Johannes Paul II.: Papst mit Langzeitwirkung

Zum zehnten Mal jährt sich am 2. April der Todestag von Johannes Paul II. (1978 bis 2005), der die Kirche bis heute nachhaltig prägt. Sein Pontifikat war das zweitlängste der Geschichte. Er wurde in Rekordzeit heiliggesprochen.

Papst Johannes Paul II. leitete die Weltkirche 26 Jahre lang. Es war das zweitlängste Pontifikat der 2.000-jährigen Kirchengeschichte, zudem war der Pole mit bürgerlichem Namen Karol Wojtyla der erste nichtitalienische Papst nach 455 Jahren. Er setzte sich mit Nachdruck für die Ökumene, für eine Aussöhnung mit dem Judentum und für einen Dialog mit dem Islam ein. In Rekordzeit - nur sechs beziehungsweise neun Jahre nach seinem Tod - wurde Wojtyla selig- und heiliggesprochen.

Wegen seiner 104 Auslandsreisen - dreimal besuchte Johannes Paul II. auch Österreich: 1983, 1988 und zuletzt 1998 - sowie seines Einsatzes für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit verschaffte er der katholischen Kirche und dem Papsttum weltweites Ansehen. So galt er als einer der schärfsten Kritiker des Irak-Krieges und als maßgeblich am Fall des Eisernen Vorhangs beteiligt.

Johannes Paul II. 1979 in Warschau

APA/EPA/Maciej Klos

Papst Johannes Paul II. ein Jahr nach Amtsantritt in Warschau

265. Nachfolger des Apostels Petrus

Wojtyla wurde am 18. Mai 1920 im südpolnischen Wadowice als Sohn eines Offiziers geboren. In den Kriegsjahren und während der deutschen Besatzungszeit arbeitete er als Werkstudent in einer Fabrik und studierte im Untergrundseminar in Krakau Theologie. 1946 wurde er zum Priester, 1958 - noch unter Pius XII. - zum Bischof geweiht. 1964 machte Paul VI. ihn zum Erzbischof von Krakau und drei Jahre später zum Kardinal.

Sendungshinweis:

Memo, Montag, 7.4.2015, 19.05 Uhr, Ö1.

1978 wurde Wojtyla als dritter Pontifex des damaligen „Drei-Päpste-Jahres“ nach dem Tod von Papst Paul VI. und dem Kurzzeit-Pontifikat von Johannes Paul I. - an die Spitze der Weltkirche gewählt, sechs Tage später trat er sein Amt offiziell an. Wie bereits seine unmittelbaren Vorgänger verzichtete er auf eine Inthronisation oder Krönung. Johannes Paul II. war der 265. Nachfolger des Apostels Petrus.

Johannes Paul II. veröffentlichte 14 Enzykliken und zahlreiche andere Lehrschreiben. Große Beachtung fanden seine Dokumente zur katholischen Soziallehre und zur Einheit der Christen. Er berief 15 Bischofssynoden ein; zudem proklamierte er rund 1.800 Heilige und Selige, mehr als all seine Vorgänger zusammen. Zu den Höhepunkten seines Pontifikats zählte das Heilige Jahr 2000, zu dem rund 30 Millionen Pilger nach Rom kamen.

Papst Johannes Paul II. und Kardinal Christoph Schoenborn am 21. Juni 1998 bei der Heiligen Messe am Wiener Heldenplatz

APA/Harald Schneider

Papst Johannes Paul II. und Kardinal Christoph Schönborn am 21. Juni 1998 bei der Messe auf dem Wiener Heldenplatz

Haltung nach innen und außen

Während Johannes Paul II. nach außen hin offen und tolerant auftrat, sei er nach innen hin unnachsichtig gewesen, schrieb der Journalist Peter Pawlowski in Der zornige Heilige: Johannes Paul II.. „Er ließ Priester, die geheiratet hatten, jahrelang auf die Laisierung warten. Der vatikanische Zentralismus erreichte unter ihm einen Höhepunkt, die Bischöfe waren nur noch Statthalter Roms“.

