Größte steirische Pfarre: Pfingsten mit Flüchtlingen

Die Pfarrgemeinde Weiz, mit 15.000 Katholiken größte Pfarre der Steiermark, hat das seit Jahren als überregionaler Veranstaltungsreigen begangene Pfingstfest im Zeichen der Solidarität mit Flüchtlingen gefeiert.

Im vergangenen Winter wurden unter großer Beteiligung von Pfarrmitgliedern drei Dutzend Flüchtlinge in Weiz aufgenommen, die in angemieteten Wohnungen in Kleingruppen untergebracht wurden und von Einheimischen mit Möbeln, Lebensmitteln, Kleidung und Deutschunterricht versorgt werden. Dieses Vorzeigeprojekt konkretisierter Nächstenliebe wurde nun auch beim Weizer „Pfingstereignis“ - einem mehrwöchigen Programmangebot mit gesellschaftspolitischen, kulturellen und spirituellen Akzenten - und dessen Höhepunkt, dem Pfingstsonntaggottesdienst, augenscheinlich.

Gottesdienst mit Muslimen

Die 35 derzeit untergebrachten Flüchtlinge aus Syrien, dem Iran, dem Irak, Moldawien, Afghanistan und Tibet, darunter einige Muslime, gestalteten den katholischen Gottesdienst mit, verlasen Fürbitten, berichteten über oft dramatische Fluchtumstände, sogar ein islamisches Gebet war zu hören, wie der Weizer Theologe Fery Berger am Dienstag im Gespräch mit Kathpress mitteilte.

Er sei stolz auf die Weizer Pfarre, die in enger Kooperation mit der Stadtgemeinde zeige, dass ein humaner Umgang mit Heimatvertriebenen bei entsprechendem Willen durchaus ohne Proteste aus der Bevölkerung umsetzbar ist, so Berger. Er wandte sich in scharfer Form gegen politische Versuche im steirischen Landtagswahlkampf, Aversionen gegen vermeintliche Wirtschaftsflüchtlinge zu schüren, „die uns etwas wegnehmen wollen“.

Engagement für Flüchtlinge

Mehr als 40 Weizer Pfarrmitglieder engagieren sich laut Berger ehrenamtlich für die Flüchtlinge, besuchen sie in den sieben angemieteten Wohnungen, eine Psychotherapeutin hilft bei der Aufarbeitung traumatisierender Fluchterlebnisse, die Pfarre finanziert den Betroffenen noch während des laufenden Asylverfahrens Deutschkurse. Für Flüchtlinge mit positivem Asylbescheid gibt es Unterstützung bei der Jobsuche und bei Familienzusammenführungen. Dabei komme zugute, dass der Bezirk Weiz eine vergleichsweise geringe Arbeitslosigkeit habe und Fachkräfte durchaus gebraucht werden, wie Berger - er ist auch Mitinitiator der Bewegung „Way of Hope“ - erklärte.

20 Jahre nach „Pfarrkonzil“ neue Reformanliegen

Vor 20 Jahren erlangte Weiz mit der Formulierung der auf Kirchenreform ausgerichteten und etwa von Kardinal Franz König unterstützten „Weizer Pfingstvision“ mitten im Skandal um Kardinal Hans Hermann Groer österreichweite Aufmerksamkeit; auch ein „Pfarrkonzil“ wurde damals abgehalten. Kürzlich kam es zu einer zweiten Pfarrversammlung mit mehr als 200 Teilnehmern, deren sieben Hauptergebnisse zu Pfingsten präsentiert wurden. Eines davon betrifft Kurzzeit-Wohnmöglichkeiten für anerkannte Flüchtlinge, die nach Abschluss ihres Asylverfahrens noch vier weitere Monate lang staatliche Unterstützung bekommen, dann aber auf eigenen Füßen stehen müssen.

Auch die weiteren Beschlüsse weisen Weiz als eine Pfarre aus, die, so Theologe Berger, den Anspruch von Papst Franziskus umzusetzen sucht, als Kirche „an die Ränder der Gesellschaft“ zu gehen und sich besonders der Armen anzunehmen: Fortan sind 30.000 Euro Jahresbudget für Menschen im Pfarrbereich vorgesehen, die in Armut leben müssen. Berger spricht von ca. 900 unter der Armutsgrenze Befindlichen.

Aufgebracht werden soll dieser Fixbetrag über Spenden und Projekte, die Pfarre übernimmt eine Art Ausfallshaftung. Beschlossen wurden weiters ein Lerncafe als kostenloses Nachmittagsangebot für Schüler bis 15 Jahre, eine intensivierte Trauerbegleitung und „Gesprächsangebote für Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, und die, die sich ausgegrenzt fühlen“, ein Zugehen auf Geschiedene und Menschen in zweiter Ehe sowie Impulse zur persönlichen Gotteserfahrung.

religion.ORF.at/KAP

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