Bauskandal: Ex-Kardinalstaatssekretär nicht betroffen

Der Vatikan hat einen Pressebericht dementiert, wonach die Wohnung von Ex-Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone von einem unter Korruptionsverdacht stehenden Unternehmer ausgebaut worden sein soll.

Die Behauptung, dass die Firma des angeklagten Diego Anemone die Arbeiten für Bertone durchgeführt habe, sei „völlig falsch“, hieß es am Mittwoch in einer vatikanischen Erklärung. Den Ausbau der Wohnung gleich neben dem Petersdom hätten andere, vom vatikanischen Governatorat gebilligte Unternehmen vorgenommen; dessen Abteilung für technische Dienste habe die Arbeit beaufsichtigt.

Korruption im großen Stil

Die italienische Tageszeitung „Corriere della Sera“ hatte am Mittwoch berichtet, Anemone habe den Auftrag von Bertone auf Vermittlung des ebenfalls der Korruption verdächtigen ehemaligen Leiter der römischen Baubehörde, Angelo Balducci, erhalten. Dies ergebe sich aus den Ermittlungsakten der Polizei. Der Prozess gegen Anemone, Balducci und andere beginnt im Juni. Die Angeklagten sollen in einen Korruptionsskandal um die Vergabe von Bauaufträgen zu Großereignissen wie dem G8-Gipfel oder der Schwimm-Weltmeisterschaft in Rom 2009 verwickelt sein.

Bertone hatte bereits im vergangenen Frühjahr Behauptungen zurückgewiesen, seine neue Wohnung umfasse 600 Quadratmeter, dies habe auch Papst Franziskus verärgert. Tatsächlich sei das Appartement nur halb so groß, so Bertone damals. Die Umstrukturierung bezahle er aus eigener Tasche; der Papst stehe voll hinter ihm. Der 80-jährige Italiener war von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) im Jahr 2006 zum Kardinalstaatssekretär ernannt worden und schied ein halbes Jahr nach der Wahl von Franziskus im Oktober 2013 aus dem Amt.

„Gefälligkeiten“ für „Gefälligkeiten“

Römische Staatsanwaltschaften hatten monatelang wegen millionenschwerer Bauaufträge der öffentlichen Hand im Zusammenhang mit dem G8-Gipfel Mitte 2009 ermittelt. Der Gipfel war ursprünglich auf der kleinen Insel La Maddalena zwischen Sardinien und Korsika geplant und vorbereitet worden, wurde dann aber auf einsamen Beschluss von Silvio Berlusconi in die vom Erdbeben zerstörte Stadt L’Aquila in den Abruzzen verlegt.

Auf La Maddalena waren von Anemone pompöse, teure Bauten hochgezogen worden. Bei der Vorbereitung dieses G8-Gipfels sollen üppige Bestechungsgelder geflossen sein. Es ging, so argwöhnen die Staatsanwälte, um „Gefälligkeiten“, die mit „Gefälligkeiten“ entlohnt worden seien.

religion.ORF.at/KAP

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