Japaner feiern Honen-Fest mit Riesenphallus

Mit einem großen Penis aus Holz bitten Gläubige des Shintoismus die Götter um ein fruchtbares Jahr. Beim Honen-Fest werden Phallusfiguren durch Komaki getragen. Paare hoffen auf eine gesegnete Kinderschar.

Jedes Jahr, am Sonntag um den 15. März, wird aus der verträumten japanischen Stadt Komaki ein Touristenmagnet. Die Einheimischen feiern das shintoistische Honen-Fest und bitten die Shintogötter um eine reiche Ernte, Wohlstand und gesunde Nachkommenschaft.

Honen Matsuri in Japan. Ein Riesenpenis (Phallus) wird durch die Straßen getragen.

CC 3.0 by KKPCW / wikimedia

Ein rund 250 kg schwerer Holzpenis wird beim Honen-Fest durch die Straßen getragen

Höhepunkt des Festes ist für viele die Prozession mit einem aus Zedernholz geschnitzten, rund 250 kg schweren Riesenphallus. Jedes Jahr wird der Holzpenis nach traditioneller Weise neu hergestellt. Am Festtag wird er dann aus seinem, ebenfalls reich mit Penisabbildungen geschmückten, Shintoschrein geholt und durch die Straßen getragen.

Reiswein und Süßigkeiten in Penisform

Bei der Prozession wird Sake - der Reiswein gilt als Symbol für eine gute Ernte - reichlich aus großen Holzfässern an die Gläubigen ausgeschenkt, was durchaus zur lockern und heiteren Stimmung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer beiträgt. Für den Umzug gibt es eine traditionelle Ordnung. Anführer sind Shintopriester, die die Menschen segnen. Ihnen folgen Musiker, dann kommt eine Gruppe von Frauen, die 60 cm lange Phallusdarstellungen tragen und die im Spalier stehenden Menschen auffordern, diese Holzpenisse zu berühren. Schließlich tragen Männer in rituellen Frauenkleidern den großen, geschnitzten Phallus durch die Menge.

Honen Matsuri in Japan. Ein Riesenpenis (Phallus) wird durch die Straßen getragen.

CC 3.0 by KKPCW / wikimedia

Frauen tragen 60 cm große Phallen durch die Straßen

Die Penissymbolik ist an diesem Tag allgegenwärtig und Händler lassen ihrer Fantasie freien Lauf: Sie schnitzen oder Forme aus Lebensmitteln Phallen und verkaufen alle möglichen Gegenstände in Penisform.

Mittlerweile ist die Zahl der Gläubigen, die um gesunde Nachkommenschaft betet, in der Minderheit. Vielfach kommen Menschen aus allen Teilen Japans in die Provinz Aichi, um das zum Spektakel gewordene Fest der Shintogläubigen live mitzuerleben.

Honen Matsuri in Japan. Ein Riesenpenis (Phallus) wird durch die Straßen getragen.

CC 3.0 by KKPCW / wikimedia

Beim Honen-Fest ist die Penissymbolik allgegenwärtig

Weg der Götter

Shinto bedeutet „Weg der Götter“. Der Shintoismus gilt als die Naturreligion der Japaner, versteht sich als diesseitsbezogen und ist eng mit dem Buddhismus verbunden. Er vereint eine Vielzahl an Kulten und Glaubensformen und ist fast ausschließlich in Japan verbreitet. Über die Anzahl der Gläubigen gibt es nur Schätzungen, denn für viele Japaner ist es kein Widerspruch sowohl Buddhist als auch Anhänger des Shintoismus zu sein.

Ähnliche Fruchtbarkeitsfeste wie das Honen-Fest (Hōnen-Matsuri) finden auch an anderen Orten Japans statt. Bekannt sind etwa die Penisprozession beim Oagata-Schrein in Inuyama oder das Kanamara- Festival bei Wakamiya im Hachimangu Schrein.

Marcus Marschalek, religion.ORF.at