„Ostern“ bleibt ein Rätsel

Zum Ursprung des deutschen Wortes „Ostern“ gibt es verschiedene Deutungen. Seine Herkunft bleibt trotz einiger Theorien im Unklaren. Die gern bemühte Göttin Ostara hat als mutmaßliche Urahnin des Frühlings- und Fruchtbarkeitsfestes allerdings ausgedient.

Die Deutung, der Name Ostern leite sich von der keltischen Frühlingsgöttin namens Ostara (über das englische „Easter“, dieses wiederum von „Eostrae“) ab, ist noch immer recht populär. Überliefert ist die Version mit Ostara als Namensgeberin für das Fest von dem mittelalterlichen Mönch und Geschichtsschreiber Beda Venerabilis. Sie wird heute von vielen Forschern angezweifelt - es ist sogar fraglich, ob eine solche Göttin überhaupt jemals verehrt wurde.

Verschiedene Theorien

Viele Forscher führen „Ostern“ auf „Osten“ für den Aufgang der Sonne als Symbol für die Auferstehung Jesu zurück. Andere sehen den Ursprung des Begriffs im mittelhochdeutschen Wort „Urständ“ (für Auferstehung). Neuere Deutungen leiten die Bezeichnung vom lateinischen Begriff für die Osterwoche, „hebdomada in albis“ (Woche in weißen Kleidern), ab. Dabei habe man das „in albis“ als Plural von „alba“ (lateinisch: Morgenröte) betrachtet und mit dem Althochdeutschen „eostarun“ übersetzt. Auch bei diesem Erklärungsversuch steht die Vorstellung von Christus als der im Osten aufgehenden Sonne im Hintergrund.

Ostereier an einem Fenster

APA/dpa-Bildfunk/Karl-Josef Hildenbrand

Zentrales Element österlicher Begehrlichkeiten: das bunte Ei

Bezug zu Pessach

Die römische Liturgie und die romanischen Sprachen (italienisch: pasqua, spanisch: pascua, französisch: paques) sowie das Niederdeutsche, Holländische, Norwegische und Dänische nennen Ostern nach dem aramäischen Namen des zugrunde liegenden Pessachfestes. Das jüdische Pessach (vom hebräischen „pessach“) bedeutet so viel wie Vorübergang, Durchzug und erinnert an Gottes Großtaten beim Auszug des Volkes Israel aus Ägypten.

Ostern ist nicht nur das höchste Fest der christlichen Kirchen, es hat auch Wurzeln in uraltem Brauchtum. Der Termin hängt vom Frühlingsanfang und Vollmond ab. Seit dem Konzil von Nicäa (325) wird Ostern am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond gefeiert. Heuer fällt der Ostersonntag auf den 5. April. Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche. Sie ist als Abschluss der Fastenzeit nicht nur eine Zeit der Besinnung, sondern auch der Bräuche, ebenso wie das Osterfest selbst. Viele christliche Traditionen gehen auf heidnische Kulte zurück.

Am Gründonnerstag wird traditionell die Chrisam-Messe, der Ölweihgottesdienst, gefeiert. Dabei werden die heiligen Öle geweiht, die im Laufe des Kirchenjahres bei der Spendung von Taufe, Firmung, Krankensalbung und Priesterweihe verwendet werden. Chrisam besteht aus Olivenöl mit einem Zusatz aromatischer Stoffe.

Greinen und Klagen

Am Gründonnerstag (vom althochdeutschen „Greinen“ für „Weinen“) und Karfreitag („Kar“ oder althochdeutsch „kara“: Klage, Kummer) wird zunächst einmal geratscht. Weil der Überlieferung nach die Glocken nach Rom geflogen sind, ersetzt das knatternde Geräusch der Ratschen aus Holz in einigen Gegenden Österreichs zu Mittag und zum Vesperläuten die Funktion der Glocken. Am Abend wird in vielen Pfarren die Fußwaschung vollzogen.

Jugendliche mit Ratschen

APA/dpa/Markus Führer

Das Ratschen wird gerne von Jugendlichen übernommen

Der Karsamstag beginnt in einigen Gebieten mit dem Holen des Weihfeuers. Dazu dienen trockene Schwämme. Im burgenländischen St. Martin/Raab etwa wird die Asche des geweihten Feuers auf die Äcker gestreut. Das verspricht eine reiche Ernte. Ab den Mittagsstunden ziehen viele in die Kirchen zur Fleischweihe. Dieser Brauch ist aus dem benachbarten Slowenien „zugewandert“ und vor allem in Kärnten, der Steiermark und dem Burgenland heimisch.

