„Arbeitspapier“ zu Familiensynode an Papst übergeben

Die Vorbereitungen auf die Bischofssynode über die Familie im Oktober gehen offensichtlich in eine entscheidende Phase. Ein „Arbeitspapier“ zur Familiensynode dürfte fertig und dem Papst übergeben worden sein.

Nach zweitägigen Beratungen der Mitglieder des Bischofsrats der Synode, darunter Kardinal Christoph Schönborn, empfing Papst Franziskus am Dienstag deren Generalsekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri und Untersekretär Fabio Fabene in Audienz. Beobachter gehen davon aus, dass in den vergangenen Tagen das Arbeitspapier der Synode fertiggestellt wurde. Es dürfte jetzt abschließend dem Papst überreicht worden sein. Franziskus selbst hatte an beiden Tagen an den Beratungen des Bischofsrates teilgenommen. Mit der Veröffentlichung des Dokuments ist in den nächsten Wochen zu rechnen.

Das Arbeitspapier, das „Instrumentum laboris“, bildet die inhaltliche Grundlage für die 14. Ordentliche Generalversammlung der Synode. Sie tagt vom 4. bis 25. Oktober im Vatikan zum Thema „Die Berufung und Mission der Familie in der Kirche in der modernen Welt“. Eine außerordentliche Synode hatte im Oktober 2014 bereits das gleiche Thema behandelt, das nun vertieft und abschließend geklärt werden soll.

Vernetzungstreffen in Rom und Bratislava

Mehrere wichtige Bischofskonferenzen Europas versuchen im Vorfeld der Weltbischofssynode über die Familie, die im Herbst im Vatikan stattfindet, ihre Positionen abzustimmen. Dabei sollen laut Medienberichten einige Versuche mit Erfolg gekrönt, andere hingegen gescheitert sein.

Wie die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am Dienstag in Bonn mitteilte, habe am Pfingstmontag in Rom ein Studientag von Bischöfen und Theologen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz zur Vorbereitung auf die Synode stattgefunden. Der Austausch habe gezeigt, dass die Ehe- und Familienpastoral auf individuelle Lebensentwürfe reagieren müsse, teilte die Deutsche DBK in einem Kommunique mit. Auch gelte es, den Einfluss biografischer Entwicklungen auf die moralische Sichtweise eines Menschen zu berücksichtigen.

Sexualität „als kostbare Gabe Gottes“

50 Mitglieder der drei einladenden Bischofskonferenzen, Synodenteilnehmer, Theologieprofessoren, Mitarbeiter der Römischen Kurie und Medienvertreter seien am Montag zusammengekommen, um die biblischen und theologischen Grundlagen von Ehe und Familie zu erörtern. Aus Deutschland waren DBK-Vorsitzender Kardinal Reinhard Marx, DBK-Familienbischof Heiner Koch (Dresden-Meißen) sowie der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode nach Rom gereist.

Die Teilnehmer diskutierten den Angaben zufolge auch über eine „Theologie der Liebe“, die Sexualität „als kostbare Gabe Gottes zum Ausdruck von Liebe versteht“. Diese Ansätze gelte es nun weiterzuentwickeln. Die Einladung zu der Tagung war aus dem jährlichen Treffen der Vorsitzenden der drei Bischofskonferenzen hervorgegangen, das im Jänner in Marseille stattgefunden hatte.

Ähnliche Initiative mit Polen gescheitert

Unterdessen berichtet die Würzburger katholische Zeitung „Die Tagespost“, dass eine ähnliche Initiative mit Polen gescheitert sei. Die Zeitung beruft sich dabei auf die US-Zeitung „National Catholic Register“ und die Warschauer Kirchenzeitung „Idziemy“. Demnach soll DBK-Vorsitzender Marx Anfang Mai den polnischen Bischöfen, die zum 70. Jahrestag der Dachau-Befreiung nach Bayern gekommen waren, während des Essens vorgeschlagen haben, ein Treffen abzuhalten.

Es hätte den Berichten zufolge laut Marx das Ziel haben sollen, „auf einen Konsens hinzuarbeiten“, hinsichtlich einer gemeinsamen Position bei der Synode im Herbst. Die 14. Ordentliche Generalversammlung der Bischöfe tagt vom 4. bis 25. Oktober im Vatikan zum Thema „Die Berufung und Mission der Familie in der Kirche in der modernen Welt“.

Der Vorschlag von Marx sei jedoch von den polnischen Bischöfen zurückgewiesen worden, so der „Register“ und „Idziemy“. Das polnische Blatt schreibt in einem Kommentar, der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz und Anführer der polnischen Synodendelegation, Erzbischof Stanislaw Gadecki, stehe in der Ehelehre „ohne Zweifel“ treu zur Lehre des heiligen Johannes Paul II. Es wäre aber in dem vom Marx vorgeschlagenen Treffen darum gegangen, Gadecki „von dem Standpunkt zu überzeugen, den Kardinal Marx vertritt“.

Ostmitteleuropa-Treffen in Bratislava

Positiv kommentiert wurde hingegen ein Ostmitteleuropa-Vernetzungstreffen mit unter anderen Erzbischof Gadecki, das am 11. und 12. Mai in Bratislava stattgefunden hatte. Bischöfe aus Weißrussland, Litauen, Polen, der Ukraine, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Kroatien hatten teilgenommen. Das Treffen fand ebenfalls im Blick auf die Weltbischofssynode statt.

Eröffnet worden war die Tagung vom Erzbischof von Bratislava und Vorsitzenden der Slowakischen Bischofskonferenz, Stanislav Zvolensky, und dem Apostolischen Nuntius in der Slowakischen Republik, Erzbischof Mario Giordana. Erzbischof Gadecki referierte über „ausgewählte Aspekte der Situation der Familien in der Gegenwart, beispielsweise der Sorge um die Wiederverheirateten und die Seelsorge für Personen mit homosexuellen Neigungen, sowie den Einflusses einiger Ideologien“. Organisiert wurde das Bischofstreffen von der Slowakischen Bischofskonferenz.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu: