Pro-Oriente-Präsident Marte zum 80. gewürdigt

Seine Verbundenheit mit den Christen des Nahen Ostens stellte Pro-Oriente-Präsident Johann Marte am Dienstagabend in den Mittelpunkt seiner Dankesworte bei einer Messfeier aus Anlass seines 80. Geburtstags.

Der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, stand dem Dankgottesdienst in der Josefskapelle in der Hofburg vor und überbrachte dem Pro-Oriente-Präsidenten die Segenswünsche von Papst Franziskus. Zahlreiche hochrangige Vertreter der christlichen Kirchen in Österreich sowie der Politik waren der Einladung zum Gottesdienst gefolgt und würdigten den Jubilar.

Würdigung durch Kardinal Schönborn

Beim anschließenden Festakt im Oratorium der Nationalbibliothek erinnerte Pro-Oriente-Vizepräsident Rudolf Prokschi an die vielfältigen Tätigkeiten Martes als Richter, Religionslehrer, Diplomat in Warschau und Moskau, Sektionschef im Wissenschaftsministerium und Generaldirektor der Nationalbibliothek. Kardinal Christoph Schönborn würdigte in einem aus Israel übermittelten Grußwort das „nicht zu überbietende Engagement“ Martes für die Ökumene.

Pro-Oriente-Präsident Johann Marte

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Pro-Oriente-Präsident Johann Marte

Pro Oriente sei heute noch aktueller als zum Zeitpunkt der Gründung vor 50 Jahren, dies vor allem angesichts der Bedrohung des Christentums im Orient. Schönborn sagte, dass es Marte vor allem auch darum gehe, die junge Generation der Theologinnen und Theologen für Pro Oriente und das ökumenische Anliegen der Stiftung zu gewinnen.

Auch Bundespräsident Heinz Fischer betonte in einem beim Festakt verlesenen Grußwort das vielfältige Engagement Martes und seine „wichtige Arbeit“ im Bemühen, „die Beziehungen zwischen der römisch-katholischen Kirche und den Ostkirchen zu fördern“. Im Grußwort des Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, wurde unterstrichen, dass Marte der Mission von Pro Oriente einen neuen Stil und eine persönliche Note verliehen habe. Pro Oriente leiste einen bedeutenden Beitrag „nicht nur für das Leben der Kirche, sondern auch für das Wohl der Gesellschaft, sowohl im Herzen der Europäischen Union als auch in aller Welt“. Der ökumenische Dialog wie auch der Dialog zwischen den Religionen sei der „einzige Weg zu Frieden und Versöhnung“.

„Trennendes“ und „Gemeinsames“

Die Republik sollte sich „noch mehr der Bedeutung von Pro Oriente bewusst“ sein, sagte der frühere Vizekanzler Erhard Busek (ÖVP) beim Festakt für Johann Marte. Es gehe darum, sich des „Reichtums der christlichen Konfessionen“ bewusst zu sein, um „Trennendes“ zu wissen und „Gemeinsames“ zu kennen.

Der Paderborner Theologe Johannes Oeldemann arbeitete in seinem Festvortrag „Perspektiven des ökumenischen Dialogs“ heraus. Sein Fazit: Wichtiger als alle Reflexion sei in der Ökumene die persönliche Begegnung. Denn die Kirchen hätten sich nicht „auseinander diskutiert“, sondern „auseinander gelebt“. Präsident Marte habe immer wieder darauf verwiesen, dass in der Ökumene die geistliche Dimension entscheidend sei, „die in der persönlichen Begegnung konkret wird“. Für diese Begegnung stelle Pro Oriente die Räume zur Verfügung.

Oeldemann sagte, dass im Hinblick auf die Perspektiven des ökumenischen Dialogs drei Themenkomplexe zu beachten seien: „Primat und Synodalität“, „Theologie und Geschichte“, „Identität und Dialog“. Der Paderborner Theologe erinnerte daran, dass im „Dokument von Ravenna“ der offiziellen orthodox-katholischen Dialogkommission (2007) erstmals auch von orthodoxer Seite (allerdings in Abwesenheit der Repräsentanten des Moskauer Patriarchats) die Notwendigkeit eines „Ersten“ auf universalkirchlicher Ebene anerkannt worden sei. In der Folge sei es aber zu einem innerorthodoxen Streit gekommen, als versucht wurde, die Position des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel nicht mehr als „Erster unter Gleichen“, sondern als „Erster ohnegleichen“ zu beschreiben.

Familien-Bischofssynode „Paradebeispiel“

Jedoch habe das Dokument von Ravenna im orthodoxen Bereich zu einer intensiven Beschäftigung mit dem Primat und im katholischen Bereich zu einer ebenso intensiven Beschäftigung mit der Synodalität geführt. Oeldemann zitierte in diesem Zusammenhang einen orthodoxen Beobachter, der die außerordentliche Bischofssynode zum Thema Familie von 2014 als „Paradebeispiel von Synodalität“ bezeichnete.

Zum Spannungsverhältnis von Theologie und Geschichte erinnerte Oeldemann daran, dass christlicher Glaube „ohne geschichtlichen Bezug“ nicht denkbar sei. Notwendig sei eine kritisch-offene Auseinandersetzung mit den Ergebnissen kirchengeschichtlicher Forschung, mit den Licht- und Schattenseiten der kirchlichen Geschichte.

Im Hinblick auf das Verhältnis von Identität und Dialog mahnte der deutsche Theologe das Prinzip des Gesprächs auf Augenhöhe ein. Freilich müsse man sich die Frage stellen, ob dieses Prinzip - 50 Jahre nach der Tilgung der wechselseitigen Bannsprüche zwischen Rom und Konstantinopel - auch im orthodoxen Bereich überall akzeptiert wird. In diesem Zusammenhang müsse man sich auch die Frage nach dem Ziel der Ökumene stellen.

religion.ORF.at/KAP

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