Assyrische Christen: Uralte Gemeinschaft im IS-Visier

Seit dem Vormarsch der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sind religiöse Minderheiten im Visier der Islamisten. Im Nordosten Syriens Tausende wurden etwa seit 2013 Tausende assyrische Christen verschleppt.

Die assyrischen Christen gehören einer der ältesten christlichen Gemeinschaften der Welt an. Sie sind Teil eines wahren Flickenteppichs christlicher Kirchen im Vorderen Orient und sehen sich als Nachfahren der historischen Assyrer. Diese lebten im alten Mesopotamien, dem heutigen Irak, bevor das Christentum und später der Islam dort Fuß fassten.

Immer wieder Verfolgungen

Die christlichen Assyrer der Gegenwart gehörten einer der ältesten Kirchen an und hätten sich durch die Geschichte hindurch trotz vieler Verfolgungen und Völkermords im Zuge des Ersten Weltkriegs ihre traditionelle Liturgie und Spiritualität bewahrt, schrieb Dietmar W. Winkler, Professor für Patristik und Kirchengeschichte und Kirchengeschichte der Universität Salzburg, im Februar in der deutschen „Zeit“.

„Assyrisch“ wurden sie demnach von Anglikanern des 19. Jahrhunderts genannt, die auf ein Volk des alten Orients Bezug nahmen. Erst durch die assyrische Nationalbewegung sei das Attribut zur Eigenbezeichnung geworden, so Winkler.

Blick auf das assyrische Dorf Abu Tina, das kürzlich vom IS eingenommen wurde

Reuters/Rodi Said

Das assyrische Dorf Abu Tina, das kürzlich vom IS eingenommen wurde

Etwa 30.000 Assyrer in Syrien

Nach Angaben der katholischen französischen Zeitung „La Croix“ hat die Assyrische Kirche heute zwischen 250.000 und 400.000 Anhänger. Ein Großteil von ihnen lebt in den USA sowie in Indien. Syrien zählte vor Beginn des Bürgerkriegs vor rund vier Jahren etwa 30.000 christliche Assyrer. In dem Land waren sie noch nicht lange beheimatet, sondern wurden erst im Jahr 1933 von der Mandatsmacht Frankreich nach Massakern und Vertreibung im Irak dort angesiedelt. Gegen ihren Willen mussten sie in landwirtschaftlichen Gemeinden der nordöstlichen Provinz Hassaka leben.

In den Dörfern zwischen der gleichnamigen Stadt Hassaka und Ras al-Ain wohnen viele der assyrischen Christen bis heute Seite an Seite mit kurdischen Landarbeitern. Viele der männlichen Bewohner kämpfen gemeinsam mit den Kurden gegen den IS. Aus den Dörfern um Hassaka und Ra al-Ain stammten auch die christlichen Geiseln, die in den vergangenen Tagen zu Dutzenden von den Dschihadisten verschleppt wurden.

religion.ORF.at/APA/AFP

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