Reformer fordern von Papst Öffnung des Priesteramts

Katholische Kirchenreformbewegungen aus zehn Ländern haben sich in einem offenen Brief an Papst Franziskus gewandt und angesichts des Priestermangels „neue Formen des Gemeindelebens und deren Leitung“ gefordert.

Den Appell unterzeichneten insgesamt 23 kirchliche Reformbewegungen aus zehn Ländern, unter ihnen auch der Sprecher der österreichischen „Pfarrer-Initiative“, Helmut Schüller, und die „Wir sind Kirche“-Vorsitzende Martha Heizer. In dem Schreiben drücken die kritischen Initiativen aus den USA, Australien, Indien, Großbritannien, Irland, Italien, Slowakei, der Schweiz, Österreich und Deutschland ihre Sorge über die „massiv bedrohte“ Zukunft der Pfarrgemeinden aus.

„Öffnen wir das priesterliche Leitungsamt“

Den Papst rufen sie dazu auf, dem Fusionieren von Gemeinden durch die Bischöfe Einhalt zu gebieten. „Öffnen wir das priesterliche Leitungsamt für alle, die dazu begabt sind! Etablieren wir eine neue Kultur der Mitverantwortung und Mitentscheidung in allen Strukturen unserer Kirche!“, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Schreiben. Die Gruppierungen betonen darin ihre Sorge über die „massiv bedrohte“ Zukunft der Pfarrgemeinden, weil Bischöfe dem Priestermangel „überall auf der Welt immer öfter mit der Zusammenlegung aktiver und lebendiger Pfarrgemeinden zu anonymen und unüberschaubaren Großpfarren“ begegneten.

„Wir, besorgte Priester und Diakone, Seelsorgerinnen und engagierte Kirchenbürgerinnen und Kirchenbürger in den Gemeinden dieser Welt, sind nicht länger bereit, diesen Weg mitzugehen“, heißt es in dem offenen Brief. Um die Zukunft der Kirche mit lebendigen Gemeinden lebendig zu erhalten, brauche es neue Strukturen und Leitungsmodelle.

Sie seien nicht länger bereit, den Weg des „Fusionierens“ von Pfarrgemeinden mitzugehen, halten die Unterzeichner fest. Aktive Gemeinden seien Voraussetzung, damit die von Papst Franziskus vertretene Vision einer Kirche „in der Spur und im Geist Jesu nahe bei den Menschen“ leben könne. „Papst Franziskus, Sie brauchen lebendige Gemeinden und die Gemeinden brauchen Sie!“, rufen die Reformgruppen den Papst zum Handeln auf.

„Neue Wege in der Praxis“

Kirche finde im Alltag der Menschen statt, und werde dort „lebendig oder auch nicht“, wird in dem Schreiben weiter ausgeführt. „Hier und nur hier erfährt Kirche tagtäglich ihren Daseinsgrund.“ Notwendig seien daher neue Strukturen und Leitungsmodelle, die Katholiken „entsprechend ihrer Charismen beteiligen“. Solche Wege gebe es in der Praxis bereits: Frauen und Männer, Ehepaare, Geschiedene und Wiederverheiratete, Homosexuelle und Heterosexuelle, Junge und Alte, die durch ihren persönlichen Einsatz Priester in deren wachsenden Aufgaben entlasten und „kreative Lösungen“ finden würden, wo es keinen Priester mehr vor Ort gebe.

„Erinnern wir uns daran, wie Jesus Gemeinde verstanden und gelebt hat!“, wird in dem Aufruf appelliert. Man stehe bereit, Erfahrungen und Ideen einzubringen, um Papst und Bischöfe bei der Umsetzung der Vision einer Kirche als „echte Weggefährtin“ der Menschen „tatkräftig zu unterstützen“, so die Gruppierungen: „Packen wir es mutig miteinander an!“

religion.ORF.at/APA/KAP

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