Papst Franziskus besucht am 6. Juni Sarajevo

Papst Franziskus wird am 6. Juni die bosnisch-herzegowinische Hauptstadt Sarajevo besuchen. Das schwierige multireligiöse Zusammenleben nach dem Krieg wird eines der Themen des Besuchs sein.

Elf Stunden lang will er an dem Ort, an dem der Bosnienkrieg (1991 bis 1995) am meisten wütete und wo der Neuaufbau des multiethnischen und multireligiösen Staates vor ständig neuen Problemen steht, „brüderliche Beziehungen stärken“, hieß es aus dem Vatikan bei der überraschenden Ankündigung der Visite im Februar. Die Reise wird 20 Jahre nach dem Friedensvertrag von Dayton 1995 das weiterhin schwierige Zusammenleben der bosnischen Muslime, orthodoxen Serben und katholischen Kroaten zum Thema haben.

Es ist die zweite Pastoralreise des Papstes aus Argentinien innerhalb Europas, acht Monate nach seinem Besuch im benachbarten Albanien, während der Kurzbesuch beim EU-Parlament in Straßburg im November politischer Natur war. Für Bosnien-Herzegowina ist es der insgesamt dritte Papstbesuch, nachdem Johannes Paul II. im April 1997 für zwei Tage in das zerstörte Sarajevo kam und 2003 die von „ethnischen Säuberungen“ besonders betroffene Stadt Banja Luka besuchte. Ein im Vorjahr errichtetes Drei-Meter-Denkmal vor der Kathedrale in Sarajevo erinnert heute an den Papst aus Polen.

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Papst Franziskus, der die Bischöfe von Bosnien-Herzegowina zuletzt im März in Rom empfangen hatte, hat für seinen Besuchstag ein dichtes Programm vor sich: Begegnungen mit den Volksgruppen-Vertretern des Staatspräsidiums, mit Vertretern anderer Religionen und christlichen Kirchen, mit der katholischen Geistlichkeit des Landes, mit Jugendlichen sind vorgesehen, sowie als Höhepunkt ein Gottesdienst im Kosevo-Stadion, zu dem an die 70.000 Teilnehmer erwartet werden. Die Sicherheitsvorkehrungen sind hoch, ebenso die Erwartungen an den Beitrag des Papstes in seinen sechs Reden zu Versöhnung und Aufarbeitung.

Vom Papst-Besuch erhofft sich auch die katholische Kirche in Bosnien-Herzegowina Rückhalt: Von den heute rund 3,8 Millionen Bewohnern gehören 440.000 der kroatisch-katholischen Gruppe an - nur noch die Hälfte jener, die vor dem Krieg 1991 im Land waren. Um die 1.000 Kirchengebäude wurden in den Kämpfen zerstört, die Bischöfe klagen über Hürden bei Bauvorhaben sowie weitere Benachteiligungen im Alltag, zudem hält die Auswanderung der Katholiken an. Eine Brücke aus Österreich zur Kirche vor Ort besteht seit 2004 durch die Partnerschaft zwischen der Diözese Gurk-Klagenfurt und der Erzdiözese Sarajevo.

religion.ORF.at/KAP