IRL: Kirche zieht Bilanz nach Referendum zu Homoehe

Das Ja zur „Homoehe“ in Irland lässt nach den Worten des Erzbischofs von Dublin, Diarmuid Martin, einen „substanziellen Riss zwischen der katholischen Kirche und der Gesellschaft“ erkennen.

Den deutlichen Ausgang des Referendums zur rechtlichen Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der traditionellen Ehe bewertete Martin am Sonntag im Interview mit der Internetplattform Vatican Insider als Zeichen für eine „Kulturrevolution“.

Hände Homoehe

dpa-Zentralbild/Jens Kalaene

Die Hände eines homosexuellen Paares und eines Kindes

Gleichstellung von Ehe und Partnerschaft

Die Iren stimmten mit einer Mehrheit von knapp 62 Prozent für einen Verfassungszusatz wonach eine „Ehe zwischen zwei Personen unabhängig von ihrem Geschlecht“ geschlossen wird. Die Gegner räumten bereits kurz nach Beginn der Stimmenauszählung ihre Niederlage ein.

Die Regierung in Dublin hat nun den Auftrag, die Verfassung des katholisch geprägten Landes entsprechend zu ändern. Damit ist weltweit erstmals durch einen Volksentscheid die rechtliche Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der traditionellen Ehe eingeleitet.

„Nationaler Akt der Inklusion"

Irlands Premierminister, der Katholik Enda Kenny, sprach in einer ersten Reaktion von einer „Pioniertat“. Die hohe Wahlbeteiligung zeige, wie wichtig solche politischen Veränderungen seien, so der Chef der christdemokratisch orientierten „Fine Gael“-Partei. Von den 3,2 Millionen stimmberechtigten Iren machten rund 65 Prozent von ihrem Wahlrecht Gebrauch.

Der frühere Chef der mitregierenden Labour-Partei, Eamon Gilmore, sprach von einem „nationalen Akt der Inklusion“, der selbst homosexuelle Gesundheitsminister Leo Varadkar von einer „sozialen Revolution“.

Erzbischof Martin: Jugendpastoral prüfen

Irlands katholische Kirche, in den zurückliegenden Jahren durch die Aufdeckung zahlreicher Missbrauchsfälle in ihrem Ansehen geschwächt, hatte sich bis zuletzt gegen das Ansinnen des Referendums gestemmt.

Dem Resultat sei zu entnehmen, dass nicht nur sehr viele junge Menschen mit Ja gestimmt hätten, sondern auch viele noch kirchlich gebundene Iren, hob Erzbischof Martin hervor. Welche genauen Konsequenzen die Kirche aus diesem Ergebnis ziehen müsse, stehe noch nicht fest; sicher gelte es, die Jugendpastoral auf den Prüfstein zu stellen. Mit dem Volksentscheid, so Dublins Erzbischof weiter, setze sich ein „individualistisches Familienverständnis“ durch. Sein Amtsbruder in Armagh, Primas-Erzbischof Eamon Martin, hatte bereits zuvor vor einer neuen „Leitkultur der geschlechtsneutralen Ehe“ gewarnt, die es der Kirche noch schwerer machen werde, ihr Eheverständnis zu vertreten.

Der Anführer der Nein-Kampagne, David Quinn, zeigte sich vom Ausgang des Referendums „sehr beeindruckt“. Zugleich wies der Journalist und Leiter des katholisch orientierten „Iona“-Instituts darauf hin, dass keine politische Partei das Anliegen der Gegner unterstützt habe. Bisher war in Irland - wie etwa auch in Österreich - nur eine eingetragene Lebenspartnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare möglich.

religion.ORF.at/KAP

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