Betrugsermittlungen gegen vatikanischen Prälaten

Der Präsident des Päpstlichen Familienrates, Kurienerzbischof Vincenzo Paglia, ist ins Visier der italienischen Justiz geraten. Gegen ihn laufen Ermittlungen wegen Betrugs.

In dem Fall gegen den ehemaligen Bischof der Diözese Terni-Narni-Amelia in der mittelitalienischen Region Umbrien geht es um den Erwerb eines Renaissance-Schlosses in Narni, nahe der umbrischen Stadt Terni, berichteten italienische Medien. Das Schloss San Girolamo in Narni hat einen großen künstlerischen und kulturellen Wert, ist jedoch seit Jahren verfallen. Der 70-jährige Paglia, der zwischen 2000 und 2012 Bischof von Terni war, sei Drahtzieher des betrügerischen Immobiliendeals gewesen, so die Justizbehörden.

Ermittler vermuten Immobilienbetrug

Die Ermittler gehen davon aus, dass das Schloss im Rahmen einer manipulierten Versteigerung von der Gemeinde mit kirchlichen Geldern für 1,7 Millionen Euro gekauft wurde. Dabei lag der Wert bei über 5,6 Millionen Euro. Paglia soll sich eingeschaltet haben, um das Schloss mit Millionengewinn weiterzuverkaufen. Damit wollte er offenkundig die Schulden der Diözese verringern. Mit einem Schuldenberg von 25 Millionen Euro gilt Terni als eine der meistverschuldeten Diözesen Europas, berichteten italienische Medien.

Paglia beteuert Unschuld

In den Sog der 2013 aufgenommenen Untersuchung ist auch Narnis Bürgermeister Stefano Bigaroni geraten, dessen Gemeinde das Anwesen damals verkaufte. Wegen des Skandals waren bereits zwei Mitarbeiter der Diözese sowie der Verwalter einer Immobiliengesellschaft und ein Gemeindebeamter festgenommen worden.

Paglia, der von Papst Benedikt XVI. an die Spitze des päpstlichen Familienrates gehievt worden war, beteuerte seine Unschuld. Er vertraue auf die Justiz und werde seinen Ruf wahren, wurde er von italienischen Medien zitiert. Der vatikanische Pressesprecher, Pater Federico Lombardi, wollte kein Kommentar zu der Untersuchung abgeben. Er wolle erst das Ende der Ermittlungen abwarten.

religion.ORF.at/APA