Osloer Kirchenstatistik-Affäre: Kirche zählt per SMS

Nach Betrugsvorwürfen wegen der Kirchenstatistik will die katholische Diözese Oslo eine rasche Korrektur des Mitgliedsregisters. Eingetragene Katholiken können ihre Mitgliedschaft nun per SMS bestätigen oder ablehnen.

„Wir unternehmen nun eine gründliche Arbeit, um die tatsächlichen Verhältnisse festzustellen, und gehen das ganze Mitgliedsregister durch“, teilte die vorläufige Verwaltungsleiterin der Diözese Oslo, Lisa Wade, auf der offiziellen Kirchenwebsite www.katolsk.no mit. In dem skandinavischen Land ermittelt derzeit die Staatsanwaltschaft gegen Bischof Bernt Eidsvig und mehrere Diözesanmitarbeiter.

Willkürliche Zählung

Der Vorwurf der Justizbehörden lautet auf Betrug: Die Staatsanwaltschaft geht dem Verdacht nach, dass mit Hilfe des Telefonbuchs zufällig ausgesuchte Menschen, die aus mehrheitlich katholischen Ländern nach Norwegen zuwanderten, als Katholiken registriert wurden, um auf diese Weise höhere Mitgliederzahlen vorweisen zu können und damit vom Staat höhere Zuschüsse zu erhalten.

Bischof von Oslo Bernt Eidsvig

APA/Andy Urban

Bischof Bernt Eidsvig - gegen ihn wird wegen Betrugs ermittelt - räumte Fehler ein.

Bischof Eidsvig räumte am Wochenende auf katolsk.no ein, es habe offenbar bei Teilen der Registrierung die Praxis gegeben, dass Menschen, die aus einem katholischen Land nach Norwegen gezogen sind, ohne ausdrückliche Zustimmung als Mitglieder der Diözese Oslo eingeschrieben wurden. Es sei aber nicht das Ziel gewesen, „Menschen gegen ihren Willen zu registrieren oder Fördermittel für Personen zu erhalten, die keine Katholiken sind“. Rückblickend sehe man, „dass wir jeden einzelnen hätten fragen müssen, bevor die Registrierung stattfand“.

Ehrenerklärung für Osloer Bischof

Das holt die Diözese nun auf seiner Website nach. Wer ein Schreiben der Diözese erhalten hat, kann seine elfziffrige Personennummer mit den Worten „Bekräftigung“ oder „Ablehnung“ per SMS an die Diözese Oslo schicken, um seine Mitgliedschaft in der katholischen Kirche zu bestätigen. Wer gar keinen Brief erhalten hat, aber etwa durch die Medienberichterstattung auf die Website gelockt wurde, kann ein kurzes Online-Formular ausfüllen, um künftig als Katholik gezählt zu werden.

Schon zuvor hatte die Bischofskonferenz für die nordeuropäischen Länder, die Ende voriger Woche in Essen ihre Vollversammlung abhielt, eine Ehrenerklärung für Eidsvig abgegeben. Sie vertraue darauf, dass eine „volle Zusammenarbeit zwischen Bischof Eidsvig und den staatlichen Behörden zu einer vollständigen Aufklärung der Angelegenheit führen“ werde.

religion.ORF.at/KAP

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