Luxemburg: Mehrheit für Trennung von Staat und Kirche

Die Mehrheit der Luxemburger begrüßt die beschlossene Trennung zwischen Staat und Kirche, das ergab eine aktuelle Online-Umfrage. Für die katholische Kirche sei das Wegfallen des Religionsunterrichts aber „schmerzlich“.

57 Prozent der Bürger sehen laut einer Umfrage des Online-Magazins revue.lu vom Mittwoch die jüngst beschlossene Trennung von Staat und Kirche positiv, 43 Prozent stehen ihr kritisch gegenüber. Vertreter von sechs Religionsgemeinschaften Luxemburgs hatten am 26. Jänner Verträge mit der vom linksliberalen Ministerpräsidenten Xavier Bettel geführten Regierung unterzeichnet. Diese schreiben eine schrittweise Trennung von Staat und Kirchen für die nächsten 20 Jahre fest.

Das 25 Punkte umfassende Vertragswerk regelt unter anderem die Bezahlung der Priester und pastoralen Mitarbeiter sowie den Übergang vom bisherigen konfessionellen Religionsunterricht zu einem allgemeinen Werteunterricht an staatlichen Schulen. Ministerpräsident Bettel hatte eine Trennung von Staat und Kirche schon bald nach seinem Amtsantritt im Dezember 2013 angekündigt.

Staatliche Zuwendung wird gekürzt

Neben der Straffreiheit für Abtreibung und der Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe zählt die Trennung von Staat und Kirche zu den Vorhaben seiner Regierung. Bettel kündigte zudem eine drastische Reduzierung der staatlichen Zuwendungen an die Religionsgemeinschaften auf knapp ein Viertel der bisher jährlich gezahlten 23,2 Millionen Euro an.

Der Rückgang betrifft vor allem die katholische Kirche. Für die Religionslehrer will die Regierung eine Umschulung übernehmen und in einem Übergangszeitraum weiter ihre Gehälter bezahlen. Die Gehälter für die Geistlichen der staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften sollen weiter vom Staat bezahlt werden. Eine erhebliche Belastung könnte die Regelung jedoch für die Instandhaltung der Kirchengebäude werden. Dafür müssen die Kirchen selbst aufkommen.

„Ärmer, aber freier“

Erzbischof Jean-Claude Hollerich bezeichnete es als „besonders schmerzlich“, dass der Religionsunterricht an öffentlichen Schulen wegfalle. Positiv bewertete er, dass der neue gemeinsame Werteunterricht auch Religionen thematisieren werde.

Hollerich begrüßte die finanzielle Absicherung für die Geistlichen und sagte, dass die Kirche für ihre Gebäude einen landesweiten Fonds einrichten werde. Zugleich kündigte er die Einberufung einer Diözesansynode an, um gemeinsam mit den Katholiken des Großherzogtums „den Weg einer ärmeren, aber auch freieren Kirche in der und für die Gesellschaft“ festzulegen.

religion.ORF.at/KAP

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