Bruderzwist in Kirche Ungarns und der Slowakei

Die slowakische Erzdiözese Trnava streitet mit der ungarischen Benediktinerkongregation um einen 1.700 Hektar großen Grundbesitz in der Grenzstadt Komarno.

Dabei widersetzt sich die Erzdiözese Trnava den Anordnungen des Vatikan und des Abtprimas der Benediktiner, meldet Kathpress am Freitag. In dem Streit geht es um Ländereien eines Benediktinerordenshauses, das zur ungarischen Abtei Pannonhalma gehört.

Die ungarische Erzabtei Pannohalma

APA/Lorencz Barbara

Gestritten wird um Ländereien eines Benediktinerordenshauses, das zur ungarischen Abtei Pannonhalma gehört

Grund und Boden „privatisiert“

Der slowakische Erzbischof Jan Orosch hatte den Besitz im Vorjahr auf seinen eigenen Namen umschreiben lassen. Die slowakische Justiz erklärte die Überschreibung als gesetzwidrig, weil die Erzdiözese Trnava ihr Eigentumsrecht mit keinem Dokument habe plausibel beweisen können. Daraufhin entzog der Erzbischof den Benediktinern von Komarno die Rechtspersönlichkeit und verfügte die Übergabe sämtlichen Besitzes bis zum 15. Jänner.

Die vatikanische Ordenskongregation forderte den Bischof daraufhin auf, die Behörden um eine Eintragung der Benediktiner als Grundbesitzer zu ersuchen. Da dieser Schritt ausblieb, beantragte die ungarische Benediktinerkongregation beim slowakischen Kulturministerium die Registrierung des Ordens.

Konto im Auftrag des Erzbischofs transferieren

Der Erzbischof wandte sich unterdessen an die Slowakische Sparkasse mit der Bitte, das Bankguthaben des Benediktinerordens von Komarno auf das Konto der Erzdiözese Trnava überweisen zu lassen. Er bezog sich dabei auf sein Dekret von Jänner 2015, in dem er den Benediktinern in Komarno die Rechtspersönlichkeit entzogen hatte. Am Donnerstag hieß es von der Benediktinerkongregation, das Konto sei aufgelassen worden.

Die Ungarische Benediktinerkongregation sieht das Vorgehen des slowakischen Bischofs als rechtswidrig an. Sie argumentiert, dass ein selbstständiges Ordenshaus nur durch die vatikanische Ordenskongregation geschlossen werden könne.

Unterschiedliche Auffassung über Anerkennung

Das Benediktinerkloster besteht seit dem 13. Jahrhundert und war schon mehrmals aufgehoben worden, 1782 im Josephinismus, in der NS-Zeit und im Kommunismus. Die Diözese Trnava wurde erst im Jahr 1977 von Papst Paul VI. gegründet, nachdem sich der Vatikan mehrere Jahrzehnte Zeit gelassen hatte mit der kirchenrechtlichen Anerkennung der im Zuge des Zerfalls der Habsburgermonarchie erfolgten Gründung der Slowakei.

Nach Auffassung der Erzdiözese Trnava sind im Jahr 1977 sämtliche Befugnisse der ungarischen Diözese Györ und der Erzabtei Pannonhalma zu Orten nördlich der Donau auf die Erzdiözese Trnava übergegangen.

religion.ORF.at/APA

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