Kritisiert wurde der Papst insbesondere wegen seiner Haltung in Moralfragen und auch wegen einiger Bischofsernennungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz - darunter die von Kurt Krenn in St. Pölten und Hans Hermann Groër in Wien. Auch für seine Absage an die damals bereits im Raum stehende Frage nach einem weiblichen Priestertum wurde Johannes Paul II. kritisiert. Er habe die Diskussion über das Priesteramt für Frauen als definitiv beendet erklärt, während er zugleich für Menschenrechte und gegen die Todesstrafe auftrat, schrieb Pawlowski.

Durch seinen Anteil am Zusammenbruch des Kommunismus sei es ihm auch konsequent erschienen, „die südamerikanische Befreiungstheologie zu bekämpfen, wo sie sich auf eine marxistische Gesellschaftsanalyse stützte. Abweichende Meinungen innerhalb der Kirche duldete er nicht“, so Pawlowski.

Erster Papst in Synagoge

Als erster Papst besuchte Johannes Paul II. 1986 die jüdische Synagoge in Rom. Als Sensation galten die interreligiösen Friedensgebete, zu denen er 1986, 1993 und 2002 Religionsführer aus aller Welt nach Assisi einlud. 1983 gab er eine neue Fassung des Kirchenrechts heraus. 1992 erschien der Katechismus für die katholische Weltkirche. Nach den 9/11-Terroranschlägen von 2001 bemühte sich Johannes Paul II. verstärkt um einen Dialog mit dem Islam.

Der Besuch Johannes Pauls im Heiligen Land im Jahr 2000 trug neben dem Synagogenbesuch von 1986 stark zur Aussöhnung zwischen der römisch –katholischen Kirche und dem Judentum bei. Zu seinen wichtigsten Reisen gehörte die Visite 1998 in Kuba. Wichtige Stationen waren auch seine ersten Reisen in mehrheitlich orthodoxe Länder. Seinen Herzenswunsch nach einer Reise nach Moskau konnte er wegen Widerständen des dortigen orthodoxen Patriarchats nicht mehr realisieren. Auch ein Besuch in Peking blieb ihm versagt.

In seine Amtszeit fiel 1988 die Abspaltung der Traditionalisten (Priesterbruderschaft St. Pius X., als Piusbruderschaft bekannt) unter dem früheren Erzbischof Marcel Lefebvre, die die kirchlichen Reformen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil nicht mitvollziehen wollten.

Johannes Paul II. 2000

Reuters/VP JRE

Karol Wojtyla bereits von Krankheit gezeichnet im Jahr 2000

Krankheit und Alter

Bei einem Attentat des Türken Mehmet Ali Agca wurde Johannes Paul II. am 13. Mai 1981 durch Schüsse schwer verletzt. Nach einem Sturz und einer Hüftoperation 1994 war Wojtyla zunehmend gehbehindert. Als Spätfolge des Attentats musste er sich mehreren Darmoperationen unterziehen. Im Alter von 74 Jahren machte sich zudem erstmals die Parkinsonsche Krankheit bemerkbar. Sie sollte später seine Sprechfähigkeit immer stärker einschränken.

In den letzten Jahren seines Lebens war er durch Krankheiten zunehmend beeinträchtigt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Anfang 2005 verschlechterte sich der Gesundheitszustand des 84-Jährigen. Nach Krankenhausaufenthalten und einem Luftröhrenschnitt konnte er im März 2005 in den Vatikan zurückkehren.

Er zeigte sich am 20. und 23. März am Fenster seines Arbeitszimmers den Gläubigen auf dem Petersplatz und spendete von dort am Ostersonntag (27. März) nur noch stumm den Segen Urbi et Orbi. Am 30. März 2005 ließ sich der Papst dort zum letzten Mal sehen, am 2. April 2005 starb Papst Johannes Paul II.. „Sein Leiden, seine Hilflosigkeit zu ertragen, verstand er als christliches Zeugnis“, so Pawlowski.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu: