Graz und Militär: Bischöfe vor „Herausforderungen“

Am Donnerstag sprachen die zwei neu ernannten Bischöfe – der Diözesanbischof der Diözese Graz-Seckau, Wilhelm Krautwaschl und der Militärbischof für Österreich, Werner Freistetter - über ihre Pläne.

„Deus caritas est“ (Gott ist die Liebe; 1 Joh 4,16) nannte Krautwaschl bei der Pressekonferenz am Donnerstag im Grazer Bischofshof als seinen bischöflichen Wahlspruch. Auf Anfragen der zahlreichen Medienvertreter wies Krautwaschl (52) mehrmals auf die kirchliche Vielfalt hin, die dabei helfen werde, auf Herausforderungen und Änderungsnotwendigkeiten adäquat zu antworten.

„Nicht die Talargröße von Kapellari“

Es gebe den Schweigeorden der Karmelitinnen ebenso wie den „VinziBus“ für Obdachlose, umschrieb Krautwaschl die große Bandbreite des kirchlichen Lebens: „Wir brauchen beides“, sagte er. Durch Pfarren in unterschiedlichen Regionen sei die kirchliche Seelsorge „regional aufgestellt“, es werde sicher nicht in jeder Gemeinde „das gleiche Programm abgespult“, so Krautwaschl.

Wilhelm Krautwaschl

APA/Diözese Graz-Seckau/Gerd Neuhold

Wilhelm Krautwaschl (Diözese Graz-Seckau)

Was er sich von seinen beiden Vorgängern abschauen will, wollte Krautwaschel nicht konkret bzw. nur mit einem bildlichen Vergleich beantworten: „Ich habe nicht die Talargröße von Bischof Weber und auch nicht die von Bischof Kapellari.“

Änderungsbedarf noch unklar

Auch die Frage, wo er den größten Änderungsbedarf in der katholischen Kirche sehe, ließ der designierte Bischof offen. Er wolle sich im Gespräch mit ihm vertrauten Personen erst zu einigen Dingen eine klare Meinung bilden und habe für sich selbst noch etliche offene Fragen. Krautwaschl berichtete von einem kürzlichen Treffen mit Josef Wilfing, dem Vertreter der steirischen „Pfarrerinitiative“, das in erster Linie vom Aufeinander-Hören geprägt gewesen sei.

Er wolle jedenfalls auch als Bischof immer nahe bei den Menschen sein und vor allem auch den Kontakt mit der Jugend suchen. Aufhorchen ließ Krautwaschel mit einer an Papst Franziskus erinnernden Bemerkung zu seinem künftigen Wohnstil: Er wolle sein Domizil im Bischofshof jedenfalls nicht alleine bewohnen. Details dazu müssten sich aber erst noch klären.

Militärbischof für Frieden

Der neue Militärbischof für Österreich, Werner Freistetter (61), möchte sein Amt nutzen, um einen „Beitrag zur Förderung von Friede und Geschwisterlichkeit unter den Menschen“ zu leisten. Das sagte Freistetter bei seiner ersten Pressekonferenz seit seiner Ernennung am Donnerstagnachmittag in Wien.

Religion könne maßgeblich zur Friedenssicherung beitragen, so Freistetter: „Ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen, die in ihrer religiösen Tradition fest verwurzelt sind und Gott mit ganzem Herzen suchen, kaum zu Radikalismus und Gewalt neigen.“ Davon zeuge nicht zuletzt sein Wahlspruch „Religion und Frieden“ („Religio et Pax“). Zugleich erinnerte Freistetter an das Wort von Papst Franziskus, dass es „ein schweres Sakrileg“ sei, „im Namen Gottes zu töten“.

Werner Freistetter

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Werner Freistetter (Militärdiözese)

Priorität: Pastoralkonzept umsetzen

Die Umsetzung des neuen Pastoralkonzepts für die Militärdiözese steht an erster Stelle für den neuen Militärbischof. Seit April 2014 hat die Militärdiözese neue pastorale Leitlinien, die das Ergebnis einer Diözesansynode sind und die seither auf Umsetzung warten.

