Khorchide: Muslime haben hohe Erwartungen an Papst

Der Münsteraner Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide bescheinigt Papst Franziskus, den christlich-islamischen Dialog voranzubringen. Die islamische Welt habe hohe Erwartungen an den Papst, so Khorchide.

Das gelte insbesondere für seine Aussagen zu Werten und Menschenrechten, schreibt der Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster in einem jetzt veröffentlichten Beitrag für die in Freiburg erscheinende Zeitschrift „Herder-Korrespondenz“. Der Papst setze den „fruchtbaren Dialog zwischen dem Islam und dem Christentum fort, und zwar auf eine Weise, die die Lebenswirklichkeit der Menschen berührt“.

Insbesondere lobte Khorchide, dass Papst Franziskus den Grundsatz der Barmherzigkeit so stark betone. Barmherzigkeit sei „ein zentraler gemeinsamer Nenner“ von Islam und Christentum. „Denn Barmherzigkeit spricht alle Menschen als solche an und fragt nach ihrer Würde und ihrer Glückseligkeit unabhängig von ihrer weltanschaulichen Zugehörigkeit.“

Nicht von Lebenswirklichkeit abschotten

Nach den Worten des Islamwissenschaftlers stehen beide Religionen derzeit vor der Herausforderung, den konkreten Lebensbezug ihrer Botschaften aufzuzeigen. Sie dürften sich nicht von der Lebenswirklichkeit abschotten. „Wenn sich Religionen lediglich auf Dogmen und lebensferne Aussagen beschränken, laufen sie Gefahr, dass Menschen sich immer mehr von Religion distanzieren.“

Zugleich hat die islamische Welt laut Khorchide hohe Erwartungen an den Papst und seine Äußerungen zu den Menschenrechten. Die Unterstützung des Westens von Diktatoren wie Hosni Mubarak habe die Glaubwürdigkeit des „christlichen Abendlands“ in den muslimischen Ländern zum Wanken gebracht, so der Islamwissenschaftler.

„Daher erwarten Muslime auch hier von Papst Franziskus, dass er sich stark für die Verwirklichung von Menschenrechten und demokratischen Grundwerten einsetzt und an westliche Staaten appelliert, sich nicht durch wirtschaftliche Interessen im Nahen Osten verführen zu lassen, demokratische Grundwerte zu verwerfen.“

religion.ORF.at/KAP/KNA

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