USA: Katholische Kirche unterstützt Migranten

Die Katholische Kirche in den USA unterstützt das Vorhaben von Präsident Barack Obama, knapp fünf Millionen Migranten ein befristetes Bleiberecht zu erteilen. Im Fokus stehen vor allem unbegleitete Minderjährige.

Konkret fordern die US-Bischöfe „legalen Status, Arbeitsschutz und faire Gehälter“ für die betroffenen Migranten, so Todd Scribner vom „Flüchtlings- und Migrationsdienst“ der US-Bischofskonferenz gegenüber „Kathpress“. Nach aktuellen Schätzungen leben 11,5 Millionen Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus in den Vereinigten Staaten. Massiv zugenommen hat in den letzten Jahren die Zahl unbegleiteter, minderjähriger Flüchtlinge: 2014 wurden 90.000 in den USA neu registriert, die vor allem aus El Salvador und Honduras kamen.

Die lang eingeforderte Einwanderungsreform scheiterte bisher an den verhärteten Positionen zwischen Republikanern und Demokraten. Im November verkündete Präsident Obama im Alleingang per Erlass, dass knapp fünf Millionen nach derzeitigem Stand illegal im Land befindlicher Personen ein befristetes Bleiberecht bekommen sollen. Sofort wurde kritisiert, dass der Präsident seine Machtbefugnisse durch die Entscheidung am Kongress vorbei überschritten habe und 26 Bundesstaaten klagten gegen die Reform. Ein texanisches Bundesgericht stoppte am 16. Februar mit einer einstweiligen Verfügung die Reform, die am 18. Februar teilweise in Kraft treten hätte sollen.

4,7 Millionen Menschen betroffen

Betroffen wären von der Reform insgesamt 4,7 Millionen Menschen, es wäre damit die größte Einwanderungsreform seit 1986. Sie sieht vor, dass Eltern von Kindern mit US-Staatsbürgerschaft, die seit mindestens fünf Jahren in den USA leben, eine befristete Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung bekommen können. Außerdem sollen Einwanderer, die minderjährig und ohne Dokumente in die USA kamen, nicht abgeschoben werden dürfen.

Die Katholische Kirche unterstützt Präsident Obama und die Demokraten in ihrem Bemühen. Das „Flüchtlings- und Migrationsbüro“ der Bischofskonferenz arbeitet auf politischer Ebene, übernimmt Anwaltschaften und beteiligt sich am Diskurs zur Einwanderungsreform. Todd Scribner: „Ein ideales Gesetz wird es nie geben, doch für bestimmte Bereiche wie Familienzusammenführungen kämpfen wir.“

Fronten verhärtet

Auf politischer Ebene laufen viele Gespräche und Kampagnen, doch die Fronten seien derzeit sehr verhärtet, so Scribner. Den Bischöfen gehe es um die Menschenwürde, die bei unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen und im Menschenhandel am meisten gefährdet sei. Viele Pfarren bieten Hilfen an, 100 diözesane Büros koordinieren die Flüchtlingsarbeit in den einzelnen Bundesstaaten und „Catholic Charities“ bieten viele Dienste an. 30 Prozent der ankommenden Flüchtlinge werden von katholischen Organisationen betreut.

„Die Gefahr ist, dass die Gesetze noch strenger werden“, beurteilt Scribner im „Kathpress“-Gespräch die aktuelle Situation. Im politischen Diskurs stünden sich nationale Sicherheit und Einwanderung gegenüber. Derzeit gebe die Mehrheit der nationalen Sicherheit den Vorzug, so Scribner. Die Republikaner fordern verstärkten Grenzschutz, doch dass dieser nur teilweise funktioniert, zeige „die große Zahl an jugendlichen Flüchtlingen, die trotzdem ins Land kommen“. Einige von Republikanern regierte Bundesstaaten im Süden hätten ihre Gesetze bereits verschärft, das Gleiche könnte auf nationaler Ebene geschehen.

Bischof: " Wir helfen weil wir katholisch sind"

Für die Katholische Kirche bleibe die Hilfe für Flüchtlinge und Einwanderer ein wichtiges Arbeitsfeld. „Natürlich zählt dazu auch die Pastoral, denn viele der Ankommenden sind Katholiken“, sagt Scribner. Grundpfeiler des sozialen Engagements der Kirche seien die gemeinsame Menschenwürde und der Einsatz für Benachteiligte. Ein Bischof habe es so formuliert: „Wir helfen nicht, weil die Flüchtlinge katholisch sind, sondern weil wir katholisch sind.“

Die Pfarre „Saint Camillus“ in Silver Spring, einem Vorort von Washington, wird von vielen Menschen ohne Aufenthaltserlaubnis besucht. „Wir haben in der Pfarre einen Sozialarbeiter angestellt“, sagt Franziskanerpater Jacek Orzechowski. „Jeden Freitag und Samstag kommen zu unserer Lebensmittelausgabe mehr als 200 Menschen.“ Sie hätten als Pfarre bereits kleine Übergangskredite ausbezahlt, als Familien in den Wintermonaten ihre Miete nicht bezahlen konnten. Er wisse von einigen Familien, dass sie in ständiger Angst vor der Ausweisung leben. Besonders in Honduras und El Salvador sei die Lage dramatisch. Es stimme ihn traurig, dass Jugendliche aus Zentralamerika „null Perspektive im eigenen Land sehen und die Todesgefahren der Reise auf sich nehmen.“

religion.ORF.at/KAP

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