Ban Ki Moon bei Vatikan-Klimagipfel: Ärmste fliehen

Der Klimawandel ist das „bestimmende Thema unserer Zeit“: Das hat UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon bei dem hochkarätig besetzten Gipfel im Vatikan betont, der am Dienstag eröffnet wurde. Kritik am Klimagipfel übten unterdessen konservative US-Katholiken.

Die Erderwärmung wirke sich weltweit auf Gesundheit und Wohlstand, Nahrungs- und Trinkwassersicherheit, Migration, Frieden und Sicherheit aus. Vor allem die Ärmsten litten unter den Folgen des klimatischen Wandels, obwohl sie ihn selbst nicht verursacht hätten, so Ban Ki Moon. Die Staatengemeinschaft könne auf die Herausforderungen nur gemeinsam reagieren. Dabei sei sie auf die großen Religionen und die Wissenschaft als Verbündete angewiesen.

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon beim Klimagipfel im Vatikan

Reuters/Tony Gentile

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon beim Klimagipfel im Vatikan

In seiner Konferenzrede bezeichnete der UNO-Generalsekretär die Zeit für positive Veränderungen als besonders günstig. Er hoffe auf ein umfassendes globales Klimaabkommen bei der Weltklimakonferenz im Dezember in Paris. Eine wichtige Etappe sei aber auch der UNO-Gipfel zu Nachhaltiger Entwicklung (United Nations Summit to adopt the post-2015 development agenda), der im Rahmen der UNO-Vollversammlung in New York stattfindet und bei dem Papst Franziskus am 25. September die Eröffnungsansprache halten wird.

Turkson: Langfristige Lösungen gegen Erderwärmung

Der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Turkson, forderte in seiner Rede beim Vatikan-Klimagipfel langfristige und moralische Lösungen zur Bewältigung der Erderwärmung. Drei von sieben Milliarden Menschen seien von Armut betroffen, während eine einzige privilegierte Milliarde das Gros der Ressourcen verbrauche.

An der internationalen Konferenz „Protect the Earth, Dignify Humanity. The Moral Dimensions of Climate Change and Sustainable Development“ nahmen zahlreiche Wissenschaftler und Religionsvertreter teil. Organisatoren sind die Päpstliche Sozialakademie, die Weltkonferenz der Religionen für den Frieden und das „Sustainable Development Solutions Network“.

Papst Franziskus und UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon im Vatikan

AP Photo/L'Osservatore Romano/Pool Photo via AP

Seitens konservativer US-Katholiken wurde Kritik am Klimagipfel in Vatikan laut

Am Dienstagvormittag war Ban Ki Moon zu einer halbstündigen Audienz mit Papst Franziskus zusammengetroffen. Auch dabei standen die Themen Klimawandel und Flüchtlinge im Mittelpunkt - mehr dazu in UNO-Generalsekretär traf Papst im Vatikan. Besonders interessiert zeigte sich der Südkoreaner laut Vatikanangaben an der noch vor dem Sommer erscheinenden Öko-Enzyklika des Papstes. Franziskus würdigte Ban nach dem Treffen als einen der „weltweit leidenschaftlichsten“ moralischen Fürsprecher für Klimaschutz und eine gerechtere Welt. Das päpstliche Lehrschreiben werde die Welt zu einem veränderten Lebensstil aufrufen, sagte Ban nach seinem Gespräch mit Franziskus.

US-Katholiken kritisieren Gipfel und Papst

Kritik am Klimagipfel im Vatikan übten unterdessen konservative US-Katholiken. Deren Wortführer kritisierten dabei auch Papst Franziskus. Maureen Mullarkey, Kolumnistin des katholischen Magazins „First Things“, schrieb, Franziskus solle sich besser aus Dingen heraushalten, von denen er nichts verstehe. Sie meinte, der Papst gebe mit seiner Positionierung in der Klimadebatte eine „Nuancierung zugunsten von apokalyptischem Alarmismus“.

Klimaveränderungen „normal“

Auch die Kolumnistin Rachel Lu hielt dem Vatikan im Magazin „Crisis“ vor, „pseudoreligiöse Sensibilitäten der Progressiven“ zu bedienen, statt einfach anzuerkennen, dass Klimaveränderungen „normal“ sind. Dieselbe Linie verfolgt auch der katholische Meinungsführer, Historiker und „First Things“-Mitherausgeber George Weigel.

Die katholischen republikanischen Politiker John Boehner, der Sprecher des Repräsentantenhauses, Budgetkomitee-Leiter Paul Ryan sowie die Präsidentschafts-Aspiranten Jeb Bush, Marco Rubio, Bobby Jindal, Chris Christie und Rick Santorum folgen bisher diesen kritischen Einschätzungen. Für sie dürfte es äußerst unangenehm werden, wenn der Papst im September vor der UNO-Vollversammlung in New York und vor dem Kongress in Washington Klartext sprechen wird.

69 Prozent aller US-Katholiken erkennen laut einer kürzlich erfolgten Umfrage der Yale-Universität einen menschlichen Anteil an der Klimaveränderung an. Und selbst die Hälfte der republikanischen Wähler wünscht sich laut „New York Times“ eine Politik, die etwas gegen den Klimawandel tut.

religion.ORF.at/KAP

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