Italien droht Palmsonntag ohne Olivenzweige

Italien droht ein Palmsonntag ohne die traditionelle Segnung der Olivenzweige. Damit will man die Verbreitung der Feuerbakterie (Xylella fastidiosa) eindämmen, die Olivenbäume in ganz Italien befallen hat.

Der Landwirtschaftsverband Coldiretti rief die Pfarren in Italien dazu auf, am kommenden Sonntag nicht wie nach alter Tradition vorgesehen Olivenzweige unter den Gläubigen zu verteilen, um die Verbreitung der Feuerbakterie einzudämmen.

„Es wird der erste Palmsonntag ohne Olivenzweige sein. Das ist eine notwendige Maßnahme gegen die Verbreitung einer Epidemie, der bereits hunderttausende Olivenbäume in ganz Süditalien zum Opfer gefallen sind und die sich auf ganz Europa verbreiten könnte“, sagte Coldirettis Präsident Roberto Moncalvo.

Olivenzweig bei Papst-Segnung am Palmsonntag

Reuters/Alessandro Bianchi

Zur traditionellen Segnung des Papstes am Palmsonntag gehören Olivenzweige

Papst-Segnung infrage gestellt

Nun ist fraglich, ob der Papst angesichts der Olivenbaum-Epidemie auf dem Petersplatz am kommenden Sonntag die Olivenzweige segnen wird. Diese erinnern an den Einzug Jesu in Jerusalem und gelten als Symbol für Frieden. Mit dem Palmsonntag beginnt liturgisch die Karwoche, auch „Heilige Woche“ genannt, die an die Leidenszeit Jesu erinnert und die Gläubigen zum Osterfest führt.

Eine Million Bäume gefällt

Die Folgen der Epidemie sind bereits stark spürbar. Der italienische Staat lässt in Apulien eine Million alte Bäume fällen, die von dem aus Amerika stammenden Bakterium befallen wurden. Das ist eine starke Belastung für die süditalienische Adria-Region, in der tausende Familien vom Olivenanbau leben. Die Existenz vieler süditalienischer Olivenbauern ist bedroht. Bisher gibt es kein Heilmittel gegen den gefährlichen Krankheitserreger. Deshalb forderte die Europäische Kommission bereits vor Wochen die Abholzung aller befallenen Bäume.

„Olivenbäume verteidigen“

Das Bakterium Xylella fastidiosa verursacht unter anderem die Pierce-Krankheit an Rebstöcken und Zitrusfrüchten. Dabei verfärben sich die Blätter braun und es werden nur noch kleine harte Früchte gebildet. Letztlich sterben die Pflanzen ab. Laut Coldiretti habe Italien die Pflicht, mit allen Mitteln die apulischen Olivenbäume zu verteidigen; nicht nur weil die Bäume einen wichtigen Beitrag der italienischen Küche liefert, sondern auch weil die Haine in Apulien eine jahrhundertealte Kulturlandschaft bildeten.

Diese einzigartige Landschaft sei heute das wichtigste Element der Differenzierung der italienischen Produkte und traditioneller Gerichte im Vergleich zu anderen Gebieten des Mittelmeers, wo ebenfalls Olivenbäume wüchsen.

religion.ORF.at/APA