D: Erzbistum Köln legt Milliardenvermögen offen

Das Erzbistum Köln, das größte und reichste in Deutschland, verfügt über ein Vermögen von 3,35 Milliarden Euro. Das Erzbistum legte am Mittwoch seinen Jahresabschluss für das Jahr 2013 vor.

Es ist das erste Mal, dass die Erzdiözese Köln ihr Vermögen offenlegt. Allein die Finanzanlagen, im Wesentlichen Wertpapier- und Immobilienfonds, beliefen sich auf 2,4 Milliarden Euro, teilte das Erzbistum mit. Nicht erfasst sind unverkäufliche Kunstschätze wie der Dreikönigsschrein im Kölner Dom.

Für „Seelsorge und Caritas“

Sachanlagen, insbesondere Immobilien wie Schulen und Tagungshäuser, wurden mit 646 Millionen Euro bewertet. Hinzu kamen unter anderem Bankguthaben und Vorräte. Die Zahlen umfassen auch selbstständige Rechtsträger wie den Erzbischöflichen Stuhl, den Dom, das Metropolitankapitel, das Priesterseminar und von der Erzdiözese verwaltete Stiftungen.

Das Milliardenvermögen sichere „die tägliche Arbeit in der Seelsorge und Caritas“, so Generalvikar Stefan Heße, der die erzbischöfliche Verwaltung leitet. Jeden Tag flössen rund zwei Millionen Euro in Kirchengemeinden, Caritas und Hilfseinrichtungen sowie in Projekte in Krisenregionen und Entwicklungsländern. Damit sei die Kirche nicht nur für die rund zwei Millionen Katholiken im Erzbistum da, „sondern sucht den Dienst an allen Menschen“.

Weitgehend zweckgebunden?

Nach Angaben von Finanzdirektor Hermann Schon wies der Haushalt für das Jahr 2013 bei einem Volumen von 811 Millionen Euro einen Jahresüberschuss von gut 59 Millionen Euro aus. Die Bilanz zeige, dass das Erzbistum zwar über viel Vermögen verfüge, dieses aber weitgehend zweckgebunden sei. So würden hohe Rücklagen etwa zur Erhaltung der 600 denkmalgeschützten Kirchen und für die Pensionen der Bistumsbeschäftigten ausgewiesen.

Nächtliche Stadtansicht von Köln mit dem Dom

APA/dpa-Bildfunk/Oliver Berg

Stadtansicht von Köln mit der Kirche Groß St. Martin (l.) und dem Dom (r.)

Rücklagen für langfristige Verpflichtungen und Risiken deckten 1,66 Milliarden Euro, wie es hieß. Die Pensionsrücklage für rund 4.000 Priester beträgt 410 Millionen Euro. Die Bauerhaltungsrücklage zur Instandhaltung von Kirchengebäuden umfasst 596 Millionen Euro, die Ausgleichsrücklage für Schwankungen bei der Kirchensteuer 620 Millionen Euro. Mehr als ein Viertel des Gesamtvermögens ist als Fremdkapital ausgewiesen. Dazu zählen Sonderposten von 220 Millionen Euro sowie Rückstellungen von 508 Millionen Euro, darunter Spenden und Vermächtnisse.

Reaktion auf Journalistenfragen

Die Ausweitung der Aufstellungen war notwendig geworden, weil Journalisten bei Haushaltspressekonferenzen seit Jahren nach mehr Details fragen. Diese sollten nun nach dem Limburger Finanzskandal um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst offengelegt werden. Einige andere Diözesen wie Osnabrück und Essen haben eine solche Gesamtbilanz bereits veröffentlicht. Weitere bereiten eine solche Berechnung nach den Standards des Handelsgesetzbuches vor.

Es ist nicht der erste Schritt der Erzdiözese zu mehr Transparenz: Ende Mai vergangenen Jahres legte sie schon einmal unter dem programmatischen Titel „Auf dem Weg“ ihren Immobilienbesitz offen und bezifferte den Wert auf 612 Millionen Euro.

Pfarren gar nicht berücksichtigt

Wesentlich schwieriger anzugeben ist der Wert der fünf Kirchen im Besitz der Erzdiözese, darunter die romanische Kirche Groß Sankt Martin in Köln und die Abteikirche in Siegburg. Sie sind unverkäuflich und verursachen Instandhaltungskosten. Deshalb hat sie die Erzdiözese jeweils mit dem symbolischen Wert von einem Euro verbucht.

Mit einem Fünftel der Gebäude und Grundstücke werden Einnahmen erzielt. Für Heße liegt das im Rahmen. Damit sei die Kirche „kein Unternehmen mit wirtschaftlichen Zielen“. Die Erträge dienten nur als „Mittel zum Zweck“, also zur Erfüllung der Aufgaben der Erzdiözese.

Trotz der Offenlegung der neuen Zahlen sieht der scheidende Generalvikar nach wie vor bleibende Aufgaben in Sachen finanzieller Transparenz. Denn die Bilanz spiegelt nicht den Immobilienbesitz und die Vermögenswerte der rund 550 Pfarren in der Erzdiözese wider. Sie sind wie die Caritasverbände und andere kirchliche Organisationen selbstständige Rechtsträger und verwalten ihre Finanzen eigenverantwortlich. Umso eindringlicher appellierte Heße an die Kirchengemeinden, sich in den Finanzfragen ebenfalls der Öffentlichkeit zu stellen.

religion.ORF.at/dpa/KAP/AFP

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