BUL: Ex-Monarch wird in Kirchen als König gewürdigt

Der frühere bulgarische König und Ex-Premier (2001-2005) Simeon Sakskoburggotski wird auf Beschluss der bulgarischen Bischofskonferenz in den Gottesdiensten des Landes ab sofort explizit als „König“ gewürdigt.

Die Entscheidung wurde von bulgarischen Medien berichtet, nachdem auf der Internetseite des Patriarchats am 30. April der Beschluss veröffentlicht worden war.

Laut offiziellen Angaben haben die Bischöfe einstimmig den Vorschlag des Metropoliten von Plowdiw (Plkovdiv) Nikolaj unterstützt. Somit wird des einstigen Monarchen und späteren Regierungschefs, der 1937 als erster Sohn des damaligen bulgarischen Zaren Boris III. geboren und nach dessen Tod 1943 zu seinem Nachfolger erklärt worden war, ab jetzt als des „frommen und die Christen liebenden König der Bulgaren“ bei Messen und allen anderen Gottesdiensten gedacht.

„Reanimierung“ des Zarentums möglich

Die Nachricht über die Entscheidung löste zahlreiche Spekulationen über mögliche politische Gründe aus: Vor kurzem hatten ehemalige Abgeordnete der Partei NDSW (Nationale Bewegung), mit der Sakskoburggotski 2001 die Parlamentswahlen gewonnen hatte, versucht, ihren früheren Parteichef wieder in die Politik zu holen, nachdem er sich 2010 zurückgezogen hatte.

Simeon Sakskoburggotski

REUTERS/Wolfgang Rattay

Der frühere bulgarische König und Ex-Premier (2001-2005) Simeon Sakskoburggotski wird nach einem Beschluss der bulgarischen Bischofskonferenz von nun an in den Gottesdiensten des Landes explizit als „König“ gewürdigt

Bei den Parlamentswahlen 2009 war die NDSW an der Vierprozenthürde gescheitert und auseinandergefallen. Einige politische Beobachter legten die Entscheidung der Bischofskonferenz als einen Versuch einer politischen „Reanimierung“ des Zarentums aus. Sakskoburggotski schweigt dazu.

Empörung in den sozialen Medien

Andere Beobachter und die sozialen Medien empörten sich über einen möglichen Versuch, die Diskussion über eine Renaissance der Monarchie wiederzubeleben und erinnerten daran, dass 1947 nach einer Volksabstimmung die Monarchie in Bulgarien abgeschafft wurde und Simeon dies durch seinen Schwur als Premier auf die republikanischen Verfassung im Jahr 2001 anerkannte.

Zwar hat der Ex-König die Monarchie als Regierungsform für Bulgarien nie gänzlich abgeschrieben, wie er in einem Interview mit der APA 2014 zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkrieges erklärte. Er sieht sich aber persönlich nicht als König geeignet. Im vorigen Monat starb sein erstgeborener Sohn, nachdem er seit 2008 nach einem Autounfall im Koma gelegen war. Seine weiteren drei Söhne und eine Tochter kämpfen mit Familien- und Scheidungsproblemen.

Interessante Rolle von Bischof Nikolaj von Plowdiw

Andere Beobachter verweisen darauf, dass die Kirche in Bulgarien seit 1949 vom Staat getrennt ist und ihre Entscheidungen für den Staat nicht obligatorisch sind. Zudem gedenken viele Bischöfe und Priester im Land Simeon schon seit dem Ende des Kommunismus als König der Bulgaren, auch ohne einen entsprechenden Erlass der Bischofskonferenz.

Die Tageszeitung „Dnevnik“ lenkt das Interesse zudem auf die Person des Bischofs Nikolaj von Plowdiw, der den Vorschlag gemacht hatte. Er machte sich schon als Weihbischof einen Namen: nicht nur, als er Papst Johannes-Paul II. bei dessen Bulgarien-Besuch 2002 als „Ketzer“ bezeichnete, sondern auch, als er später öffentlich verlangte, dass Sakskoburggotski in sein spanisches Exil zurückkehren sollte.

Nach seiner Wahl zum Bischof fiel er durch einen prunkvollen Lebensstil, mehrere Nobelkarossen und eine Rolex-Uhr auf. Was die Änderung in seiner Beziehung zu Sakskoburggotski bewirkte, blieb offiziell unklar.

religion.ORF.at/APA

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