Deutsche Ordensobere für neue Sicht auf Sexualität

Die deutschen katholischen Ordensoberen wünschen sich von der Kirche mehr Vertrauen in die Gläubigen, eine neue Sicht auf die Sexualität und einen anderen Umgang mit dem Scheitern menschlicher Lebensentwürfe.

Die Deutsche Ordensoberenkonferenz (DOK) fordert in einer am Montag in Bonn veröffentlichten Stellungnahme zur kommenden Weltfamiliensynode im Vatikan eine neue Gewichtung der Sexualität. „Dass jeder einzelne sexuelle Akt auf den Kinderwunsch hin offen sein müsse, teilt ein Großteil der Gläubigen nicht“, heißt es. Jungen Menschen müsse geholfen werden, „zu einer personalen reifenden Sexualität zu finden, die Ausdrucksweisen der Liebe zu lernen und Formen/Stufen der Zärtlichkeit zu finden“.

Mehr Offenheit wünschen sich die Orden auch gegenüber Homosexuellen und ihren Partnerschaften. „Homosexuell veranlagte Christen orientieren sich durchaus am christlichen Lebensentwurf einer Partnerschaft mit Verbindlichkeit und Treue. In einer solchen Partnerschaft dauerhaft sexuell enthaltsam leben zu sollen, können die meisten unter ihnen nicht akzeptieren.“

Deutsche Ordensoberenkonferenz

Die Deutsche Ordensoberenkonferenz ist der Zusammenschluss der Höheren Oberen der Orden und Kongregationen in Deutschland. Zu ihr gehören rund 430 Obere, die insgesamt rund 22.800 Ordensfrauen und -männer in Deutschland vertreten - davon 18.300 Ordensschwestern
etwa 4.500 Ordensmänner.

Vertrauen in Gläubige stärken

Generell sprechen sich die Vertreter der Männer- und Frauenorden dafür aus, in Fragen von Sexualität, Partnerschaft und Ehe das Gewissen der Katholiken stärker zu achten und ihnen mehr Vertrauen entgegenzubringen. „Gläubige aus dem Kernbereich der Gemeinden bitten auch ganz ausdrücklich die Verantwortlichen unserer Kirche, ihnen doch mehr Vertrauen entgegenzubringen“, heißt es.

„Sie wünschen durchaus eine Unterstützung der Gewissensbildung und Hilfen zur Entscheidungsfindung. Sie kritisieren aber auch, dass manche Seelsorger versuchen, ihnen sehr stark in ihre Gewissensentscheidungen hineinzuwirken.“

Darüber hinaus äußerten die Ordensleute den Wunsch nach mehr Barmherzigkeit der Kirche im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und einen anderen Umgang mit dem Scheitern menschlicher Lebensentwürfe. Auch in einer zweiten Zivilehe lebenden Katholiken sollte unter bestimmten Voraussetzungen der Zugang zu den Sakramenten wieder ermöglicht werden.

„Fragen schon zu lange auf Tagesordnung“

Nach Einschätzung der DOK sind manche dieser Fragestellungen schon zu lange auf der kirchlichen Tagesordnung, ohne dass Antworten gefunden werden. Es gebe eine verbreitete Diskrepanz zwischen kirchlicher Lehre und dem Leben der Gläubigen. Das belaste eine offene Verkündigung des Evangeliums. Die Orden verweisen zugleich auf ein großes Angebot kirchlicher Beratungsstellen und der Jugend-und Familienseelsorge in Deutschland. Dies könne aber noch ausgebaut werden - auch mit Unterstützung der Orden und Klöster.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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