Zentralrat der Juden: Keine Kippa in „Problemvierteln“

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hält es für gefährlich, in überwiegend von Muslimen bewohnten Vierteln einiger Städte die Kippa, die Kopfbedeckung jüdischer Männer, zu tragen.

Juden sollten sich zwar nicht aus Angst verstecken, und die meisten jüdischen Einrichtungen seien gut gesichert, sagte Schuster am Donnerstag im Inforadio des Senders rbb. Die Frage sei aber, „ob es tatsächlich sinnvoll ist, sich in Problemvierteln, in Vierteln mit einem hohen muslimischen Anteil, als Jude durch das Tragen der Kippa zu erkennen zu geben - oder ob man da besser eine andere Kopfbedeckung trägt“.

Antisemitische Straftaten steigen an

Es sei eine Entwicklung, die er so vor fünf Jahren nicht erwartet habe, und die schon auch ein wenig erschreckend sei, meinte Schuster. Die Kippa ist eine kleine, runde Mütze, die von männlichen Juden getragen wird. Die Zahl antisemitischer Straftaten hat im vergangenen Jahr in Deutschland stark zugenommen.

Mann mit Kippa

APA/dpa/Sebastian Kahnert

Mit Kippa in muslimisch geprägte Viertel - manche halten das für ein Wagnis

Wurden 2013 noch 788 Fälle registriert, waren es im vergangenen 864 - ein Anstieg von rund zehn Prozent. Das teilte die Amadeu Antonio Stiftung der Zeitung „Heilbronner Stimme“ (Donnerstag-Ausgabe) mit. Die Stiftung beruft sich auf Zahlen der deutschen Bundesregierung, die bisher noch nicht veröffentlicht wurden.

Eine ähnlich hohe Zahl antisemitischer Taten gab es demnach zuletzt 2008. Der Projektleiter der Stiftung, Jan Riebe, verwies auf eine hohe Dunkelziffer. „Viele Straftaten werden nicht angezeigt, was auch an der sehr niedrigen Aufklärungsquote liegt.“

religion.ORF.at/APA/dpa

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