Elfte ökumenische „Lange Nacht der Kirchen“

Am 29. Mai stehen die Türen von 740 Kirchen in ganz Österreich für Besucher offen. Zum elften Mal findet die „Lange Nacht der Kirchen“ statt, zu der die im Ökumenischen Rat vertretenen Glaubensgemeinschaften einladen.

Erstmals ist heuer der „Raum der Stille“ am Wiener Hauptbahnhof mit dabei. Weitere Neuzugänge sind die Albertus Magnus Schule in Wien, die serbisch-orthodoxe Neulerchenfelder Marienkirche und die rumänisch-orthodoxe Kirche in Wiener Neustadt. Auch die Diözese Vorarlberg nimmt nach zweijähriger Pause wieder teil und zahlreiche Klöster bitten zum Eintritt.

Noch ein Novum ist die Teilnahme des Afroasiatischen Instituts (AAI) in Wien. Hier wird in Endlosschleife ein Kurzfilm zum Thema „vielfältig - verbunden“ präsentiert. Junge Mitarbeiter des AAI aus aller Welt beschäftigten sich auf kreative Weise mit diesem Thema. Außerdem wird zu einem musikalisch-spirituellen Streifzug durch Moschee, Kapelle und Hindutempel eingeladen, bei dem man Vertretern anderer Religionen begegnen kann.

Mehr als 3.000 Programmpunkte

Die Themen der Veranstaltungen reichen von Diskussionen über Ausstellungen, Führungen, Konzerten und Lesungen bis zu Gottesdiensten und vielen unterschiedlichen spirituellen Angeboten. Einen thematischen Schwerpunkt stellen heuer verfolgte Christen in der Gegenwart und der Vergangenheit - Stichwort Armenier-Genozid - dar. Ein weiterer widmet sich dem 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. Insgesamt gibt es österreichweit mehr als 3.000 Programmpunkte.

Veranstaltungshinweis

Lange Nacht der Kirchen, Freitag, 29.5.2015 ab etwa 18.00 Uhr in österreichischen Kirchen, Klöstern, Pfarren und anderen Einrichtungen

Den Anfang macht um 17.15 Uhr ein Schweigemarsch im Gedenken an verfolgte Christen vom Stephansdom in die Augustinerkirche mit anschließendem ökumenischem Gottesdienst. Bis 1.00 Uhr nachts stehen dann die meisten Kirchen offen. Einen noch längeren Atem hat man in St. Ruprecht in der Wiener Innenstadt, dort läuft das Nachtgebet bis 7.00 Uhr Früh. Im Vorjahr nahmen 320.000 Menschen an der Langen Nacht der Kirchen teil.

Pöll: „Größtes ökumenisches Ereignis“

Pastor Lothar Pöll, Superintendent der Evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich und Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), unterstrich bei einem Pressegespräch in Wien am Montag die kirchenverbindende Dimension der „Langen Nacht“: Diese sei „das größte ökumenische Ereignis im Jahr, eine Erfolgsgeschichte seit elf Jahren“. So verschieden die Kirchen auch sein mögen in den äußeren Formen, in der Art Gottesdienst zu feiern, in den Sprachen und Kulturen, so verbindet sie doch der gemeinsame Glaube.

Virgilkapelle aus dem 13. Jahrhundert unter dem Wiener Stephansplatz

APA/Georg Hochmuth

Virgilkapelle aus dem 13. Jahrhundert unter dem Wiener Stephansplatz

Superintendent Pöll: „In aller Buntheit ist ein Geist der Einheit zu verspüren. Wir treten nicht auf als Konkurrenten, wir machen keine Werbeveranstaltung für die eigene Konfession, sondern wir bezeugen, dass wir einander in versöhnter Verschiedenheit ergänzen.“ Die „Lange Nacht“ sei vor allem auch eine gute Möglichkeit die kleinen Kirchen zu entdecken, die nicht so bekannt sind.

Soziale Dimension der „Langen Nacht“

Pöll wie auch der Wiener katholische Bischofsvikar Dariusz Schutzki unterstrichen die soziale Dimension der Kirchen, die in der „Langen Nacht“ ebenfalls zum Vorschein komme, etwa im „Engagement für die Schwachen in unserer Gesellschaft, für die die am Rand stehen, für Obdachlose, für Bettler, für Flüchtlinge“. Gerade bei den Themen Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung würden die Kirchen sehr eng zusammenarbeiten, so Pöll und Schutzki.

Die „VinziWerke“ laden unter dem Titel „Auf den Spuren der Nächstenliebe“ zu einer „Tour d´amour“ in drei ihrer Einrichtungen. Zu einer Führung durch die Basilika zur Unbefleckten Empfängnis wird in der Diözese Eisenstadt geladen. Der Kapuzinerkonvent in Klagenfurt öffnet seine Klosterbibliothek für Führungen. Im Konvent der Elisabethinen kann die historische Apotheke der Erzherzogin Maria Anna besichtigt werden. Ausgewählte Klostergärten öffnen im Rahmen der „Langen Nacht“ in der Diözese Graz-Seckau ihre Pforten. Besichtigt werden können die Gärten der Minoriten in Graz, der Barmherzigen Brüder und der Klausurtrakthof des Franziskanerklosters.

Ein weiterer thematischer Schwerpunkt der „Langen Nacht“ ergibt sich aus dem 70-Jahr-Gedenken des Endes des Zweiten Weltkrieges. In zahlreichen Veranstaltungen wird dieses Ereignisses wie auch der Shoa gedacht. Dazu kommen Überlegungen zur Europapolitik und zur Neubesinnung der Christen auf ihre jüdischen Wurzeln.

„Lange Nacht“ auch in Nachbarländern

Laut Statistik der Veranstalter beteiligen sich 2015 743 Kirchen an der „Langen Nacht“ mit 3.103 Veranstaltungen. Auch international hat die „Lange Nacht“ Schule gemacht. In Tschechien, der Slowakei, in Ungarn, Südtirol und sogar in Estland findet die „Lange Nacht der Kirchen“ nach österreichischem Vorbild statt, ähnlich auch in Frankreich oder in Berlin.

Über Österreichs Grenzen hinaus reicht auch der Eröffnungsgottesdienst zur „Langen Nacht“ in der methodistischen Kirche im 15. Wiener Bezirk (Sechshauserstraße 56), um 18.00 Uhr. Die Predigt hält der methodistische Bischof Patrick Streiff, der aus der Schweiz anreist. Vertreter aller christlichen Kirchen in Österreich werden an dem Gottesdienst teilnehmen.

religion.ORF.at/APA/KAP

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