Sakrales und Profanes verbinden

Der Brauch der Speisensegnung zu Ostern wird besonders in Österreich, Bayern und Südtirol gepflegt. Er lässt sich bis in das siebente Jahrhundert zurückverfolgen. Speisen wie Fleisch und Eier, deren Genuss in der strengen mittelalterlichen Fastenordnung verboten war, gewannen durch die österliche Segnung im Volksglauben besondere Bedeutung und Kräfte. Geweiht werden auch Brot, Obst, Getränke und andere Lebensmittel.

Heute soll dieser Brauch die Brücke zwischen dem Altar und dem häuslichen Tisch schlagen, zwischen dem Sakralen und dem Profanen. Die gesegneten Speisen symbolisieren einerseits Christi Auferstehung, andererseits das Frühjahr als Jahreszeit der wiedergewonnenen Kraft der Sonne.

Osterfeuer und Böller

Unter diesem Aspekt sind auch die Osterfeuer zu sehen, die am Abend des Karsamstags entzündet werden. Auch dieser Brauch ist wie viele in der katholischen Kirche auf alte heidnische Riten zurückzuführen. Vorgänger des Osterfeuers sind die Frühlingsfeuer der Germanen. Das höchstgelegene Osterfeuer wird übrigens in Tirol auf dem 3.200 Meter hohen Mittagskogel entzündet.

Kinder hüpfen vor einem Osterfeuer

APA/dpa/Christian Charisius

Ein Heidenspaß auch für Kinder: das Osterfeuer

Am Ostersonntag verkünden Böller: „Christ ist erstanden.“ Nach der Ostermesse veranstalten viele Gemeinden eine gemeinsame Suche nach den Ostereiern. Dieser Brauch hat etwa im Salzburger Mauterndorf besondere Tradition. Das Ei steht zu Ostern im Mittelpunkt von Bräuchen, die ein Kräftemessen sind. „Eierpecken“ - mit einem Geldstück wird etwa in Kärnten nach dem Ei geworfen - und „Eierturtschen“ - mit den Eiern wird Spitze gegen Spitze und Boden gegen Boden gestoßen - sind nicht nur bei Kindern beliebt.

Ei als Symbol der Auferstehung

Dass Eier ebenso wie der Osterhase alte Fruchtbarkeitssymbole sind, ist längst ein Gemeinplatz. Das Ei ist ein altes Fruchtbarkeitssymbol, Ursprung des Lebens, des Seins und Werdens. Christen übernahmen das Symbol und deuteten es auf die Auferstehung Christi von den Toten hin: Wie das Küken die Schale durchbricht, kommt Jesus lebend aus dem Felsengrab.

Eine Legende erzählt außerdem, Maria Magdalena habe einen Wachsoldaten mit einem Ei bestochen, um in das Haus des Pilatus zu kommen und am Prozess Jesu teilnehmen zu können. Den am Gründonnerstag oder Karfreitag gelegten Eiern sprach der Volksglaube überdies unheilabwehrende und segenspendende Wirkung zu. Verzierte Ostereier werden erstmals 1615 erwähnt. Darüber hinaus war das Ei seit jeher ein Naturalzins. Bereits 5.000 v. Chr. hat man zum Frühlingsfest bunt bemalte Eier verspeist. Bis in das 15. Jahrhundert verstand man unter „Ostereiern“ auch ein „bis zu Ostern abzulieferndes Zinsei“.

Der auferstandene Hase

Für Kinder steht der Osterhase im Mittelpunkt der Osterfeiertage. Auch er gilt als Fruchtbarkeitssymbol und tauchte bereits in der ägyptischen Mythologie auf. Die Vorstellung vom Hasen als österlichem „Eierbringer“ ist in Deutschland zum ersten Mal im 17. Jahrhundert belegt. In Byzanz soll er im Mittelalter sogar ein Zeichen für Christus gewesen sein. In der Annahme, der Hase schlafe mit offenen Augen, verglich man ihn mit dem Auferstandenen, der nicht im Tod entschlafen war.

Der Brauch einer besonderen Osterkerze, liturgische Lobpreisung in der Osternachtfeier und zugleich Darbringung und Segnung, tauchte erstmals 384 in Piacenza auf. Dieses Sinnbild für den auferstandenen Christus erhielt im Laufe der Jahrhunderte seine heutige Gestalt. Auf der Vorderseite ist mit Wachs ein Kreuz eingetragen, über dem der erste (Alpha) und der letzte (Omega) Buchstabe des griechischen Alphabets zu lesen ist. Die Osterkerze wird bis Pfingstsonntag bei jedem Gottesdienst und zu jeder Taufe und Begräbnismesse angezündet.

religion.ORF.at/APA

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