Morddrama auf Boot: Bischöfe skeptisch zu Berichten

Die Italienische Bischofskonferenz ruft angesichts von Berichten über eine angeblich religiös motivierte, tödliche Auseinandersetzung zwischen Muslimen und Christen an Bord eines Flüchtlingsboots zur Besonnenheit auf.

Man müsse erst den genauen Tathergang kennen, bevor man diese „schreckliche Tat“ mit einem „Religionskrieg“ in Zusammenhang bringe, sagte der Generalsekretär der Italienischen Bischofskonferenz, Nunzio Galantino, in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Stampa“.

Der Bischof warnte davor, dem Vorfall „Bedeutungen beizumessen, die er möglicherweise gar nicht hat“. Wenn Menschen tagelang unter schwierigsten Bedingungen auf einem solchen Boot zusammengepfercht seien, reichten schon der kleinste Streit oder Groll aus, um unvorhersehbare Reaktionen auszulösen, so Galantino weiter.

Ermittlungen gegen 15 muslimische Flüchtlinge

Die Staatsanwaltschaft in Palermo ermittelt seit Donnerstag gegen 15 muslimische Flüchtlinge aus dem Senegal, der Elfenbeinküste und Guinea-Bissau, die zwölf christliche Flüchtlinge aus Nigeria und Ghana während der Überfahrt nach Europa aus „religiösem Hass“ über Bord geworfen haben sollen.

In der italienischen Berichterstattung war eine religiöse Motivation des Gewaltexzesses in den vergangenen Tagen ungeachtet der laufenden Ermittlungen vielfach bereits als Tatsache dargestellt worden und hatte großen Raum eingenommen.

Der Vorfall hat sich nach Aussagen von Augenzeugen auf einem überladenen Flüchtlingsboot ereignet, das am Dienstag von Libyen aus in Richtung Europa aufgebrochen war. Augenzeugen hatten darüber berichtet. Die rund 100 überlebenden Flüchtlinge waren am Donnerstag von der italienischen Küstenwache in Sicherheit gebracht worden.

religion.ORF.at/KAP/