„Störenfried Gott“ in erwartungslos banaler „Superwelt“

Karl Markovics zweiter Film „Superwelt“ läuft in Österreichs Kinos an. Dass Gott Menschen anspricht, habe er mit seinem Film „als Möglichkeit in den Raum stellen“ wollen, so Markovics.

Eine Supermarkt-Kassiererin kurz vor der Pensionierung wird plötzlich durch „Anrufe“ Gottes in ihrer erwartungslos banalen Arbeits- und Familienwelt aufgestört und stellt bisher unhinterfragte Lebensroutine infrage. „Offensichtlich bedarf sie dieses göttlichen Schreckens, weil ihr Leben in eine Art von Gleichlauf und Stillstand geraten ist, wo nichts mehr Neues passieren würde“, sagt Karl Markovics über seinen neuen Spielfilm „Superwelt“, der jetzt in Österreichs Kinos anläuft. Uraufführung war bei der Berlinale, am Dienstag eröffnete der Streifen die Diagonale in Graz, am Mittwochabend hatten Regisseur Markovics und sein Team Wien-Premiere im Gartenbaukino.

Karl Markovics Superwelt Filmstills

Film Fonds Wien/Petro Domenigg

Im zweiten Film von Karl Markovics führt Gabi Kovanda, Ende 40, Supermarktangestellte, ein Leben zwischen Einfamilienhaus und Nahversorgungsbetrieb

Dezente Gotteserfahrung

Der leere Blick Gabi Kovandas, gespielt von Ulrike Beimpold, ins „Narrenkastl“ zeigt an, dass Gott ungebeten in ein Leben eintritt, dessen Traurigkeit von der zweifachen Mutter nicht einmal bemerkt wird. Die Gotteserfahrung der Kassiererin stellt Markovics überaus dezent dar, etwa, wenn Gabi sich Tee einschenkt und die Flüssigkeit längst über den Häferlrand auf Küchentisch und -boden tropft. Oder wenn sie sich durch mehrstündige Spaziergänge und Zwiegespräche mit dem nie hörbaren Gott dem Alltag und ihrem unbedarften Ehemann entzieht. Gabi hadert mit dem Durcheinander, das dieser „Störenfried“ in ihren Beziehungen anrichtet und stellt plötzlich fest, dass es nicht reicht, nur gelegentlich glücklich zu sein.

Mit Aufnahmen aus der Vogelperspektive, Anspielungen auf biblische Motive wie den brennenden Dornbusch oder das letzte Abendmahl „findet eine humoristische und gleichsam ernste Annäherung an existenzielle Fragestellungen statt“, heißt es in einer Filmkritik von Natalie Resch, Filmkonsulentin der Diözese Graz-Seckau, nach der Diagonale-Vorführung. „Superwelt“ fordere zum Gespräch heraus, auch wenn es darin nicht „um große Tragödien, sondern um das Wahrnehmen von Unbeachtetem“ geht.

Karl Markovics Superwelt Filmstills

Film Fonds Wien/Petro Domenigg

Regisseur und Drehbuchautor Karl Markovics mit Schauspielerin Ulrike Beimpold und Kameramann Michael Bindlechner

„Etwas sehr Banales“ trifft auf „sehr Großes“

Es sei üblich bei seinen Geschichten, „dass ich etwas sehr Banales mit etwas sehr Großem, etwas sehr Rationales mit etwas sehr Irrationalem zusammenführe“, erklärte der seit vielen Jahren als Schauspieler und seit seinem Erstling „Atmen“ (2012) als Regisseur erfolgreiche Karl Markovics im Gespräch mit dem steirischen „Sonntagsblatt“. Berührungsängste, sich filmisch mit religiösen Fragen auseinanderzusetzen, habe er nicht. Der protestantische Filmemacher bekennt, er tue sich „manchmal sehr schwer, zu glauben, dass es Gott gibt, aber noch schwerer könnte ich eine Welt ohne Gott akzeptieren“.

Auf die Frage, ob er es für möglich halte, dass Gott Menschen wie Gabi Kovanda so unmittelbar anspricht, antwortet Markovics, er habe es „zumindest als Möglichkeit in den Raum stellen“ wollen. Er selbst hatte - wie er in dem Interview erzählt - einmal ein Erlebnis, bei dem Gott zwar nicht dezidiert zu ihm gesprochen habe. „Aber ich habe eine sehr starke, fast körperlich spürbare Begegnung gehabt, wo ich in dem Moment mir das nicht anders erklären konnte als mit der Gegenwart Gottes. Das war ein unendlich umfassendes Behütetsein, als würde mich jemand tatsächlich von hinten umarmen und festhalten, um mir zu zeigen: Ich bin da.“

religion.ORF.at/KAP

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