Papst wäscht zwölf Häftlingen und einem Kind die Füße

Papst Franziskus hat am Gründonnerstag an zwölf Häftlingen eines römischen Gefängnisses die rituelle Fußwaschung vollzogen. Einige der Strafgefangenen weinten während der Zeremonie.

„Ich wasche zwölf von Euch die Füße, aber ich wasche sie Euch allen. Auch ich muss durch den Herrn gereinigt werden“, sagte Franziskus bei der Abendmahlsmesse in der Kapelle der Haftanstalt Rebibbia vor rund 300 Insassen. Anschließend kniete der Papst vor den sechs Männern und sechs Frauen nieder, goss Wasser über deren nackte, ausgestreckte Füße, trocknete und küsste sie.

Zusätzlich vollzog der Papst den Ritus auch an dem kleinen Kind einer der weiblichen Strafgefangenen, das dazu auf dem Schoß der Mutter Platz genommen hatte. Die Strafgefangenen stammen aus Italien, Nigeria, Brasilien, Ecuador sowie der Demokratischen Republik Kongo.

Fußwaschung als Symbol für die Reinigung durch Gott

„Jesus liebt uns ohne Grenzen und für immer, jeden einzelnen mit Namen und Vornamen“, sagte der Papst. „Er wird nicht müde, zu verzeihen.“ Jesus selbst habe sich mit der Fußwaschung an seinen Jüngern, die in der Antike eine typische Sklavenarbeit gewesen sei, selbst erniedrigt. Dabei stünden die Füße symbolisch für die Reinigung des ganzen Menschen durch Gott.

Die Messe erinnert an das Letzte Abendmahl Jesu, bei dem dieser seinen zwölf Jüngern als Zeichen der Demut und Liebe die Füße wusch. Traditionell fand die Gründonnerstagsliturgie stets in der Lateran-Basilika statt, der eigentlichen römischen Papstkirche. Die Fußwaschung vollzogen die Vorgänger von Franziskus in der Regel an verdienten Klerikern.

Fußwaschung im Gefängnis

Franziskus brach bei seinem ersten Osterfest 2013 mit dieser Tradition, indem er den Gottesdienst unter weitgehendem Ausschluss von Medien in einer römischen Jugendstrafanstalt feierte. Im vergangenen Jahr verlegte er den Ritus in eine römische Behinderteneinrichtung. Dabei wusch er unter anderen einem muslimischen Behinderten aus Libyen die Füße.

Papst Franziskus trifft im Gefängnis ein

REUTERS/Giampiero Sposito

Pappst Franziskus trifft im Kleinwagen zur Fußwaschung im Gefängnis ein

Das Gefängnis Rebibbia an der Via Tiburtina mit rund 2.100 männlichen und weiblichen Häftlingen erlangte Berühmtheit, weil dort der Papst-Attentäter Ali Agca einsaß, den Johannes Paul II. (1978-2005) im Dezember 1983 besuchte und ihm mit einer Umarmung verzieh. Am vierten Adventsonntag im Dezember 2011 kam auch Papst Benedikt XVI. (2005-2013) mit den Gefangenen zu einer Begegnung in der Haftanstalt zusammen.

religion.ORF.at/KAP

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