„Kirchenrebell“ Hans Küng stellt Gesamtwerk vor

Kurz vor seinem 87. Geburtstag hat der Kirchenrebell Hans Küng den ersten Band seiner Gesamtausgabe vorgestellt. „Ich habe erstaunlich wenig Fehler gemacht“, sagt er im Rückblick.

Bei der Zusammenstellung seiner „gesammelten Werke“ aus gut fünf Jahrzehnten habe er nichts gefunden, dass er heute nicht mehr so schreiben würde, betonte Küng am Dienstag in Tübingen. „Ich habe nicht vor, etwas zu korrigieren.“ Er empfinde es als „unverdiente Gnade“, seine theologischen Schriften nochmal zusammen veröffentlicht zu bekommen, sagte Küng. Trotz aller Anfeindungen und aller Kritik habe er wenig Fehler gemacht. „Das sind alles keine vergangenen Themen. Vieles ist hochpräsent.“

Unbequemer Querdenker

Der Schweizer gilt als unbequemer Querdenker in der katholischen Kirche und wichtigster Kämpfer für eine Verständigung zwischen den Religionen. Sein Leben lang kämpfte er für eine moderne und zugleich ursprüngliche Kirche. „Mehr Jesus - weniger Papst“ ist eine seiner Hauptforderungen, mit der er für Tausende reformorientierte Katholiken zu einer Galionsfigur wurde und in Rom in Ungnade fiel. „Sieben Päpste. Wie ich sie erlebte“ ist der Titel eines neuen Buches, das er für den Herbst ankündigte. Wer das Papsttum reformieren wolle, finde in seinem Gesamtwerk eigentlich alle Argumente dafür, sagte Küng.

Hans Küng

APA/EPA/Rainer Jensen

Hans Küng

Der erste Band von „Hans Küng. Sämtliche Werke“ trägt den Titel „Rechtfertigung“. Er reicht von Texten des Theologiestudenten Küng bis zum jüngsten Buch „Am Abend des Lebens“. Insgesamt plant der Verlag Herder 24 Bände. Jährlich sollen je 4 neue Bände erscheinen, jeweils mit einordnender Einleitung.

Allein in den ersten 4 Bänden sind auch 10 Texte, die bisher nicht veröffentlicht oder übersetzt wurden. Lange Zeit sei es undenkbar gewesen, dass seine Bücher in einem katholischen Verlag wie Herder (Freiburg) veröffentlicht werden. „Ich bin glücklich, dass ich das noch erleben darf.“ Küng feiert am Donnerstag (19.3.) seinen 87. Geburtstag.

„Faktisch auch eine Rehabilitation“

Küng dankte Herder für dessen „überraschendes Angebot“, seine Texte herauszugeben. Es sei sinnvoll, alle Werke noch einmal in einem katholischen Verlag zu veröffentlichen. Dies sei „faktisch auch eine Rehabilitation“. Das erste Küng-Buch bei Herder erschien 1960. Im Zuge des Streits zwischen Küng und Rom wechselte der Theologe zum Piper-Verlag nach München. Er sei für jeden Tag dankbar, an dem er am Gesamtwerk arbeiten könne, weil er nicht wisse, ob er noch „ein paar Tage, Wochen oder ein paar Jährchen“ zu leben habe.

Bei der Presse-Präsentation in Tübingen sagte Küng am Dienstag, es sei keine Frage, dass durch Papst Franziskus eine Reform begonnen habe. „Ich hoffe, er steht und kämpft es durch“, so Küng. Die Synode im Herbst in Rom werde darüber Aufschluss geben. Es gelte, alles zu tun, um Franziskus zu ermutigen.

Küng erneuerte auch seine Auffassung, dass er über sein Lebensende selbst bestimmen möchte. Wichtig sei, den richtigen Zeitpunkt dafür nicht zu verpassen. Angst vor dem Tod hat Küng nach eigenem Bekunden nicht.

religion.ORF.at/dpa/KAP

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