Ja zu Homoehe für Vatikan „Niederlage für Menschheit“

Der Vatikan hat das irische Ja zur Ehe für gleichgeschlechtliche Paare als „Niederlage für die Menschheit“ bezeichnet. Das sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Dienstag bei einer Veranstaltung in Rom.

„Ich bin sehr traurig über dieses Ergebnis, die Kirche muss diese Realität berücksichtigen, aber in dem Sinne, ihre Verpflichtung zur Evangelisierung zu stärken“, so Kardinalstaatssekretär Parolin. „Ich glaube, man kann nicht nur von einer Niederlage der christlichen Prinzipien, sondern von einer Niederlage für die Menschheit sprechen“, zitierte ihn Radio Vatikan weiter. Das katholische Irland hatte in einem Referendum am Wochenende für die Ehe für homosexuelle Paare gestimmt. Man müsse alles dafür tun, die Familie zu verteidigen, so Parolin, weil sie die Zukunft der Menschheit und der Kirche bleibe. Eine am Mittwoch veröffentlichte Meinungsumfrage besagt, dass mittlerweile 51 Prozent der Italiener die Homosexuellenehe befürworten.

Schwuler Diplomat: Frage ungeklärt

Parolin äußerte sich auch zu dem homosexuellen Diplomaten Laurent Stefanini, den Frankreich im Jänner als Botschafter für den Vatikan benannt hatte. Eine Antwort des Kirchenstaates in der Frage ist bisher ausgeblieben - mehr dazu in Streit um schwulen Diplomaten: Vatikan bleibt hart. Zwischen dem Heiligen Stuhl und Frankreich sei der Dialog immer noch offen, „und wir hoffen, dass er auf gute Art und Weise geschlossen werden kann“, so Parolin.

Abstimmung über Homosexuellenehe in Irland: Zwei Frauen umarmen sich

Reuters/EPA/Aidan Crawley

Für den Vatikan eine "Niederlage: das irische Votum

Der katholische Bischof der deutschen Stadt Erfurt, Ulrich Neymeyr, lehnte eine Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften ab. „Auch nach dem eindeutigen Abstimmungsergebnis in Irland möchte ich an einem Eheverständnis festhalten, das Ehe als lebenslangen Bund einer Frau und eines Mannes sieht“, sagte Neymeyr der in Erfurt erscheinenden „Thüringer Allgemeinen“ (Mittwoch-Ausgabe).

„Nicht möglich, Familie zu werden“

Neymeyr betonte: „Gewiss gehen auch in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften Menschen in Liebe und Treue miteinander durchs Leben, und das ist etwas Gutes und Wertvolles. Dennoch unterscheiden sie sich von Eheleuten, weil es ihnen von sich aus nicht möglich ist, Familie zu werden.“ Aufgrund dessen sehe er die Entscheidung in Irland kritisch. „Was nicht gleich ist, kann nicht als Gleiches behandelt werden“, so der Bischof.

Der Umgang mit Homosexuellen in der katholischen Kirche wird derzeit im Vatikan heiß diskutiert. Am Montag und Dienstag kam der Rat der Bischofssynode zusammen, um die anstehende Familiensynode im Oktober im Vatikan vorzubereiten. Bei dieser Versammlung aller Bischöfe der Welt sollen Themen wie wiederverheiratete Geschiedene oder eben auch der Umgang mit Homosexuellen diskutiert werden.

„Kopf nicht in den Sand stecken“

Am Dienstag hatte es zunächst ganz andere Stimmen aus der römisch-katholischen Kirche gegeben: Der italienische Bischof Domenico Mogavero forderte einen „realistischen“ Umgang der Kirche mit dem Thema Homosexuellenehe. In Italien gebe es Hunderttausende gleichgeschlechtliche Partnerschaften, das könne nicht ignoriert werden, sondern brauche einen rechtlichen Rahmen, sagte er.

Man könne nicht den Kopf in den Sand stecken und eine verbreitete gesellschaftliche Realität nicht juristisch anerkennen, so der Bischof des sizilianischen Mazara del Vallo. Das Ergebnis der Abstimmung in einem der katholischsten Länder Europas sei eine „Klingel“ für Italien. Diarmuid Martin, Erzbischof von Dublin, sagte, man müsse sich einem „Realitätscheck“ unterziehen. Die Volksbefragung habe eine „soziale Revolution“ fortgesetzt. Von Österreichs Bischöfen und den heimischen Katholikenverbänden war seit der Irland-Abstimmung zum Thema Homosexuellenehe noch nichts zu hören.

Hoffnungen auf Öffnung

Viele Gläubige erhoffen sich von Papst Franziskus eine Öffnung in diesen Fragen. Unter ihm sind diese immerhin zu einem Thema geworden, über das offen gesprochen wird, auch wenn es bisher keine Entscheidungen gab und eine Revolution auch bei der jetzt anstehenden Synode unwahrscheinlich ist. „Wenn jemand schwul ist und er den Herrn sucht und guten Willen zeigt, wer bin ich, das zu verurteilen?“, hatte der Papst 2013 gesagt.

religion.ORF.at/dpa/AFP/KAP

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