Nazi-Vergleich: Laun nimmt zu Vorwürfen Stellung

Nachdem Aussagen in einem Vortrag des Salzburger Weihbischofs Andreas Laun kritisiert worden sind, rechtfertigte sich der Bischof nun. Er habe entgegen den Vorwürfen „niemanden mit den Nazis verglichen“, so Laun.

Die Kritik in österreichischen Medien und auch seitens des Minderheitensprechers der Grünen im Parlament, Wolfgang Zinggl, hatte sich an der Zusammenfassung eines bereits im vergangenen November in der deutschen Trappisten-Abtei Mariawald, von Laun gehaltenen Vortrags entzündet. Der - wie Laun hinwies - unautorisierte Text hatte sich auf der Website der Trappisten-Abtei in Nordrhein-Westfalen befunden. Er wurde mittlerweile aber von der Website des römisch-katholischen Mönchsordens genommen.

„Sexuelle Vielfalt wie Krankheit“

Laun soll sexuelle Vielfalt mit Krankheit verglichen und die heutigen „Gender-Ideologien“ kritisiert haben: „In der verordneten Freiheit, sexuell alles auszuprobieren, gibt es keine Freiheit, diese abzulehnen.“ Gender-Mainstreaming sanktioniere unerbittlich alle, die sich nicht fügten.

„Ärzte und Psychologen, die Menschen helfen wollen, die unter ihrer Homosexualität leiden, müssen damit rechnen, entlassen zu werden. Und ein Hotelbesitzer hat sein Haus verloren, weil er einem ‚Homoduo‘ kein Zimmer für dessen ‚Flitterwochen‘ habe vermieten wollen“, wird der Weihbischof zitiert. Dann habe er das Schweigen darüber mit dem Schweigen der Menschen angesichts der Verbrechen der NS-Diktatur verglichen.

Zinggl hatte am Donnerstag eine Distanzierung der katholischen Kirchenleitung von Launs Äußerungen gefordert, in denen er - so der Grün-Abgeordnete - u.a. „die Untaten der Nazis mit Homosexualität verglichen“ habe. Das bestreitet der Salzburger Weihbischof allerdings. Er habe „niemanden mit den Nazis verglichen“. Sehr wohl habe er aber darauf hingewiesen, das „unsere Vorfahren“ oft „moralisch verurteilt“ würden, weil sie „damals keinen Widerstand leisteten und nicht den Mund aufmachten“, so Laun. Angst vor der Gestapo habe dazu geführt, dass nur wenige Helden mit ihrem Leben für ihre Überzeugungen einstanden.

„Freiheit verteidigt“

Heute sei die Lage ganz anders, es gebe nur einen Vergleichspunkt mit der damaligen Generation, erklärte Laun: „Die Menschen beschäftigen sich wenig mit den ideologischen Bedrohungen von heute und, wenn sie sie doch begriffen haben, zeigen sie kaum Mut, diesen neuen, ganz anderen Bedrohungen zu widersprechen.“ Er, Laun, bedauere, dass die Meinungsfreiheit heute mehr und mehr in Gefahr gerate, verloren zu gehen. Widerspruch gegen „bestimmte Dogmen des Zeitgeistes“ werde geahndet, etwa durch „aggressive Gegendemonstrationen“ gegen jene, die gegen Abtreibung oder „sexuelle Verführung ihrer Kinder im Schulunterricht“ protestieren.

An jenem Abend in Mariawald habe er mit seinem Vortrag gegen die heutige Gender-Ideologie „die Freiheit verteidigt“ und dazu ermutigt, sie im christlichen Geist zu nützen, so Laun. Sein Ziel sei letztlich, „allen Menschen den Glauben der Kirche näherzubringen“. Den Vortrag habe er „vor einer ziemlich kleinen Gruppe“ gehalten. Als Nazi-Vergleich will Laun seine Aussagen nicht verstanden wissen.

Lackner distanziert

Mit einer knappen Stellungnahme reagierte der Salzburger Erzbischof Franz Lackner auf die Vorwürfe: „Weltanschauungsfragen und sexuelle Orientierungen dürfen in keinster Weise mit menschenverachtenden und totalitären Systemen (z. B.: Nationalsozialismus) in Verbindung gebracht werden. Die Kirche weiß sich den Menschenrechten verpflichtet und hat Respekt und Achtung vor der Würde jeder einzelnen Person“, so der Wortlaut.

Bischof Laun sorgte in der Vergangenheit mit Aussagen zu Homosexualität immer wieder für Aufsehen. Im Zuge der Debatte um ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare, äußerte er sich abfällig über Homosexuelle: Die Gefahr des Missbrauchs sei bei ihnen höher als bei Heterosexuellen.

religion.ORF.at/APA/KAP

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