Reaktionen auf neuen Bischof Krautwaschl

Die Ernennung von Wilhelm Krautwaschl zum Bischof für die steirische Diözese Graz-Seckau stößt in Kirchenkreisen und Politik auf Zustimmung. Er wird unter anderem als „Bischof der Mitte“ gewürdigt.

„Der neue Grazer Bischof kommt aus der Seelsorge, riecht also nach der Herde“, stellte der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner fest. Insofern entspreche Wilhelm Krautwaschl dem Anforderungsprofil von Papst Franziskus. In seinem Blog unter dem Titel „Glückwunsch, Herr Bischof Krautwaschl!!“ gibt Zulehner seinen Eindruck wieder, dass der Papst bei Bischofsernennungen immer mehr „die Zügel in die Hand“ nehme. Das wäre auch für die Reformvorhaben von Franziskus wünschenswert. „Nur wenn er sich auf immer mehr Ortsbischöfe verlassen kann, kommt er mit seiner epochalen pastoralen Neuausrichtung auch in den Ortskirchen voran“, so Zulehner.

Der St. Pöltner Bischofsvikar und geschäftsführende Vizepräsident des Canisiuswerkes, Prälat Franz Schrittwieser, betonte im Gespräch mit „Kathpress“, der neue Grazer Bischof stehe für einen „Aufbruch in der Berufungspastoral“ der Kirche in Österreich. Er sei „hoch erfreut“ über die Ernennung, da damit zugleich das Anliegen der Berufungspastoral - also die aktive Suche und Begleitung junger Menschen auf dem Weg zu einem geistlichen Amt oder Beruf - „auf der kirchlichen Agenda ganz nach oben gehoben“ worden sei.

Schrittwieser: Jugend im Blick

Den neuen Bischof zeichne eine große seelsorgliche Erfahrung aus, so Schrittwieser. Dabei habe er immer die Jugend im Blick, bei der er ein großes Ansehen genieße: „Wilhelm Krautwaschl ist das beste Beispiel dafür, dass der Spagat zwischen einer tiefen persönlichen Spiritualität und einer modernen Lebensweise und Offenheit für die Jugend gelingen kann“.

So verwies Schrittwieser etwa darauf, dass Krautwaschl als Regens des „Kleinen Seminars“ im Grazer Augustinum für eine Gemeinschaft von derzeit rund 50 jungen Menschen zuständig ist, die im Bischöflichen Seminar leben und eine prinzipielle Offenheit für geistliche Berufe zeigen.

Wilhelm Krautwaschl

APA/Diözese Graz-Seckau/Gerd Neuhold

Wilhelm Krautwaschl ist seit 2006 Regens des Bischöflichen Seminars Augustinum und zugleich Diözesandirektor des Canisiuswerkes in der Diözese Graz-Seckau

Aktiv auch im Internet

„Meine erste Aufgabe ist es als Priester, mit Menschen unterwegs zu sein. ... Wenn ich wirklich gemeinsam mit anderen unterwegs sein will, dann gilt es sich den Lebens-Fragen der anderen auszusetzen“, bekennt Krautwaschl. So würden ihn „Fragen an das Leben, an das Woher und Wohin, an den Sinn des Daseins usw. in vielen Schattierungen“ begegnen, denen es sich zu stellen gelte. Der Regens des Bischöflichen Seminars hat mehrere Stationen als Kaplan, Pfarrer und Dechant in der Steiermark hinter sich, ist den Sozialen Medien nicht abgeneigt und führt Accounts u.a. bei Facebook und Twitter sowie einen Blog.

Das Canisiuswerk

Das Canisiuswerk ist das österreichische „Zentrum für Berufungspastoral“. Es fördert Initiativen der Berufungspastoral in Zusammenarbeit mit den Orden, anderen Gemeinschaften und Einrichtungen der Kirche auf nationaler wie diözesaner Ebene. Weiters vergibt das Canisiuswerk Stipendien an bedürftige Personen auf dem Weg zu einem geistlichen Beruf und Förderungen für Projekte der Berufungspastoral.

Schließlich würdigte Schrittwieser auch Krautwaschls Engagement für die jüngste Restrukturierung des Canisiuswerkes insgesamt. So habe Krautwaschl beim Leitbild-Prozess des Zentrums für Berufungspastoral eine maßgebliche Rolle gespielt und wichtige Impulse bis hinein in die Formulierungen des neuen Leitbildes gegeben, so Schrittwieser. „Damit hat er einen wesentlichen Beitrag zur Neuorientierung des Canisiuswerks und zur Zukunft der Berufungspastoral in Österreich geleistet“.

Zustimmung aus der Politik

Zur Ernennung von Krautwaschl zum neuen Bischof der Diözese Graz-Seckau äußerten sich auch Politiker in der Steiermark erfreut. Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) gefiel, dass die Wahl auf einen Steirer gefallen war. Sein Vize Hermann Schützenhöfer (ÖVP) meinte, er kenne und schätze den gebürtigen Gleisdorfer sehr.

Voves wollte als Landeshauptmann aller Steirer keine Äußerung zur Bestellung des Oberhauptes einer Religionsgemeinschaft abgeben, das stehe ihm nicht zu. Er halte es aber wegen der vielen Katholiken in der Steiermark für wichtig, „dass die Entscheidung von Rom jetzt getroffen wurde“, teilte er mit. Krautwaschl kenne als Landsmann die Verhältnisse des Landes und seiner ihm anvertrauten Gläubigen genau.

„Bischof der Mitte“

„Als bisheriger Leiter des Priesterseminars in Graz bringt Krautwaschl alle Voraussetzungen mit, um von den Gläubigen als Hirte anerkannt zu werden. Ich wünsche ihm, dass er sich so rasch wie möglich in das Amt einlebt und es mit genauso viel Mut, Engagement, Einfühlungsvermögen und Weisheit ausüben möge, wie dies sein Vorgänger stets getan hat“, sagte Voves. Für Schützenhöfer ist Krautwaschl ein „Bischof der Mitte und des Dialogs“. „Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit ihm und wünsche ihm Gottes Segen.“

In Krautwaschls Heimat Gleisdorf (Bezirk Weiz) war die Freude laut Regierungskommissär Christoph Stark (ÖVP) "wirklich riesengroß: „Uns allen ging das Herz auf, als wir das gehört haben. So ein schöner Moment.“ Stark kenne den neuen Bischof seit seiner Jugend, denn der 52-Jährige habe seine Schulzeit in Gleisdorf verbracht und dort seine ersten kirchlichen Aufgaben als Ministrant wahrgenommen. „Eine Stadt freut sich“, fasste Stark zusammen und versprach, auf die erwartete offizielle Entscheidung „adäquat“ zu reagieren.

Von der Diözese Graz-Seckau hieß es auf APA-Anfrage, dass man erst nach der offiziellen Ernennung durch den Vatikan eine Stellungnahme abgeben könne. Sobald die Entscheidung im „Bollettino“ veröffentlicht werde, soll zu einer Pressekonferenz eingeladen werden.

religion.ORF.at/KAP/APA

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