Hurka kehrt Plattform „Wir sind Kirche“ den Rücken

Der ehemalige Vorsitzende und Sprecher von „Wir sind Kirche“, Hans Peter Hurka, verlässt die Plattform, hat die „Die Presse“ am Montag berichtet. Grund für sein Aussteigen: Die exkommunizierte Martha Heizer bleibt Chefin.

Sie hatte priesterlose Eucharistiefeiern abgehalten und war deshalb bereits vor knapp einem Jahr exkommuniziert worden. Die pensionierte Tiroler Religionspädagogin blieb trotzdem Chefin der Plattform „Wir sind Kirche“. Das ging Hurka zu weit. Er kehrte der Plattform nun den Rücken. „Die bloße Provokation führt zu keinem Dialog. Ohne Dialog wird es aber nicht gehen“, begründete Hurka seinen formellen Austritt.

Hans Peter Hurka, Vorsitzender von "Wir sind Kirche"

APA/Herbert Pfarrhofer

Hans Peter Hurka verlässt „Wir sind Kirche“, weil die exkommunizierte Martha Heizer bleibt.

Gegenüber der APA ergänzte Hurka, der selbst bereits Vorsitzender der Plattform war, dass eine Kirchenreform nur durch Überzeugung entstehe, nicht durch „Gewaltmaßnahmen“. Hurka hat nun das „Netzwerk: zeitgemäß glauben“ gegründet, mit dem er „Kirchenreform, nicht Kirchenspaltung“ erreichen will.

Keine Konkurrenz

Wie groß seine neue Organisation ist, wollte Hurka nicht sagen, die Mitgliederzahl sei da wie dort überschaubar und bewege sich im „Null-komma-Promille-Bereich“ der österreichischen Katholiken. „Auch deshalb können wir es uns nicht leisten, mit Machtgehabe aufzutreten“, sagte er.

Die Teilnehmer des Netzwerks stünden aber nicht in Konkurrenz, sondern in Ergänzung zu den bestehenden Reformgruppen, sagte Hurka zu „Die Presse“. Daher seien einige Mitglieder - so wie er auch - ausgetreten und andere geblieben. Das neue Netzwerk wolle aber für alle offen sein.

Martha Heizer, neue Vorsitzende der Plattform "Wir sind Kirche"

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Martha Heizer, Vorsitzende von „Wir sind Kirche“, meint, eine „Reform light“ habe bei der Kirchenleitung nichts bewirkt.

„Reform light“ wirkungslos

Die „Wir sind Kirche“-Vorsitzende nahm Stellung zu der Kritik. In einer schriftlichen Stellungnahme schrieb Heizer der APA, dass es eine „Reform light“ leider nicht geben werde: „Das haben wir lange genug versucht und es hat sich in der Kirchenleitung nichts gerührt. Das neue ‚Netzwerk‘ Hurkas mag einen anderen, sanften Weg versuchen. Wenn es - entgegen unseren Erfahrungen - auch Erfolg hat, ist das im Sinne der Kirchenreform nur zu wünschen.“

Ihre große Zeit hatte „Wir sind Kirche“ in den 1990er-Jahren. Nach dem Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen den Wiener Erzbischof Kardinal Hans Hermann Groer organisierte die Plattform damals das Kirchenvolksbegehren mit fünf Reformforderungen (Aufbau einer geschwisterlichen Kirche, Gleichberechtigung der Frauen, freie Wahl zwischen zölibatärer und nicht zölibatärer Lebensform, positive Bewertung der Sexualität sowie „Frohbotschaft statt Drohbotschaft“), das rund eine halbe Million Unterstützer fand.

religion.ORF.at/APA

Mehr dazu:

Wir sind Kirche: „Ja“ zu exkommunizierter Vorsitzender
(religion.ORF.at; 28.09.2015)

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