Die Militärseelsorge müsse darauf eingehen, dass sich „im Leben und in der Glaubenspraxis vieler Menschen im Militär“ viel geändert hat, und stärker auf die Menschen zugehen - „die Ist-Situation des Glaubens wahrnehmen und Wege der Vertiefung anbieten“, heißt es in den Leitlinien. Auch Laien rücken mit dem neuen Pastoralkonzept einen Schritt mehr ins Zentrum der Militärseelsorge.

„Dringenden Handlungsbedarf“, heißt es in den Leitlinien weiter, gäbe es bei den Auslandseinsätzen von österreichischen Soldaten: Da es sich immer schwieriger gestalte, für deren Begleitung geeignete Priester zu finden, sollten sich hauptamtliche Militärseelsorger künftig selbst dazu „in regelmäßigen Abständen“ bereit erklären, so eine der Forderungen.

Ernennung durch den Vatikan

Die Bundesregierung hatte schon am Dienstag nach der Sitzung des Ministerrats mitgeteilt, dass sie keine Einwände gegen die beiden neuen Bischöfe hat. Die offizielle Ernennung der beiden Bischöfe teilte der Vatikan Donnerstagmittag im „Bollettino“, der täglichen Pressemitteilung des Vatikans, mit.

Mit der Ernennung von Werner Freistetter wurde gleichzeitig der vom bisherigen Militärbischof Christian Werner bereits 2013 eingereichte Rücktritt angenommen. Bis zur Bischofsweihe von Freistetter leitet während der Sedisvakanz der bisherige Generalvikar Leszek Ryzka interimistisch das Militärordinariat. Dieses ist in 18 Inlandspfarren und zwei Auslandspfarren gegliedert und ist für rund 90.000 Personen zuständig.

Termine fixiert

Als Termin für seine Weihe zum Militärbischof von Österreich hat Werner Freistetter den 11. Juni bekanntgegeben. Die Bischofsweihe erfolgt in der St. Georgs Kathedrale in Wiener Neustadt, wobei noch offen ist, wer konkret Weihespender sein wird.

In der Diözese Graz-Seckau führt bis zur Bischofsweihe von Wilhelm Krautwaschl der Diözesanadministrator Heinrich Schnuderl die Geschäfte. Er wurde am 28. Jänner vom Grazer Domkapitel für dieses Amt gewählt, nachdem am selben Tag der Rücktritt von Bischof Egon Kapellari vom Papst angenommen wurde. Krautwaschl wird am 14. Juni geweiht. Erster Weihespender wird der Salzburger Erzbischof Franz Lackner - früher Weihbischof in Graz-Seckau - sein, als Co-Konsekratoren werden seine Vorgänger Johann Weber und Egon Kapellari fungieren.

Schönborn: Vatikan hört auf Ortskirche

Als „deutliches Zeichen, dass im Vatikan unter Papst Franziskus auf die Ortskirche gehört wird“, hat Kardinal Christoph Schönborn die Bestellung der beiden neuen Bischöfe Wilhelm Krautwaschl und Werner Freistetter bezeichnet. Papst Franziskus habe ja selbst immer wieder davon gesprochen, dass auf die Ortskirche bei der Ernennung von Bischöfen stärker gehört werden solle.

Auch die heimischen Bischöfe hätten diesen Wunsch in den vergangenen Jahren immer wieder geäußert, so der Kardinal. „Das ist nun ein Zugewinn, den wir sehr dankbar feststellen können“, sagte Schönborn gegenüber Kathpress.

Starker Rückhalt in Ortskirche

Zu Krautwaschl erklärte der Kardinal mit Verweis auf dessen seelsorgliche Erfahrung, dass dieser sehr gute Voraussetzungen für seinen neuen Dienst mitbringe. Mit Freistetter wiederum werde jemand Militärbischof, der das Bundesheer von innen kenne und der Truppe nahe sei - angesichts der großen Umbrüche beim Heer sei er hierfür „dankbar“, so Schönborn. Krautwaschl, Freistetter und der vor kurzem ernannte Feldkircher Bischof Benno Elbs hätten einen starken Rückhalt in der österreichischen Ortskirche und unter den heimischen Bischöfen, so Schönborn.

An diesen Ernennungen werde auch deutlich, dass sich das kirchliche Verfahren der Bischofsernennungen bewährt, wenn die vorgesehenen Vorgaben eingehalten werden, sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz.

religion.ORF.at/KAP/APA

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