“ von Kritikern

Der Großerzbischof der griechisch-katholische Kirche, Swjatoslaw Schewtschuk, kritisierte, dass die russischen Vorschriften nur schwer zu erfüllen seien: „De facto dient dieses Gesetz dazu, Kirchen, die nicht loyal zur russischen Regierung sind, zu liquidieren“, so das Kiewer Kirchenoberhaupt.

Bereits zweimal wiesen die Behörden den Registrierungsantrag der mit Rom unierten Kirche ab, weil diese über keine russische Dachorganisation verfüge. „Es ist ein Teufelskreis“, so der Sekretär der Bischofssynode, Bischof Bogdan Dziurach. Denn Moskau verweigere der katholischen Ostkirche bisher eine staatliche Anerkennung in welcher Organisationsform auch immer und somit auch die Gründung einer zentralen Struktur. Derzeit sind sechs griechisch-katholische Priester auf der Krim tätig. Fünf von ihnen sind ukrainische Staatsbürger und müssen jeweils nach drei Monaten die Halbinsel verlassen.

Als „ziemlich mühsam“ bezeichnet auch der evangelisch-lutherische Moskauer Erzbischof, Dietrich Brauer, den Übergang auf das neue russische Rechtssystem auf der Krim. Die Kontakte zu den Behörden seien jedoch „gut“, sagte er. Das Pfarrehepaar aus Deutschland sei bereits vor mehreren Monaten abberufen worden. Nun arbeite ein Pfarrer aus der Ukraine, der russischer Staatsbürger sei, auf der Halbinsel.

Kiewer Kirche droht Verbot

Das moskaukritische Kiewer Patriarchat traf es bisher am härtesten. Es verlor, seit die Krim zu Russland gehört, fünf Gotteshäuser. Sie wurden von der orthodoxen Mehrheitskirche, die dem Moskauer Patriarchat untersteht, übernommen. Wie die griechisch-katholische Kirche verfügt auch die Kiewer Kirche über keine Strukturen in Russland. Sie rät den Bewohnern der Krim entschieden davon ab, die russische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Zudem zeichnet sie Bürger aus, die für den Verbleib der Halbinsel bei der Ukraine eintreten.

Das verbessert die Chancen für eine Registrierung durch die Behörden allerdings nicht. Der Kiewer Kirche droht ein Verbot der religiösen Tätigkeit und die Beschlagnahmung des Eigentums. Wie allen etwa 1.500 religiösen Einrichtungen der Krim fehlt auch den drei Diözesen des Moskauer Patriarchats noch die Anerkennung. Trotzdem baut sie neue Kirchen - mit dem Sanctus der russischen Führung.

religion.ORF.at/KAP

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