Religionsexperte Assmann verteidigt Altes Testament

Einer der bekanntesten deutschen Religionswissenschaftler, Jan Assmann, hat sich gegen Bestrebungen in der evangelischen Kirche gewandt, das Alte Testament der Bibel für weniger wichtig zu erklären.

„Mit dem Verlust des Alten Testaments verlieren die Christen nahezu alles“, sagt der Kulturwissenschaftler Jan Assmann der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“, die am Mittwoch erscheint. Eine Kirche, die sich vom Alten Testament verabschiede, laufe Gefahr, „zur Sekte zu werden“. Ohne das Alte Testament sei das Neue Testament mit seinen Geschichten über Jesus nicht zu verstehen: „Das Alte Testament wird im Neuen ständig zitiert.“ Auch Jesus sei nur im Zusammenhang mit seiner jüdischen Umgebung zu begreifen.

Jan Assmann

ORF/Marcus Marschalek

Religionswissenschaftler Jan Assmann

Diskussion um Herabstufung

Der Berliner evangelische Theologe an der Berliner Humboldt-Universität Notger Slenczka hatte die Diskussion mit seiner Forderung angestoßen, den Rang des Alten Testaments herabzustufen, weil es im Leben der Kirchen kaum eine Rolle spiele. Slenczka hatte in einem Aufsatz die Bedeutung des Alten Testaments für Christen infrage gestellt. Die Schrift sei kein Zeugnis der Universalität des Gottesverhältnisses, sondern Teil „einer Stammesreligion mit partikularem Anspruch“, hatte Slenzcka in Bezug auf die Juden geschrieben.

Wie er „Christ & Welt“ sagte, geht es ihm aber auch darum, das Alte Testament zuerst als die Heilige Schrift der Juden und nicht der Christen zu sehen, weil es nicht von Jesus rede. Deshalb könne es für Christen nicht die gleiche Bedeutung haben wie das Neue Testament.

Bischof auf Distanz

Fünf von Slenczkas Kollegen in Berlin hatten sich in einer gemeinsamen Erklärung gegen seine Ansicht gewandt und zugleich eine Diskussion darüber abgelehnt. Auch der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge hatte sich von ihm distanziert. Die hebräische Bibel sei für Christen genauso gültig wie das Neue Testament, Zweifel an der Zugehörigkeit des Alten Testaments zum christlichen Kanon seien nicht nachvollziehbar, sagte Dröge auf der Frühjahrssynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am vergangenen Freitag.

religion.ORF.at/dpa

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